Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
von diesem Heldenstreich erzählen. Er selbst, dessen Angriff
sie abwehren wollten, saß am Rand des großen Stabs im Kommandoraum des Stadions.
Da war einfach alles, was Rang und Namen hatte: Füssli von der Eidgenössischen Stabsstelle
Sicherheit, einige Geheimdienstler, die Einsatzleitung der Kantonspolizei, die militärische
Einsatzgruppe, die nicht wusste, dass sie diesmal wirklich in einem Ernstfall handelte,
und dann Küfer, dieses Großmaul, der Einsatzleiter der Guglieros. Er tat wirklich
so, als sei er den übrigen gleichrangig. Alle wussten doch, seine Leute waren unqualifizierteste
Schlägertypen, weniger als Hilfspolizisten. Dazu kam die übliche zivile Nachtsicherung,
deren Wächter immerhin bestens mit den Lokalitäten vertraut waren. Er wusste, sein
oberstes Gebot bei dieser Übung war, dass er sich nicht bemerkbar machte. Keiner
sollte auch nur einen Gedanken an ihn verschwenden, in Wirklichkeit war er unsichtbar.
Er hielt sich im Hintergrund, denn seine Aufgabe hatte ja nichts mit Sicherheit
zu tun, sie gehörte einfach zu jeder größeren oder kleineren Menschenansammlung.
Man musste alles im Auge haben, Informationen sammeln, um die richtigen Schlüsse
ziehen zu können. Er würde jedes einzelne Mitglied der Guglieros im Auge behalten.
Es wäre sein Triumph, er könnte ihnen den Drogenhandel beweisen.
An diesem
Punkt musste er sich stoppen. Nach dem Spiel wäre alles anders. Die Guglieros wären
so gut wie ausgelöscht, wenn überhaupt, würden sie sich nicht so rasch wieder formieren.
Aber das war eben eine Nebenauswirkung. Sein Anschlag wird zweierlei auslösen. Zunächst
wird es ein Terroranschlag von international terroristischer Seite sein, mit Bekennerschreiben
und so. Terrororganisationen wie Route Sans Retour würden es als Zeichen ihrer Macht
als großen Erfolg feiern. Effektiv würde weltweit eine Welle von Verhaftungen ausgelöst.
Das würde dann eben von der jetzigen Machtelite als Schlag gegen den Terrorismus
gefeiert. Lokal aber, und das war die Stoßrichtung, wird damit der Weg frei, Bedenken
gegen weitere Sicherheitsmaßnahmen wegzufegen. Wer wollte sich jetzt noch gegen
die dafür nötigen Gesetzesänderungen wehren, wenn es galt, Terroranschläge in dieser
Größenordnung zu verhindern? So werden Demokratien begraben. Das war nicht sein
Problem. Er war der Killer. Niemand würde ihn daran hindern können, den Knopf zu
drücken.
Dann kam der zweite Witz. Die
Stimmung im Raum war gespannte Aufmerksamkeit. Der Leiter Sicherheit Stadion kommentierte
die verschiedenen Bildschirme, die wirklich jede Ecke dieses Stadions erfassen konnten.
Daneben hingen die großen Lagepläne mit den eingezeichneten Standorten der Kameras.
Längst hatte er seinen eigenen Plan damit abgeglichen. Nichts konnte mehr schiefgehen.
Es war Füssli,
der laut fluchend aufschoss, »Madonna miseria«, zu einem der Bildschirme lief und
die Hände verwarf: »Es soll mir jetzt einer sagen, was dieser gottverdammte Junge
hier schon wieder verloren hat. Das ist der junge Berry, der ist Psycho, hat einen
Tick. Aber wo kommt er her, wie ist er hereingekommen? Wir üben doch gerade das
Sicherheitsdispositiv. Die Eingänge sind bewacht, und er spaziert hier drinnen herum.«
Jetzt herrschte er Küfer an: »Da seht ihr, was eure Leute taugen. Sie sollen ihn
kontrollieren und rausschaffen.«
Gary Küfer
wurde rot, nahm den Befehl entgegen und polterte aus dem Raum. Man hörte ihn im
Korridor jemanden anbrüllen. Drinnen herrschte offene Schadenfreude.
Er selbst
machte sich Gedanken. Was hatte dieser Berry hier verloren? Warum ging Füssli nicht
weiter darauf ein? Weil das der Schützling der Pamela Thoma war? Schon wieder Pamela
Thoma.
Und jetzt,
im Nachhinein, fiel ihm noch etwas auf. Weder Küfer noch dieser Berry waren weiter
auf einem der Bildschirme zu sehen gewesen. Nach zehn Minuten war der Gugliero zurück.
Auf den fragenden Blick des Referierenden meinte er einfach: »Erledigt, der hat
wirklich Probleme und ist jetzt nach Hause gegangen.« Damit setzte er sich, und
die Sache war abgetan.
Diese Berry-Episode
machte ihn entgegen seiner Erwartung nervös. Einer seiner Informanten erzählte gleich
darauf, ein Kommando der Guglieros sei gerade dabei gewesen, den jungen Berry »auseinanderzunehmen«,
habe ihn extrem hart angefasst. Wäre nicht deren Chef dazugekommen, hätten sie ihn
möglicherweise umgebracht. Er hatte es gewusst, das waren echte Rocker, alles andere
war ein Deckmantel. Offensichtlich wussten
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