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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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ich etwas sagen konnte: »Einen Mojito?«
    Erstaunt sah Justus mich an.
    »Bin öfter hier«, wand ich mich aus der Klemme.
    Zum Glück schluckte Justus das.
    Wir setzten uns an einen freien Tisch, Justus wollte keine Extrabehandlung, obwohl der Barkeeper uns angeboten hatte, das Separee für uns zu räumen. Das fehlte noch, dass dieses »spaßfreie« Pärchen mich wiedererkannte.
    Meine Nervosität hatte sich keinen Deut gelegt. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, und es wunderte mich auch nicht, weil Justus Staufen mich anstrahlte und alle an den Nachbartischen sich die Köpfe verrenkten.
    »Alles klar bei dir, Lotte?«, fragte er fast zärtlich und nahm für einen kurzen Moment meine Hand, was nicht gerade hilfreich war, denn die Berührung tat ihr Übriges!
    Tapfer lächelte ich. »Es ist nur komisch, weil ich noch nie mit jemandem ausgegangen bin, der die ganze Zeit angestarrt wird«, versuchte ich eine Erklärung.
    Er lachte. »Dabei müssten doch eigentlich dich alle anstarren, so schön, wie du bist. Hab ich auch gar nicht gemerkt, du hast mich so abgelenkt. Aber eigentlich ist es im Puck immer angenehm, denn hier sind genug Leute, die mich noch aus Zeiten kennen, in denen ich brotloses Improvisationstheater gespielt habe, und die so gar nicht mit meinem Ruhm zu beeindrucken sind.«
    Meine Atmung normalisierte sich.
    »Also, wie die drei Mädels am Nebentisch herübersehen, sind sie beeindruckt. Außerdem dürften die viel zu jung sein, um dich aus alten Zeiten zu kennen, es sei denn, du bist auch auf Kindergeburtstagen aufgetreten.«
    Justus wandte seinen Blick zu besagtem Tisch, was die Oberstufenschülerinnen in zeitgleiches Kichern ausbrechen ließ. Eifrig steckten sie ihre Köpfe zusammen und flüsterten.
    Schließlich stand das dunkelhaarige Mädchen mit dem olivfarbenen Teint auf und kam an unseren Tisch.
    »Äh, du bist doch Justus Staufen. Kannst du mir und meinen Freundinnen Autogramme geben?«, fragte sie schüchtern.
    »Kann ich gerne machen, aber leider habe ich keine Karten bei mir«, antwortete Justus charmant.
    Das war das geringste Problem, die Teenies von heute wussten, was Flexibilität bedeutete, und ließen Justus kurzerhand vorn auf den ausgeschnittenen Shirts oder hinten auf den Jeans unterschreiben.
    Die anderen Gäste waren aufmerksam geworden, und plötzlich stand eine Schlange an, um auch Autogramme zu bekommen. Von wegen, hier kannten ihn alle von früher! Justus wurde die Situation sichtlich unangenehm. Kurzerhand stand er auf, gab schnell die Autogramme und beugte sich zu mir herüber: »Charlotte, lass uns verschwinden!«
    Nichts lieber als das. Ich hatte nämlich bereits die eine oder andere peinliche Frage gestellt bekommen wie zum Beispiel »Bist du seine Freundin? – Kannst du mir sagen, wo er wohnt?«.
    Auf der Straße mussten wir beide loslachen. Endlich! Das Eis war gebrochen.
    »Lass mich überlegen, wo wir hinkönnen, irgendwohin, wo uns niemand kennt! Schwimmst du gerne?«
    Natürlich, aber rein zufällig hatte ich keinen Bikini dabei, was ich ihm auch sagte.
    »Da, wo wir hingehen, brauchst du keinen.« Justus grinste verschmitzt.
    Wir gingen zu meinem Mini, und ich fuhr los. Justus dirigierte mich zu sich nach Hause, er müsse noch dringend etwas besorgen. Vor einem leicht verkommenen Altbau bat er mich anzuhalten, sprang aus dem Wagen und kam wenige Minuten später wieder, mit Handtüchern, einem Gettoblaster und zwei Flaschen Bier unterm Arm.
    »Jetzt kann’s losgehen! Soll ich fahren? Ist vielleicht einfacher, ich kenne den Weg.«
    Er legte eine Tom-Waits-Kassette ein und fuhr los. Während ich seine glatte, gebräunte Haut und sein klares Profil betrachtete, erklang Ol’ ’55 , mein Lieblingslied. Die Fahrt hätte von mir aus ewig dauern können. Und das dauerte sie auch, denn wir fuhren aus der Stadt hinaus und aufs Land. An einem kleinen Weg, den ich fast übersehen hätte, bog Justus ab und lenkte in eine Pappelallee, die zu einem kleinen See führte.
    Es dämmerte bereits. Außer uns war nur ein Rentner da, der eisern seine Runden im glasklaren Wasser schwamm, bis er uns bemerkte und auf den Steg kletterte.
    Der See lag wunderschön vor uns. Er war von einem schmalen Streifen Wiese und dichten Büschen umgeben, und in Wassernähe gab es sogar Sand.
    »Hier hätten die mal die Lätta-Werbung drehen sollen! Dagegen kann doch jeder skandinavische See einpacken!«, rief ich Justus zu, der gerade mit seinem Feuerzeug die Bierflaschen öffnete.
    Er kam mit

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