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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder ein, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Rachel sah ihn feindselig an. »So viel dazu, dass Sie ganz allein gekommen sind«, sagte sie.
    »Das bin ich«, behauptete Darkov. Er schüttelte den Kopf, um ihre nächste Frage vorwegzunehmen. »Glauben Sie mir, Rachel – wenn Benedikt mich wirklich hätte töten wollen, dann hätte er es gekonnt und nicht einmal eine ganze Armee hätte ihn daran hindern können. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe ihn selbst ausgebildet.«
    »Und darauf sind Sie auch noch stolz.« Rachel schüttelte müde den Kopf. Sie wollte zornig sein, aber sie konnte es nicht. Vielleicht war dies das Gefühl einer vollkommenen und unwiderruflichen Niederlage. Es ließ nicht einmal mehr Raum für Enttäuschung oder Zorn. Dennoch fügte sie hinzu: »Was sind Sie nur für ein Mensch?«
    »Vermutlich kein besonders guter«, sagte Darkov gelassen. »Jedenfalls nach Ihren Vorstellungen – was immer die wert sein mögen.«
    »Ihnen bedeuten sie vermutlich nichts«, sagte Rachel. Sie lachte leise und bitter. »O ja, ich habe ja ganz vergessen, dass Sie im Besitz der alleinigen Wahrheit sind. Das ist es doch, wovon Größenwahnsinnige überzeugt sind, nicht wahr? Dass sie die Einzigen sind, die genau Bescheid wissen.«
    »Wenn Sie mich wirklich für wahnsinnig halten, dann sind Sie entweder sehr dumm oder sehr mutig, so mit mir zu reden«, antwortete Darkov. Er hob die Schultern. »Und da ich Sie mittlerweile gut genug zu kennen glaube, nehme ich nicht an, dass Sie dumm sind.«
    Rachel wusste nicht, ob diese Worte eine Drohung darstellten oder seiner verdrehten Vorstellung von Konversation entsprachen. Es war ihr auch gleich. Im Grunde wollte sie nicht einmal mit ihm sprechen. Was sie tat, hatte viel mit dem Fußtritt gemein, den Benedikt Frank verpasst hatte: Ihr Zorn richtete sich ganz bewusst gegen das erstbeste Ziel, das sich ihr bot.
    »Sie sind wahnsinnig«, murmelte sie.
    »Wenn es die Angelegenheit für uns erleichtert, dass Sie es so sehen, soll es mir recht sein«, sagte Darkov gelassen. »Aber ich glaube, Sie werden mich noch verstehen. Wenn das alles vorbei ist, werden Sie begreifen, was ich getan habe und warum.«
    »Ja, und dann werden wir alle gute Freunde.« Rachel stieß verächtlich die Luft zwischen den Zähnen aus. »Bilden Sie sich nichts ein. Wir werden niemals heiraten.«
    Darkov lachte leise, aber er zog es vor, das Gespräch nicht fortzusetzen, sondern wandte sich an Uschi. »Wenn Sie so weit sind, meine Liebe? Falls Sie irgendetwas mitnehmen müssen – ein Medikament, zum Beispiel –, sollten Sie es jetzt holen.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich meine Schrotflinte mitnehme?«, erkundigte sich Uschi.
    Darkov lachte. »Allmählich verstehe ich, warum Sie befreundet sind.« Er stand auf und sein Lächeln erlosch wie abgeschaltet, als er sich an Benedikt wandte. »Was ist mit diesen Männern, denen ihr auf dem Weg hier herauf begegnet seid?«
    Benedikt antwortete nicht, sondern starrte ihn nur aus funkelnden Augen an. Offensichtlich hatte er beschlossen, sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen, eine Reaktion, die vielleicht albern war, im Moment aber durchaus verständlich. Vielleicht wäre die einzige Alternative sonst gewesen, Darkov doch noch umzubringen.
    »Ich dachte, das wären Ihre Leute«, sagte Rachel.
    »Ich sagte Ihnen doch, wir sind allein«, erwiderte Darkov. »Nur der Pilot und ein Mann, der draußen aufpasst, dass wir keinen überraschenden Besuch bekommen. Was zweifellos bald der Fall sein wird.« Er überlegte einen Moment mit gerunzelter Stirn. »Wir müssen weg.«
    »Nein«, sagte Uschi. »Das müssen wir nicht.« Sie hatte sich herumgedreht und sah Darkov sehr ruhig, aber auch mit großer Entschlossenheit an.
    Darkov seufzte. »Machen Sie es sich doch nicht so unnötig schwer.«
    »Sie verstehen mich nicht«, sagte Uschi. »Sie und ich werden gehen. Lassen Sie die anderen hier. Sie brauchen sie nicht.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Darkov.
    »Ich bin die, die Sie suchen«, antwortete Uschi.
    »Wie?«, murmelte Rachel. Auch Darkov zog überrascht die Augenbrauen zusammen und selbst Benedikt zeigte zum ersten Mal wieder so etwas wie eine Reaktion, sagte aber nichts.
    »Sie brauchen die anderen nicht«, wiederholte Uschi. »Lassen Sie sie in Ruhe.«
    »Ich verstehe«, seufzte Darkov. »Sie sind wirklich eine gute Freundin. Der Versucht ehrt Sie, aber –«
    »Sie sind ein Dummkopf, Darkov«, unterbrach ihn Uschi. Ihre Stimme wurde schärfer. »Oder

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