Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flug ins Gestern

Flug ins Gestern

Titel: Flug ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bertram Chandler
Vom Netzwerk:
unbegründet war. Die Betäubten lagen weit über den Dorfplatz verstreut, manche noch umschlungen, aber alle außer Gefahr.
    Williams landete das Fahrzeug zwischen zwei Hütten in der Nähe des Platzes. Grimes sprang ab, gefolgt von seinen Begleitern. Seine Schutzbrille war vom Nieselregen beschlagen, und er zweifelte, daß er so, trotz der starken Taschenlampe, die er von Williams bekommen hatte, in der Lage war, seine eigenen Leute von den Eingeborenen zu unterscheiden. Die meisten Männer und Frauen lagen nackt am Boden, und Nacktheit macht anonym …
    Allerdings fiel es ihm nicht schwer, den ersten nackten Körper, den er fand, zu identifizieren. Maggie Macpherson hielt immer noch den altertümlichen Dudelsack in den Händen. Ihre Uniformmütze saß seltsamerweise immer noch auf dem Kopf mit den unvorschriftsmäßig getragenen roten Locken. Und sie hatte noch die Stiefel an. Grimes lachte trotz der Gasmaske, die sich in sein Gesicht schnitt. Wenn all seine Leute es nicht übers Herz gebracht hatten, die Uniform ganz auszuziehen, würde es seine Arbeit erleichtern.
    Grimes suchte weiter, und tatsächlich hatten mit wenigen Ausnahmen alle Männer und Frauen der Schiffsbesatzung noch ihre Stiefel an. Sie waren nicht in ihnen gestorben, hatten aber, wie Grimes feststellen mußte, alle anderen Dinge, die er befürchtet hatte, in ihnen getan, bevor das Gas sie überraschte.
    Williams trat neben den Kommodore und murmelte:
    »Ich sollte eine Kamera mitgenommen haben. Mit diesem Bild hätte ich sämtliche Ausstellungen gewonnen! Zwölf Menschen in vier Posen, alle Achtung …«
    »Das könnte Ihnen so passen«, knurrte Grimes. »Los, bringen wir sie aufs Boot. Ich finde das, was hier geschah, überhaupt nicht witzig, und gewissen Leuten wird ebenfalls das Lachen vergehen, wenn sie in der Quest wieder zu sich kommen!«
    Sie machten sich daran, die Bewußtlosen auf die Lastenplattform zu schaffen. Williams wußte, wie viele Männer und Frauen sie zu suchen hatten und behielt ständig einen Überblick über diejenigen, die schon auf die Plattform geschafft worden waren. Schließlich erklärte der Commander, daß nur noch ein Mann vermißt wurde – Titanov.
    »Wir sollten ihn in seinem eigenen Saft schmoren und die Suppe, die er sich eingebrockt hat, selbst auslöffeln lassen«, schlug Grimes vor. Aber Williams überhörte die Worte seines Vorgesetzten und suchte weiter, bis er den Soldaten in einer der Hütten fand. Er mußte die teilweise ineinander verschlungenen Körper von sechs nackten Frauen zur Seite schaffen, bevor er den Riesen endlich ins Freie und zum wartenden Boot schleppen konnte.
    Die vom Boden aufgelesenen Waffen wurden gezählt. Grimes, Mayhew und Sonja suchten solange, bis alle Seitenwaffen und Lähmpistolen auf einem Haufen auf der Plattform lagen, zusammen mit einem großen Haufen abgelegter Uniformteile. Sonja hatte inzwischen ihre eigenen Kleider gefunden und sich schnell angezogen.
    »Nun müssen wir den König finden«, sagte Grimes schließlich.
    »Warum?« wollte Williams wissen.
    »Weil der Bastard auf uns geschossen hat. Ich werde ihm die Armbrust wieder abnehmen, ehe er weiteres Unheil damit anrichten kann.«
    Mit ihren Taschenlampen durchsuchten die beiden Männer noch einmal das schlafende Dorf, lange Zeit erfolglos. Dann fanden sie zwei hünenhafte Körper, die dicht beieinander am Boden lagen. Einer von ihnen hielt die Armbrust umklammert.
    Es war Herak. Williams beugte sich über den anderen.
    »Hektor«, murmelte der Commander. »Er ist tot …«
    Grimes sah den zertrümmerten Schädel des Königs. Herak hatte ihm mit der Armbrust den Schädel eingeschlagen.
    Hektor war tot – und wer würde der nächste König des Stammes sein?
    Das, sagte sich Grimes, sollte nicht seine Sorge sein.
     

 
20.
     
    Es war eine lange Nacht gewesen – lang und anstrengend. Grimes litt immer noch unter den Nachwirkungen des Pilzbiers, als er sich aufs Sofa in seiner Kajüte fallen ließ. Er schlief nicht in seinem Bett, denn obwohl er nicht wußte, was zwischen Sonja und Hektor vorgefallen war (wenn überhaupt), war das Verhältnis der Eheleute Grimes angespannt.
    Natürlich ging es Sonja nicht viel besser als ihm. Auch Carnaby und Brenda Coles, die nur sehr wenig von dem Gebräu der Eingeborenen getrunken hatten, bildeten keine Ausnahme. Nur Williams war nüchtern. Unermüdlich schaffte er die betäubten Mitglieder der Crew in ihre Quartiere, bis alle in ihren Betten lagen. Trotzdem dämmerte im Osten

Weitere Kostenlose Bücher