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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diese Weise eine deutliche Spur zu hinterlassen, als Wahnsinn abtun sollte.
    Sie passierten die Stelle, an der sie gestartet waren, und flogen noch einmal zwei oder drei Kilometer weiter, dann sagte der Entführer: »Das reicht jetzt. Biegen Sie ab und fliegen Sie einen großen Bogen. Nicht, dass uns am Ende noch jemand sieht.«
    Naubach maß ihn mit einem Blick, den Rachel nur im ersten Moment für zornig hielt. »Ich verstehe nicht, was in Sie gefahren ist«, sagte er. »Was versprechen Sie sich davon? Sie wissen doch so gut wie ich, dass Sie keine Chance haben.«
    »Sparen Sie sich Ihren Atem«, sagte De Ville leise.
    Naubach schenkte ihm nun einen eindeutig zornigen Blick, hörte aber trotzdem auf seinen Rat und ließ sich in die knarrenden Kunstlederpolster des Sitzes zurücksinken.
    »Wohin fliegen wir?«, erkundigte sich der Pilot.
    Der Kidnapper überlegte eine Sekunde, dann antwortete er mit einer Gegenfrage: »Kennen Sie sich hier aus?«
    »Nein.«
    »Dann hat es auch wenig Sinn, es Ihnen zu sagen«, antwortete der Polizist. »Fliegen Sie einfach geradeaus. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn wir landen.«
    An De Ville und Rachel gewandt und in fast entschuldigend klingendem Ton fügte er hinzu: »Es ist nicht weit.«
    »Genießen Sie den Flug«, knurrte Naubach. »Es ist wahrscheinlich für zwanzig Jahre das letzte Mal, dass Sie weiter als fünf Meter sehen können.«
    Rachel hätte sich gewünscht, dass er damit aufhörte. Sie konnte Naubach verstehen – nach allem, was er an diesem Tag erlebt und durchgemacht hatte, musste diese letzte, böse Überraschung das Fass wirklich zum Überlaufen bringen. Aber er machte es nicht besser. Und das wiederum sollte er eigentlich besser wissen als sie.
    Sie verscheuchte den Gedanken und wandte ihre Konzentration wieder ganz Benedikt zu. Der junge Mann saß noch immer nach vorne gebeugt und mit auf den Knien aufgestützten Unterarmen da, und sein Blick war fast so leer wie gerade, als man ihn hereingebracht hatte, aber nur fast. Ganz unbewusst hatte er begonnen, mit der rechten Hand sein linkes, blutig aufgeschürftes Handgelenk zu massieren, und Rachel konnte regelrecht sehen, wie schwer es ihm fiel, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Langsam hob er den Kopf und sah erst sie und dann, eine Sekunde länger und mit sonderbar verändertem Blick, De Ville an, dann richtete er sich sehr langsam und sehr mühevoll ganz auf und drehte sich zu dem jungen Mann rechts neben sich herum.
    Er stellte eine Frage in einer fremden Sprache, die der Polizeibeamte so wenig zu verstehen schien wie Rachel, denn er antwortete nur mit einem verwirrten Blick, dann deutete Benedikt ein Achselzucken an und fragte noch einmal und auf Deutsch: »Hat Dimitri dich geschickt?«
    »Nein«, antwortete der Polizist. Er hob die Schultern und verbesserte sich: »Vielleicht. Ich weiß nicht, wie er heißt. Ich soll Sie zu einem bestimmten Treffpunkt bringen. Das ist alles.«
    »Und was bekommen Sie dafür?«, fragte Naubach böse, wartete die Antwort aber gar nicht erst ab, sondern schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Was immer es ist, es ist nicht genug, um zwanzig Jahre dafür ins Gefängnis zu gehen, glauben Sie mir.«
    »Sparen Sie sich die Mühe«, sagte De Ville. Er klang irgendwie müde; auf eine Art enttäuscht und resigniert, die Rachel einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Naubach ignorierte ihn einfach. »Verraten Sie mir wenigstens, warum Sie das alles tun«, beharrte er. »Was ist so viel wert, dass Sie so viel dafür riskieren?«
    »Der größte Preis überhaupt«, erwiderte sein Gegenüber ernst. »Ich erfülle Gottes Willen.«
    Naubach wirkte für eine Sekunde erschüttert, dann eindeutig fassungslos. »Das … das meinen Sie jetzt nicht ernst?«, stammelte er. »Sie wollen mir erzählen, dass Sie Ihre Zukunft und vielleicht Ihr Leben wegwerfen, weil Sie glauben –«
    »Sie können das nicht verstehen«, unterbrach ihn der Polizeibeamte. »Wenn wir scheitern, spielt nichts davon mehr eine Rolle. Und wenn wir Erfolg haben, dann ist es ein kleiner Preis.«
    Irgendetwas in Naubachs Blick änderte sich. Bevor er sich wieder zurücksinken ließ, spürte Rachel, dass er das Gespräch nicht fortsetzen würde, weil er genau wie sie und offensichtlich auch De Ville wusste, dass es vollkommen sinnlos war. Vielleicht war der einzige Unterschied, dass er den jungen Mann in der schwarzen Lederjacke mit Sicherheit jetzt für wahnsinnig hielt, während Rachel sich über De Villes

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