Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
scheinbar unabsichtlich
die Hand auf die Biene und drückte leicht zu.
»Au«, erschreckt
riss sie die Hand hoch, die Biene klebte daran fest, hatte den Stachel seitlich
tief in die Hand hineingestoßen. In Panik wedelte sie sie weg, der abgerissene Stachel
blieb stecken. Es schmerzte wirklich. Ein Aufschrei: »Eine Biene hat mich gestochen!«
Maude blickte weiterhin teilnahmslos zur Decke. Die Schwester erhob sich, wusste
nicht, wie sie reagieren sollte, war anscheinend keine ausgebildete Schwester. Wie
konnte denn eine Biene in ein Zimmer geraten? »Es schmerzt, hier sind Bienen, auf
Bienenstiche bin ich allergisch!« Sie wühlte in ihrer Umhängetasche, riss an den
Verschlüssen, geriet in Panik: »Ich habe meine Antihistamine nicht hier, ich trage
sie doch immer mit, sie sind nicht da.« Jetzt packte sie ihre Jacke, löste unauffällig
den elektronischen Ansteckknopf, den man ihr am Empfang gegeben hatte, der auf dem
PC des Empfangs permanent ihren Standort anzeigte, und ließ ihn zwischen Bettgestell
und Matratze gleiten. Inzwischen hatte sich die Schwester besonnen, hatte die Klingel
bei der Tür gedrückt. Jetzt stieß sie sie auf, sah wachsam aus, alarmiert, was hatte
sie erwartet?
Pamela streckte
die Hand aus, um die Einstechstelle hatte sich die Haut schon gerötet. Sie redete
hastig, auf Bienen sei sie allergisch. Der Stich konnte einen Schock auslösen, sie
würde gleich Atemnot bekommen, sie kannte das. Ganz dringend brauchte sie Antihistamin.
Die Schwester
redete alarmiert in ihr Handy, wandte sich an Pamela: »Es holt Sie gleich jemand
in die Schwesternstation, dort kriegen Sie ein Medikament.« Schon war sie draußen
im Korridor, schon kam im Eilschritt ein Pfleger aus dem Lift. »Können Sie gehen?
Kommen Sie, bitte. Wir schaffen es bis zur Apotheke.«
Im Aufzug
überfiel sie Panik. Sie redete, faselte davon, die Medikamente normalerweise bei
sich zu haben. Die Hand schmerzte. Was, wenn sie wirklich Atemnot bekäme, weil sie
es sich so vorstellte. Was, wenn sie ihr etwas ganz anderes gäben? So rasch nebenbei
ein Halluzinogen oder ein Wahrheitsmittel. Wie kam sie jetzt auf diese Idee? Sie
wollte keine Spritze. Nein, sie fühlte sich schon viel besser.
In der Station
saß sie auf einem Stuhl. Der Pfleger verstand sie nicht. »Eben noch haben Sie um
ein Medikament geschrien. Das jetzt ist möglicherweise eine Überreaktion, Sie könnten
von irgendwelchen Botenstoffen überschüttet werden. Nein, ich kann das Risiko nicht
übernehmen, nicht richtig gehandelt zu haben. Entweder Sie lassen jetzt die Antihistamin
Spritze zu oder ich muss Sie ruhigstellen, was aber risikoreich sein kann, wenn
Sie Allergikerin sind.« Er schien zu überlegen, nahm einen dünnen Schlauch und dann
band er ihr einfach die Hände hinter den Rücken, sagte: »Halten Sie einfach einmal
still, ich gebe Ihnen die Spritze.« Jetzt band er einen weiteren Schlauch einfach
um ihren Oberarm. Pamela hielt still, wie er in die Vene spritzte.
Pamela fühlte
sich ruhig und schlaff werden. Was hatte sie sich da eingebrockt? Wozu? Doch bevor
sie sich richtig ängstigte, löste er beide Gummiriemen wieder, meinte trocken: »So,
das wirkt ja wunderbar. Ich messe noch den Blutdruck, für alle Fälle.«
Sein Piepser
meldete sich. Jetzt war er in Eile: »Ich sollte gar nicht hier sein, werde gebraucht.
Mit Ihnen ist alles soweit in Ordnung. Sie bleiben noch fünf Minuten sitzen, dann
können Sie gehen. Den Korridor nach vorn, die Treppe hinunter und Sie sind am Empfang.
Auf Wiedersehen.«
War das
jetzt ganz normaler Klinikalltag oder war das schon eine Falle? Der Schreck von
vorhin saß ihr in den Knochen. Nein, die Lust, hier herumzuschnüffeln, war ihr vergangen.
Maudes Problem sollte nicht zu ihrem Problem werden. Keinesfalls wollte sie je ruhiggestellt
werden.
Sie trat
in den Korridor. Wo waren hier die Kameras? Sie hörte den Gong des Aufzugs, die
automatische Tür, da kam gleich jemand. Hier war eine offene Tür, ein Schild ›Personal‹,
rasch schob sie sich hinein, ein winziger Raum, da war niemand, schon war sie drin
und zog die Tür lautlos hinter sich zu, ließ sie einen Spalt weit offen, sie wollte
sich nicht einsperren. Jetzt näherten sich die Schritte, ein Stöckelschuhschritt,
ein Gummisohlenschritt. Suchte man schon nach ihr? Die Schritte waren nicht in Eile,
zwei Frauenstimmen, gewöhnliche Unterhaltung, Plauderton. Das eine war die Stimme
der Frau Professor, die andere, diese etwas künstliche Tiefe mit dem gedehnten
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