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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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ausmachen können, wenn sie direkt vor ihm stand. »Und jetzt? Können wir endlich dieses gottlose Treiben beenden?«
    Wie ein Trauernder stand Rungholt nun über Agnes, die Wachstafeln gleich einem Gebetbuch in den Händen. »Wir nehmen uns noch mal vor, was ich bei ihrer Leichenschau sichergestellt habe.«
    »Sehr gut. Dann gehe ich jetzt.« Bevor Marek aus dem Loch steigen konnte, zog Rungholt ihn zurück.
    »Zugraben«, befahl er knapp und lächelte Marek an. »Schütte alles wieder zu. Keiner darf sehen, dass wir hier waren.« Rungholt blies die Kerze aus. Die Dunkelheit schwappte so vollkommen über sie, als habe ein Riese sie mit Teer übergossen.
    »He! Ich hab noch nicht nach den Münzen gegraben!«

21
    »Arrrgh!« Nach Luft japsend schrak Rungholt auf. Eiskaltes Wasser! Er ertrank! Lag er in seiner Dornse, kam die Flut? … Nein.
    Er blinzelte. Matter Sonnenschein malte Muster auf die nasse Bettdecke, unter der er lag. Sein Schädel dröhnte. Erst hatten sie getrunken, um auf den Friedhof zu gehen, dann hatten sie getrunken, weil sie auf den Friedhof gegangen waren.
    Ein weiterer Schwall ließ ihn schreiend aufspringen. »Alheyd!« Endlich begriff er, dass seine Frau am Fußende des Betts stand und ihn grimmig anstarrte. »Verflucht noch mal«, knurrte er. »Teufel auch! Was soll das? Kippst du noch Wasser nach? Ist nicht genug im Schlafgemach?«
    Wortlos ließ Alheyd sich von Hilde einen weiteren Eimer reichen. Abwehrend wedelte Rungholt mit den Händen. »Moment, Moment! Aaaaaahlheeeyd! Was … Was tust du? Schaaaaatz!?«
    »Den Dreck aus meinem Haus spülen.«
    Statt auszuweichen, kniff er lieber schnell die Augen zu. Das musste er seinem Weib lassen, zielen konnte sie. Sein Untergewand klebte ihm am Körper, kein Fleckchen war trocken geblieben.
    »Was ist denn los? Kann ich das mal erfahren?« Bevor sie noch den vierten Eimer über ihn gießen konnte, machte er mühsam ein paar Schritte und hielt ihren Arm fest. Alheyd musterte ihn, wie er schlotternd und mit gekrümmtem Rücken dastand. »Was hab ich denn verbrochen?«
    »Kann ich dir zeigen!« Alheyd lächelte milde. »Anscheinend steckt dein Kopp noch im Besäufnis des gestrigen Abends.« Sie packte ihn am Ohr und zog ihn mit sich.
    »Alhyed! Au! Nein! Verflucht!« Wie ein kleiner Junge stolperte er hinter ihr her, die Stiege hinab, gemartert von Hildes Kichern und seinen Kopfschmerzen.
    Im Wohnraum schlug ihm ein eigenartiger Gestank entgegen.
    »Igitt. Was riecht denn hier? Gegorenes Erbsenmus?«
    »Sei lieber still.«
    Stumm zeigte Alheyd auf seine Dornse. Zögerlich machte Rungholt einen Schritt vorwärts. Seine Dornse? Worum ging es hier eigentlich, und was zum Teufel stank so bestialisch?
    Wasser tropfte vom Saum seines Unterkleids und bildete auf den prächtigen Gotlandfliesen eine Lache. Barfuß stand er in der immer größer werdenden Pfütze und schaute ratlos drein.
    Endlich begriff er.
    »Das, also … Alheyd … Ich … Also … das …«
    »Ja, das .« Auf ein Zeichen von Alheyd betrat Hilde, mit einem Besenstil bewaffnet, seine Schreibkammer. »Ich nehme an, du willst mir mit dem Gestammel erklären, was es damit auf sich hat.«
    »Ja. Sicher … Das … Also … Das ist … Also, einfach nur …« Er verstummte, als Hilde, den Besen wie eine Angel von sich gestreckt, aus seiner Scrivekamere trat. Auf das Ende hatte sie einen großen, schwarzen Klumpen gespießt. Er tropfte und besudelte die Fliesen. Das moderige Gewölle, das ehemals sein Tappert gewesen war, verbreitete einen unaussprechlichen Gestank nach Verwesung, Kot und Erbrochenem.
    »Du hattest es unter deinem Schreibtisch versteckt.« Alheyd wedelte sich frische Luft zu. »Was in Gottes Namen habt ihr zwei gestern getrieben?«
    »Äh … Ach so … Ja, das … Also … Was Männer halt so machen, wenn sie ein bisschen feiern.« Er versuchte ein schelmisches Zwinkern. Es wurde von Alheyds wütendem Blick gefressen. Rungholt schluckte. Der Tag fing ja fantastisch an. Mit einem satten Platschen fiel ein Stück Friedhofsmatsch von dem Bündel vor Rungholts Füße. Angewidert wandte Hilde den Kopf ab.
    » Das nennst du ein bisschen feiern?« Alheyds Blick durchbohrte ihn.
    »Nun ja – wir waren ja im Badhaus und – ach, du kennst doch Marek!«
    Als Antwort lüpfte Alheyd nur auffordernd eine Augenbraue.
    »Der war ja so betrunken von dem bisschen Wein! Also für einen Seemann …« Rungholt räusperte sich. »Und dann hat er mit seinem Schwert, also, er wollte mir zeigen, wie

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