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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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so bedrohlich schräg, dass es fast schon ein kleines Wunder schien, dass er noch nicht umgestürzt war. An zwei oder drei Stellen wirkte die Mauer aus Schrott, als hätten die Autowracks endgültig vor dem Regen kapituliert und damit begonnen sich ebenfalls zu verflüssigen. Wahrscheinlich brach das ganze Zeug allmählich unter seinem eigenen Gewicht zusammen und der immer weicher werdende Boden tat ein Übriges, um der Konstruktion ihre Stabilität zu nehmen. Sie konnte sich ein angenehmeres Ende vorstellen, als unter einem zusammenbrechenden Stapel Autowracks begraben zu werden.
    Sie holte Benedikt ein, als er die Baracke erreichte. Vor der Tür hing ein ebenso neu wie massiv aussehendes Vorhängeschloss, aber Benedikt machte nicht viel Federlesens damit. Das Schloss selbst hielt seinem Fußtritt zwar stand, aber die Tür flog zusammen mit dem Schließblech und einem Teil des zersplitternden Rahmens nach innen. Benedikt verschwand mit zwei schnellen Schritten im Gebäude und Rachel beeilte sich, ihm zu folgen.
    Im ersten Moment sah sie fast überhaupt nichts. Die Luft war so muffig und alt, dass sie das Gefühl hatte, kaum noch atmen zu können, und die Feuchtigkeit war längst auch hier hereingekrochen. Die vorgelegten Läden sperrten das ohnehin blasse Licht vollkommen aus. Aber es war wärmer als draußen, wenn auch nur eine Spur, und wenigstens regnete es hier drinnen nicht.
    Benedikt polterte eine Weile lautstark vor ihr herum, dann hörte sie das Splittern von Holz und es wurde hell. Rachel trat einen weiteren Schritt in den Raum hinein, drehte sich herum und schloss die Tür, aber der Wind drückte sie sofort wieder auf. Sie wiederholte ihren zwecklosen Versuch noch zweimal, dann gab sie auf, holte einen Stuhl und klemmte ihn unter den Türgriff, um ihn damit zu blockieren. Benedikt warf ihr einen anerkennenden Blick zu und fuhr fort, mit bloßen Händen die Bretter herunterzureißen, mit denen die Fenster vernagelt waren. Es wurde auch danach nicht richtig hell. Die Scheiben waren so schmutzig, dass sie nur einen trübgrauen Schein hereinließen, in dem die Konturen der Einrichtung zu verschwimmen schienen, als wäre alles hier drinnen aus flüchtigem Staub zusammengesetzt, der sich schon unter der geringsten Berührung wieder auflösen könnte.
    »Gemütlich«, sagte Benedikt, nachdem er einen raschen Blick in die Runde geworfen hatte, »aber für den Moment reicht es vollkommen.«
    Rachel rieb sich fröstelnd mit den Handflächen über die Oberarme. »Was hast du vor?«, fragte sie. »Wir können nicht hier bleiben. Es dauert keine Stunde, bis sie uns gefunden haben.«
    Statt zu antworten, ging Benedikt zum Schreibtisch und hob den Telefonhörer ab. Nachdem er zwei oder drei Sekunden gelauscht hatte, tat er dasselbe, was Menschen stets in einer Situation wie dieser tun, obwohl jeder weiß, wie sinnlos es ist: Er drückte mehrmals rasch hintereinander die Gabel herunter, dann machte er ein enttäuschtes Gesicht und hängte wieder ein. »Tot.«
    »Selbstverständlich tot«, antwortete Rachel gereizt. »Was hast du erwartet? Dass sie in einer stillgelegten Firma extra eine Telefonleitung aktiv lassen, nur für den Fall, dass hier flüchtige Terroristen vorbeikommen?«
    Benedikt würdigte sie nicht einmal einer Antwort, sondern ging um den Schreibtisch herum und begann die Schubladen zu durchsuchen. Zwei oder drei waren abgeschlossen, aber er brach sie ohne besondere Mühe auf. Während Rachel ihm dabei zusah, wurde ihr – wieder einmal – klar, wie unglaublich stark dieser so schlank und fast zerbrechlich wirkende junge Mann war. Und wie wenig sie im Grunde doch über ihn wusste.
    »Wonach suchst du?«, fragte sie.
    »Das weiß ich wahrscheinlich selbst erst, wenn ich es gefunden habe.« Benedikt zuckte enttäuscht mit den Schultern, schloss die letzte Schublade und seufzte: »Irgendetwas, das uns weiterhilft. Keine Ahnung, was.« Er ging zum anderen Ende des Raumes, stieß eine der beiden Türen auf, die sich dort befanden, und warf einen flüchtigen Blick hindurch, ehe er sich der zweiten zuwandte. Was er dahinter fand, schien ihn schon mehr zu interessieren, denn er trat hindurch und war verschwunden.
    Ein seltsames Gefühl überkam Rachel, als sie allein war. Wie lange waren sie jetzt zusammen? Sie versuchte in Gedanken nachzurechnen, aber sie war viel zu müde, um diese Anstrengung auf sich zu nehmen. Ein paar Stunden, mehr nicht. Aber wieso hatte sie dann das Gefühl, ihn schon eine Ewigkeit zu

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