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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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zum Mixen gedacht«, sagte Lasse ernst. »Mit Whisky oder Wodka.«
    »Hey, wir mixen Fanta und Cola und teilen«, entschied ich, suchte zwei Gläser und verteilte den Inhalt. Ich reichte ihm ein Glas mit trübbraunem Inhalt und wir setzen uns in die Sitzgruppe.
    »Okay, das sieht ziemlich merkwürdig aus.»
    Wir tranken aus und stellten die Gläser ab. Draußen fuhr eine Straßenbahn vorbei. Es wurde bald Tag. Lasse ging zum Fenster und sah hinaus.
    »Was machst du nach dem Dreh?«, fragte er beiläufig.
    »Schule.«
    »Ach, ja.«
    »Und du?«
    Er sah mich nicht an, sondern weiter nach draußen, als er antwortete.
    »Ich gehe für zwei Monate nach Schweden. Mein Vater dreht dort.«
    Er kam zurück, setzte sich in den Sessel und sah mich fragend an. Ich wusste, was er dachte: Wir saßen hier rum und taten, als ob das ganz normal wäre, dabei hatten wir die ganze Zeit darauf gewartet, einmal allein zu sein. Und zögerten nun beide.
    »Wenn wir nur noch ein bisschen warten, wird es Tag und wir können frühstücken«, sagte ich.
    Lasse sah auf die Uhr. Es waren immerhin noch drei Stunden.
    Ich schnappte mir die Fernschaltung. »Vielleicht kommt ein Film?«
    Ich skippte langsam durch die Kanäle und wir machten ein Spiel daraus zu stoppen und zu raten, was für eine Art Film es war und worum es ging.
    »Wer guckt um diese Zeit überhaupt Fernsehen?«
    Lasse grinste. »Na, wir.«
    Ich zappte weiter und landete bei einem Paar, das in einem Café saß und sich verliebt ansah. In der nächsten Szene standen beide vor einem Bett und küssten sich.
    »Ein Beziehungsfilm!«, sagte Lasse.
    »Ein Drama«, schlug ich vor, denn die Musik war düster.
    Die beiden küssten sich heftiger und begannen, sich gegenseitig auszuziehen. Der Film war nicht sehr gut.
    »So ein Quatsch!«, sagte Lasse. »Andauernd ziehen sich Paare in Filmen gegenseitig aus, aber wer macht das schon in der Realität? Meist zieht man sich doch selber aus, oder?«
    Er sah mich an und ich zuckte mit den Schultern. Da kannte er sich vermutlich besser aus als ich. Für einen Moment sahen wir uns an, dann sprang Lasse auf.
    »Ich sollte gehen, oder?«
    Er ging am Schreibtisch vorbei, sah das Reclamheft dort liegen und blieb st ehen.
    »Darf ich?«
    »Klar.«
    Er blätterte. »Liest du das gerade?«
    »Ich versuche es.«
    » Was die Erfordernisse der Dichtung betrifft, so verdient das Unmögliche, das glaubwürdig ist, den Vorzug vor dem Möglichen, das unglaubwürdig ist « Lasse las laut vor und lächelte. » Das Unmögliche, das glaubwürdig ist. Ich schätze, ich weiß, was das ist.«
    »Ach, ja?«
    Er legte das Buch weg und kam auf mich zu.
    »Dass wir uns lieben zum Beispiel.«
    Sein Blick wurde weich und auch etwas unsicher.
    »Und was ist das Mögliche, das unglaubwürdig ist?«
    Er zog mich vorsichtig an sich.
    »Das ich jetzt gehe.«
    Seine Hände lagen auf meinen Hüften, ich wusste, dass er sich bemühte, zurückhaltend zu bleiben, so, als könnten wir uns jederzeit wieder von einander lösen und uns ganz normal verabschieden. Nur dass dieser Punkt längst überschritten war und ich wollte auch nicht mehr zurück.
    »Moon, ich sollte wirklich gehen«, sagte Lasse leise.
    Ich setzte mich auf die Bettkante.
    »Okay.« Irgendwie kannte ich dieses Spiel schon.
    Er hockte sich vor mich. »Dein Vater ...«
    Ich unterbrach ihn. »Aber es ist mein Leben und nebenbei bemerkt auch mein Körper.«
    »Ja«, sagte Lasse, »und er ist wunderschön.«
    Ich ließ mich zur Seite fallen und rollte mich zusammen. Dann sollte er eben gehen. Auf einmal spürte ich die Müdigkeit. Ich schloss die Augen und wollte nur weg. Ich hörte, wie Lasse die Vorhänge zuzog. Dann löschte er das Licht und ich dachte er ginge, doch er legte sich nah an mich aufs Bett und küsste mich vorsichtig in den Nacken.
    »Ich bleibe, okay?«
    Ich wurde wach, als ich auf dem Flur Stimmen hörte. Im Zimmer war es dämmerig, die Vorhänge hielten das Licht zurück, aber auf der Digitaluhr am Fernseher sah ich, dass ich nur etwa eine Stunde geschlafen hatte, es war kurz vor sechs. Lasse schlief, seine Hand lag schwer auf meiner Hüfte und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Wir waren beide noch angezogen und es war nicht sehr bequem. Ich öffnete meine Jeans, schob mich etwas von Lasse weg, sein Arm glitt auf die Bettdecke. Er schreckte hoch.
    »Was machst du?«
    »Ich ziehe mich nur aus, diese Jeans killt mich.«
    »Ja?«, seine Stimme klang besorgt.
    »Was ist?«
    Er richtet sich leicht auf.

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