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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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übersehen, dass er sich weit weg wünschte. Rachel vermutete, dass er irgendwo in dem Chaos dort draußen eine Familie hatte, um die er sich sorgte.
    Endlich wurde die Tür wieder geöffnet und der Mann in der traditionellen Uniform der Schweizergarde kam herein, begleitet von zwei weiteren Soldaten, die allerdings die grün und braun gefleckten Tarnanzüge von De Villes Truppe trugen, und zwei an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen, deren Anblick Rachel ganz leicht auf ihrem Stuhl zusammenfahren ließ.
    Der Art nach zu schließen, wie man Benedikt und seinen Vater behandelte, mussten De Villes Männer einen gehörigen Respekt vor den beiden haben. Beide trugen nur noch schlichte dunkelblaue Jogginganzüge und Turnschuhe; Rachel nahm an, dass man ihnen ihre eigentlichen Kleider weder aus hygienischen Gründen noch aus Sorge um ihre Gesundheit weggenommen hatte, sondern wohl eher, weil ihre Bewacher versteckte Waffen oder sonstige Utensilien darin vermuteten, die sie möglicherweise zur Flucht nutzen konnten. Ihre Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken gebunden und selbst ihre Fußgelenke waren mit dünnen Ketten aneinander gefesselt, sodass sie nur alberne, kleine Hopser machen konnten statt richtiger Schritte, was aber in keiner Weise komisch aussah, sondern einfach nur entwürdigend. Benedikts Gesicht war blass und fast ohne Ausdruck. Als er hereinkam, hob er zwar flüchtig den Kopf und sah sich um, aber in seinen Augen war kein Erkennen, nicht einmal als er direkt in ihre Richtung sah. Sein Vater jedoch erweckte den genau entgegengesetzten Eindruck: Er wirkte erschöpft und müde, aber seine Augen waren hellwach, und obwohl seine Bewegungen fast grotesk wirkten, sah er doch zugleich angespannt und auf eine kaum in Worte zu fassende Weise immer noch gefährlich aus; ein Raubtier, dem man die Krallen gestutzt und die Zähne gezogen hatte, aber er blieb ein Räuber, dessen bloßes Dasein Gefahr bedeutete.
    »Was soll das?« Johannes Petrus klang eher bestürzt als zornig, als er sich mit einer fragenden Geste an die beiden Männer wandte, die Benedikt und seinen Adoptivvater eskortierten. »Ich kann mich nicht erinnern, das angeordnet zu haben. Nehmen Sie ihnen die Fesseln ab!«
    Einer der beiden Männer sah den Papst nur ungläubig an, aber der andere sagte: »Davon würde ich abraten, Heiliger Vater. Die beiden sind gefährlich.«
    Torben wirkte nun tatsächlich ein bisschen verärgert und setzte zu einer scharfen Antwort an, überlegte es sich dann aber offenbar anders und wandte sich mit einem fragenden Blick an Darkov: »Habe ich Ihr Wort?«
    Darkov setzte die flüchtige, dennoch sehr aufmerksame Musterung des Zimmers unbeeindruckt fort, mit der er bei seinem Eintreten begonnen hatte, und wandte sich erst nach zwei oder drei Sekunden an Johannes Petrus. Er sah ihn an und er tat es auf eine Art, die Rachel unmöglich einordnen konnte, die ihr aber fast Angst machte. »Mein Wort worauf?«
    »Ich glaube, Sie wissen, was ich meine«, antwortete Torben leise. Er deutete ein Kopfschütteln an, als Darkov antworten wollte. »Wir haben nicht mehr genug Zeit, um Spielchen zu spielen.«
    »Die hatten wir nie, Heiliger Vater«, antwortete Darkov. Er sagte es auf eine Art, die den Titel Heiliger Vater zu etwas anderem machte – keiner Beleidigung oder gar Spott, sondern zu etwas, das vielleicht nur Torben allein verstand und das ihn zutiefst zu treffen schien. Aber er nickte nur, und nachdem er eine weitere Sekunde hatte verstreichen lassen, machte Darkov die gleiche Bewegung.
    »Lösen Sie seine Fesseln«, verlangte Johannes Petrus noch einmal. Unter normalen Umständen wäre das, was nun geschah, geradezu ungeheuerlich gewesen, aber Rachel registrierte es nur am Rande. Einer der beiden Soldaten reagierte gar nicht, auf dem Gesicht des anderen – dessen, der ihm gerade schon einmal widersprochen hatte – erschien beinahe so etwas wie Trotz, ja fast Zorn, aber er widersprach nicht, sondern griff in die Jackentasche und förderte einen kleinen Schlüssel zutage. »Ganz wie Sie befehlen.« Doch es war offensichtlich, was er dabei dachte: Aber es ist Wahnsinn. Und das weißt du.
    Umständlich und nur mit der linken Hand – die rechte lag griffbereit auf der Pistole, die in einem Lederholster an seinem Gürtel hing – öffnete er nacheinander zuerst die Fußfesseln und dann die Handschellen der beiden Gefangenen. Danach trat er rasch einen Schritt zurück und zog seine Waffe. Er ging nicht so weit, sie auf

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