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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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so breit war wie der Grand Canyon.
    »Dort!«
    »Schon gesehen.« Benedikt nickte knapp, strich nervös mit den Fingern über den Steuerknüppel und flog einmal in geringer Höhe über den Schrottplatz hinweg, bevor er die Maschine in eine enge Kehre zwang und zur Landung ansetzte.
    Rachel kamen bald Zweifel an ihrer eigenen Idee. Das Gelände war von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben, der relativ neu aussah, und schien tatsächlich so verlassen zu sein, wie sie selbst behauptet hatte. Aber es war auch voll. Seit sie das letzte Mal hier gewesen war, musste sich die Anzahl der Autowracks, die in ordentlichen Reihen, zu viert oder fünft übereinander gestapelt, auf ihren letzten Weg in die Schrottpresse warteten, mindestens verdoppelt haben, wenn nicht mehr. Und dazu kam noch eine Anzahl großer Metallcontainer, wie man sie auf Tiefladern oder auf Schiffen transportierte, die fast das gesamte hintere Drittel des Geländes einnahmen und relativ neu waren. Die Gassen zwischen den aufgestapelten Wracks schienen ihr kaum breit genug, um den Hubschrauber sicher dazwischen landen zu können. Ihr Herz begann zu klopfen, als Benedikt die Maschine zehn Meter über dem Boden zum Stehen brachte und dann langsam tiefer sinken ließ. Und zumindest dem angespannten Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu schließen, erging es Benedikt nicht sehr viel anders. Er steuerte die Maschine praktisch zentimeterweise, aber alles andere als sicher. Rachel hütete sich jedoch, irgendetwas dazu zu sagen. Es war vermutlich besser, wenn sie seine Konzentration jetzt nicht störte.
    Die Landung war so hart, wie sie erwartet hatte, und sie wäre vermutlich noch viel härter ausgefallen, wäre der Helikopter nicht mindestens dreißig Zentimeter tief in den grau-braunen Morast eingesunken, in den sich der Boden auch hier verwandelt hatte. Trotzdem wurde sie unsanft nach vorne geworfen und ihre Zähne schlugen so fest aufeinander, dass kleine weiße Schmerzblitze durch ihren Kiefer bis in ihre Schläfen hinaufschossen.
    Benedikt schaltete mit allen Anzeichen deutlicher Erleichterung den Motor ab, löste seinen Sicherheitsgurt und sah ihr zwei oder drei Sekunden lang stirnrunzelnd dabei zu, wie sie mit ungeschickt fummelnden Bewegungen versuchte, dasselbe zu tun. Dann schob er ihre Finger mit sanfter Gewalt zur Seite und drückte auf eine bestimmte Stelle auf dem Schloss. Es sprang mit einem harten Klicken auf.
    Rache! korrigierte in Gedanken ihre Beurteilung des Schlosses. Es war nicht von Leonardo da Vinci gebaut, sondern von dem Entfesselungskünstler Houdini.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Benedikt.
    Rachel streifte mit einer hastigen Bewegung den Gurt ab, ehe sie antwortete. »Natürlich. Ich wollte immer schon einmal einen Abenteuerurlaub machen. Aber erinnere mich daran, dass ich das nächste Mal bei einer anderen Airline buche.«
    »Keine Sorge. Diese hier stellt mit sofortiger Wirkung ihren Betrieb ein.« Er zog die erbeutete Pistole, legte den Sicherungshebel um und feuerte dreimal rasch hintereinander auf das Instrumentenbord vor sich.
    Rachel schlug mit einem erschrockenen Schrei die Hände gegen die Ohren. Die Pistole war eine kleinkalibrige Waffe, deren Kugeln wahrscheinlich schon Mühe hatten, eine dicke Lederjacke zu durchdringen, aber auf dem empfindlichen Instrumentenbord richteten sie trotzdem einen verheerenden Schaden an und in der engen Kabine klangen die gedämpften Schüsse wie Kanonenschläge. Winzige Metall- und Kunststoffsplitter sirrten durch die Luft, Funken sprühten und es stank plötzlich durchdringend nach schmorendem Gummi Rachel nahm empört die Hände herunter und starrte Benedikt und die Waffe in seiner Hand abwechselnd mit einer Mischung aus Schrecken und Ungläubigkeit an. »Was … was soll das?«, fragte sie. »Bist du verrückt geworden?«
    Benedikt ließ seinen Blick misstrauisch über das zerfetzte Instrumentenpult schweifen und schien zu dem Schluss zu kommen, dass er genug Schaden angerichtet hatte, denn er sicherte die Waffe pedantisch wieder und steckte sie dann ein. »Damit wird niemand mehr fliegen, jedenfalls nicht so schnell.«
    Rachels Ohren klingelten immer noch. »Bist du verrückt geworden?«, fragte sie noch einmal. »Du hättest uns umbringen können.«
    »Kaum.«
    »Also gut, wenigstens mich! Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, verdammt noch mal! Und wozu? Nur falls du es nicht weißt, du Schlaumeier – die Polizei verfügt durchaus über mehr als einen Hubschrauber.«
    »Eure Polizei

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