FO 32 - neue SF 2
Bauch schwer, schmerzhaft angeschwollen mit Jello, und sie war ganz unglücklich und unzufrieden. Was raten Sie?
D. M. Thomas
Suche nach einem geeigneten Spender
Ich verstehe jetzt,
daß gestern nacht mein Herz
Kisten und Koffer zuschlug und hämmerte;
es war bereits gegangen, im Geiste;
ich verstehe jetzt,
daß gestern nacht mein Herz
schlaflos in dem fast leeren, schlafenden Haus lag
und sich besann auf seine Freuden und Leiden;
ich verstehe jetzt
den seltsamen Gesichtsausdruck des Polizisten,
als ich vor der ersten
Ampel des Morgens hielt:
er kannte mich.
Ich verstehe jetzt,
warum der Zeitungshändler mit dem flatternden Plakat:
BEVORSTEHENDE TRANSPLANTATION,
den Arm hob in triumphierendem Erkennen.
Ich verstehe,
jetzt da ich in diesem Leichenschauhaus liege, warum ich durch blitzende Lichter hypnotisiert wurde, durch Neon- und Verkehrs- und die eben erwachenden Lichter des großen Krankenhauses zum Heiligen Herzen zu meiner Linken, als ich in den Strom des stadteinwärts fließenden Verkehrs einbiege;
ich verstehe jetzt,
warum ich, obwohl ich ein vorsichtiger Fahrer bin, an diesem Morgen hart auf das Gaspedal trat und von meinem alltäglichen Weg abbog, um der klagenden Sirene des Polizeiwagens mit seinem blitzenden blauen Licht zu folgen. Ich verstehe jetzt, warum eine seltsame Gelassenheit meine Panik entschärfte. Ich konnte nichts dagegen tun, ich strebte nach dem Chirurgen, wie der Leprakranke Christus sucht, die Abendzeitungen wurden durch die Nachmittagspressen gedreht.
Es stand geschrieben.
Ich sah zu, wie mein Körper jubelnd durch die Stadtstraßen getragen wurde, die voller grau-verwirrter wunder hungriger Pendler waren; ich sah, wie es aus dem lebenden Körper herausgeschnitten und in die Höhe gehoben wurde;
ich sah, daß es rot war wie die noch immer aufgehende Sonne über den Vorort-Reihenhäusern, in deren einem sich meine Existenz abgespielt hatte; ich sah,
wie meine Frau den
Telefonhörer aufnahm,
sah sie etwas murmeln, den falschen Mantel vom Haken nehmen; ich sah, wie mein gefrorenes Herz eilig durch Korridore vor einen erhobenen Altar gebracht wurde; und ich sah, wie ich, der ich selbstsüchtig und reserviert gelebt hatte,
mich selbst für dieses große
Geben aufgespart hatte, und ich wußte, daß all mei ne Stunden
stets auf ein rotes Kreuz zugeeilt waren,
voller Freude gegeben von Fremden in meinem Tod und in meiner
Auferstehung.
Pamela Zoline
Das Holland des Geistes
Der Verlust von sechs Stunden während des Fluges von New York nach Amsterdam bedeutete, daß ihnen die Nacht auf ihrem Weg über den Atlantik entgegengeeilt war. Die Wasserfläche unter ihnen war wie gehämmertes Metall, und die Wolken, bunt und greifbar, bildeten die Landschaft, schienen den eigentlichen Ozean darzustellen. Die abgeschlossene, erleuchtete Kapsel des Flugzeuginnern, frei in all der Leere hängend, war eine von unzähligen winzigen Inseln, aus dem unwissenden Universum herausgeschält, durch die denkbar dünnste Membrane vor der Dunkelheit ge schützt, wie die haarigen Menschen an den ersten Feu ern, da Wölfe durch die. kalte Luft klagten und am Rande des Lichtkreises verhielten.
Graham und Jessica verlagerten das Kind gelegentlich von einem Schoß in den anderen, die warmen, lockeren Glieder, schlafend. Amerikaner unter anderen Amerikanern, die das Flugzeug füllten, die traditionelle Reise in die Fremde und zurück. Graham rauchte ständig – Flugzeugnervosität, sagte er, wenn die Stewardeß lächelt, sehe ich immer den Schädel darunter. Sie aßen von den abgeteilten Tabletts, Rachel wachte auf, zwei Löffel Kartoffelbrei, lehnte Erbsen und Lammfleisch ab und schlief wieder ein. Sie aßen und tranken und erspürten, was das alles bedeutete, nachdem es nun Wirklichkeit geworden war, was es bedeutete, die Heimat und die verschiedenen komplizierten Teile ihres Lebens zurückzulassen – obwohl sich noch nicht bestimmen ließ, wieviel sie davon mit sich schleppten, wieviel und welche Art von Gepäck sie bei sich hatten.
Der kahle Mann vor Jess hatte seine Sessellehne zurückgestellt und schlief mit offenem Mund; sein schimmernder nackter Kopf lag ihr fast im Schoß. Er war wie eine eigene Welt, dieser Kopf, Kontinente aus Sommersprossen auf dem Meer der hellen Haut. Jess verspürte Lust, ihre Reise mit dem Lippenstift auf diesem Schädel nachzuzeichnen. Doris Day flimmerte auf den zahlreichen Bildschirmen durch einen Film, noch immer
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