Flug ins Feuer
»Was?«
»Weißt du, diese Fiesta könnte genauso gut auch für dich sein, Tom Farrell.«
Etwas schockiert von ihrer Berührung, aber mehr noch von dem Bedürfnis, ihre Hände festzuhalten, damit sie ihn nie wieder losließ, sah er sie blinzelnd an. »Rosa …«
» Si?«
» Erschrick bitte nicht, aber …«
»Du möchtest mich küssen?«
Sprachlos starrte er sie an.
»Oh Tom.« Sie lächelte ihn liebevoll an. »Wie kommt es, dass du in all den Jahren nie daran gedacht hast?«
Er blinzelte erneut, langsam wie eine Eule. »Gedacht? Woran genau?«
Ihre Finger glitten in seine langen Haare, die von einem Band zusammengehalten wurden. Ihr Körper näherte sich seinem ein wenig.
Der reagierte.
» Daran«, flüsterte sie. Sie machte einen Kussmund und trat zurück. »Denk darüber nach, ja? Ich bin es leid zu warten.« Sie lächelte in sein verblüfftes Gesicht, drehte ihn um und scheuchte ihn aus ihrer Küche.
Zwanzig Minuten später erhob Lyndie sich vom Bachufer und hob den Kater auf. »Ich bin hungrig.« Und geführt von ihrem knurrenden Magen ging sie ins Gasthaus. Sie trat durch die Seitentür ein, die zum Hof führte, dann blieb sie angesichts der Menschenmenge zwischen den Blumen und Steinbänken wie angewurzelt stehen. Bunte Fähnchen waren im Zickzack über den Hof gespannt, und überall stand Essen, während mexikanische Fiestamusik plärrte dank der vier Männer in der Ecke und ihrer spontan zusammengewürfelten Band.
Sie erkannte sie wieder als einige von den Männern, die vorhin beim Feuer mitgeholfen hatten; viele andere erkannte sie ebenfalls, und sie war im Nu umringt von Leuten, die ihr danken wollten, sie umarmen wollten, mit ihr reden wollten. »Was ist das?«, fragte sie Rosa, die ihr im Austausch gegen Lucifer einen Drink reichte. »Eine Feier, dass das Feuer unter Kontrolle ist?«
Rosa lächelte und küsste Lyndie auf die rechte Wange, und dann auf die linke. »Es ist eine Feier, um das Leben zu genießen, querida. «
Über Rosas Schulter hinweg wurde Lyndie gewahr, wie gleichermaßen überrascht Griffin war, als er den Hof betrat. Tom reichte auch ihm ein Getränk und schlug ihm auf die Schulter.
Griffin nahm die Bierflasche entgegen und lächelte Tom an, und dann suchte er den Raum ab und stoppte erst, als ihre Blicke sich trafen.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, ebenso ihr Herz. Und dann kam er auf sie zu, ohne sie aus den Augen zu lassen, und blieb vor ihr stehen. »Hast du das arrangiert?«, fragte er sie.
»Ha! Meine querida hier weiß nicht einmal, wie man
Wasser kocht.« Rosa umarmte ihn. »Das ist mein Dankeschön.«
»Aber … das Feuer ist noch nicht aus.«
»Es wird ausgehen. Jeder sagt, wie hart du arbeitest. Ohne Lyndies Hilfe, ohne deine Hilfe hätte Gott weiß was mit San Puebla passieren können. Mit unseren Häusern. Mit Lyndies Gasthaus.«
Griffin sah Lyndie an. »Dein Gasthaus?«
Verdammt. »Also …«
»Ihr gehört dieses Haus«, sagte Rosa stolz. »Sie hat es gekauft, als der frühere Besitzer vor drei Jahren ins Gefängnis kam. Dieser Mann, mein Boss... schrecklich, sehr böse. Eines Tages kam Lyndie mit einem Doktor für die Kinder und ist geblieben. Ihr hat es gefallen. Sie hat meinen Job gerettet. Süß, si ?«
»Sehr süß.« Griffin ließ Lyndies Blick nicht los. »Hast du nicht gesagt, dein einziges Zuhause wäre der Himmel? Dass es dir gefiele, frei wie ein Vogel zu sein, keine Bindungen, keine Beziehungen zu haben?«
Rosa strahlte. »Oh no. Lyndie hat viele Bindungen.« Sie beugte sich näher vor und flüsterte ihm vertraulich zu: »Sie gibt es nur nicht gern zu.«
»Hallo«, winkte Lyndie, »ich bin hier.«
Rosa umarmte sie nur. »So ein großzügiger Boss, du lässt mich tun, was ich will.«
»Dich lassen …« Lyndie schüttelte den Kopf und musste lachen. »So wie jeder dich tun lässt, was du willst.«
Rosa lächelte nur.
Aber Griffin hatte diese neue Information immer noch nicht so recht verdaut. »Dieses Haus gehört dir«, wiederholte er. »Das Rio Vista gehört Lyndie Anderson.«
»Ja«, sagte Rosa, die ihre Hüften schwenkte und mit dem
Fuß den Takt zur Musik stampfte. »Sie ist so wunderbar, innerlich und äußerlich. Findest du nicht auch?«
Lyndie stellte ihren Drink ab und warf Rosa einen warnenden Blick zu. »Okay. Das reicht.«
»Was reicht?« Rosa hob die Hände mit Unschuldsmiene. »Ich stehe einfach nur hier.«
»Ja, du stehst einfach nur hier. Ich habe dich durchschaut«, zeigte Lyndie mit dem Finger auf sie.
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