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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit einem russischen AK-47-Sturmgewehr ausgerüstet, das über zwei mit farbigem Klebeband zusammengebundene Ersatzmagazine verfügte, der Zweite trug einen bizarr geformten Helm; wahrscheinlich der Pilot des Hubschraubers, von dem Darkov gesprochen hatte. Den Mann mit dem Gewehr kannte Rachel – es war der Farbige, den sie das letzte Mal auf dem Autofriedhof gesehen hatte. Seine linke Hand war verbunden und er hatte eine hässliche frische Brandwunde im Gesicht. Nachdem er hereingekommen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, starrte er Benedikt mit unverhohlener Feindseligkeit an, sagte aber nichts. Der andere wandte sich ebenfalls stumm, aber mit einem fragenden Blick an Darkov.
    »Es wird Zeit.« Darkov drehte sich demonstrativ zu Benedikt herum. »Entscheide dich. Begleitest du uns oder bleibst du hier? Es ist deine Entscheidung. Ich werde sie akzeptieren, egal wie sie ausfällt. Das bin ich dir schuldig. Aber wenn du mit uns kommst, erwarte ich dein Wort, dass du keine Dummheiten machst.«
    Benedikt schwieg. In seinem Gesicht und vor allem hinter seinen Augen arbeitete es.
    »Du hast noch eine Minute.« Darkov gab dem Farbigen einen Wink und deutete mit der anderen Hand auf Frank, der noch immer bewusstlos am Boden lag. »Schafft diesen Kerl in den Hubschrauber. Und Sie« – er drehte sich zu Uschi herum – »ziehen sich bitte eine warme Jacke an. Der Weg könnte ein wenig rau werden.«
    Uschi gab sich alle Mühe, ihn mit Blicken aufzuspießen, drehte sich aber dann mit einem Ruck herum und trat an den Schrank. Darkovs Söldner und der Pilot zerrten Frank grob vom Boden hoch und nahmen ihn zwischen sich, und Benedikt brach endlich sein Schweigen.
    »Habe ich dein Wort, dass ihr nichts geschieht?«, fragte er mit einer Geste auf Rachel.
    »Selbstverständlich«, antwortete Darkov. Er lächelte, auf eine sonderbare, sehr warme Art, die Rachel ihm gar nicht zugetraut hatte. »Du liebst sie, habe ich Recht? Jetzt, wo du weißt, dass sie vielleicht nicht deine Schwester ist, kannst du es ruhig zugeben.«
    »Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, sagte Benedikt feindselig.
    »Wie du meinst«, sagte Darkov achselzuckend. »Aber ich schließe aus deiner Frage, dass du uns begleiten willst. Und sei es nur, um auf sie aufzupassen.«
    »Wenn du sie anrührst, töte ich dich«, sagte Benedikt ruhig.
    Statt zu antworten, drehte sich Darkov wieder herum und sah zu den beiden Söldnern hin. Sie hatten die Tür mittlerweile erreicht und seine Antwort wäre sowieso im Heulen des Windes und im Rauschen des Regens untergegangen, als sie die Tür öffneten und hinaustraten. Die Welt draußen war mittlerweile vollkommen schwarz geworden, aber Rachel glaubte trotzdem einen großen, klobigen Umriss zu erkennen, der sich nur wenige Schritte vor der Tür gegen den noch schwärzeren Hintergrund des Himmels erhob; vermutlich der Hubschrauber, von dem Darkov gesprochen hatte.
    Die Männer machten einen Schritt aus der Tür und hinter ihnen in der Dunkelheit blitzte es blass orangefarben auf. Der Regen verschluckte das Geräusch des Schusses zur Gänze, aber der Mann mit dem Pilotenhelm ließ Franks Arm los, taumelte zwei Schritte zurück und brach dann wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Noch bevor der Helikopterpilot den Boden berührte, glomm draußen abermals ein orangeroter Funke auf und diesmal glaubte Rachel auch das dazugehörige Geräusch zu hören; auch wenn es eher wie das Zusammenschlagen zweier nasser, weicher Hände als wie ein Schuss klang. Zweifellos hätte auch er sein Ziel getroffen, hätte es nicht einen Faktor gegeben, mit dem der unsichtbare Schütze draußen nicht rechnen konnte: Frank. Im gleichen Moment, in dem der Pilot zurücktaumelte und zusammenbrach, erwachte er aus seiner Erstarrung und versuchte den Farbigen zu attackieren. Sein Angriff war ungeschickt und hatte nicht mehr Erfolg als der Angriff vorhin auf Benedikt – aber er rettete Darkovs Mann vermutlich das Leben. Der Farbige stolperte einen halben Schritt zur Seite und zurück, und unmittelbar neben seinem Gesicht schlug etwas mit einem dumpfen Knall gegen den Türrahmen. Aus dem Holz flogen keine Splitter, aber Rachel hatte einen flüchtigen Eindruck von etwas Dunklem, das davonhuschte.
    »Runter!«
    Rachel registrierte eine Bewegung aus den Augenwinkeln, aber sie kam nicht mehr dazu zu reagieren. Etwas – jemand, vielleicht Benedikt, wahrscheinlich Benedikt – bewegte sich in einer komplizierten Pirouette nach unten und zugleich

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