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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Leuchtwesten, regelten ganz offensichtlich den Verkehr, das hieß,
sie stoppten alle, ließen dem blauen Volvo die freie Fahrt. Von hinten näherte sich
ein Auto mit Blaulicht. Lucius beobachtete es im Rückspiegel, presste die Lippen
zusammen, fuhr vorschriftsmäßig langsam an den Straßenrand, ungeschickt, er versperrte
die Fahrbahn, und da kam auch schon eine Tram entgegen. Fast steckten sie fest,
Vorsicht musste sein, dann aber gab Lucius Gas. Da war die Kirchenfeldstraße, auch
hier schien der Verkehr stillzustehen, Lucius kurvte durch eine Lücke, und jetzt
schloss sich der Verkehrsstrom hinter ihnen, das Blaulicht blieb zurück. Sie schossen
die Jubiläumsstraße hinunter. Wie durch Zauberei war die Schranke zur Botschaft
oben, der Polder versenkt, der Volvo fuhr durch, stoppte abrupt, der Polder stieg
schon wieder hoch, die Schranke klappte hinter ihnen herunter, wippte leicht. Botschaftsmarines
in Uniform stürzten aus der Wachbaracke, umringten das Auto, überprüften mit Bombensuchgerät.
Aus der Baracke kam Tizian in Ausgehuniform. Er kam mit einem Wachmann ums Auto
herum, salutierte Lucius, sie würden Mrs. Berry jetzt übernehmen. Jetzt kam offensichtlich
ein höherer Botschaftsbeamter mit zwei weiteren Marines und einer Frau heraus. Tizian
redete weichstes Amerikanisch, gab Anweisung, wie Mrs. Berry aus dem Auto zu heben
sei. Lucius lief ums Auto, holte den Rollstuhl. Maude wurde festgeschnallt, die
Decke über den Beinen, die Beutel baumelten wieder. Josy hatte sich bisher still
verhalten. Als Lucius als Letzter im Gebäude verschwand und zwei Marines sich neben
den Eingang stellten, hielt sie es nicht mehr aus. Entschlossen packte sie ihren
Rucksack, steckte den Laptop hinein, öffnete die Autotür, stieg aus, stieß die Tür
energisch wieder zu, hängte den Rucksack lässig an einem Riemen über die Schulter,
nickte hoheitsvoll in Richtung der Botschaft und ging mit selbstbewusst gehobenem
Kopf, gelassenen Schritten und unbeirrbar an der Baracke vorbei, an der Schranke
vorbei, weg vom Gelände, weg die Straße hoch, weg. Sie hatte sich vorgenommen, einfach
kein Amerikanisch zu verstehen, zu lächeln, doch es war nicht nötig gewesen.
     
    *
     
    Pamela fuhr mit Francis zum Bootshaus,
das Rennrad und der Rucksack waren im Heck verstaut. Er würde seinen Kameraden bloß
erklären, er habe Kopfschmerzen, seit Mittwoch habe er Kopfschmerzen. Er habe schon
eine Tablette genommen, möglicherweise kriege er auch eine Grippe; überhaupt sei
ihm alles verleidet, und deshalb lasse er heute das Training ausfallen. Allfällige
Fragen zu seinen Gesichtsverletzungen würde er abwimmeln, ein Radfahrer habe ihn
umgefahren. Jetzt trödelte er noch etwa eine Viertelstunde herum. Seine Kollegen
hatten anderes zu tun, als sich nach ihm umzusehen.
    Pamela wartete
im Auto, alle Fenster unten. Es war schwül, für den Abend waren Gewitter angesagt,
vor allem in den Bergen. Die Motorräder hörte sie von weitem. Es war ein regelrechter
Konvoi, der da in gesetztem Tempo über die Seestraße herandonnerte. Auf der Höhe
des Bootshauses verlangsamten sie noch einmal, fuhren jetzt gemächlich, doch unsäglich
laut, am Parkplatz vorbei, sechs behelmte, schwarze Reiter auf ihren schweren Pferden.
Pamela fragte sich, warum sie denn erschrecke. Sie wusste doch, es waren ihre Schutzengel.
    Als Francis
das Bootshaus verließ, schaute er sich nicht um. Ganz langsam, leicht hinkend, Schritt
für Schritt kam er zum Parkplatz, stieg ins Auto, schaute sie nicht an. Pamela startete,
sie fuhren weg. Anscheinend hatte sich keiner weiter um ihn gekümmert. Er würde
sie alle nie mehr sehen. Pamela fuhr die Strecke genau, wie sie es mit Gary abgesprochen
hatten. Sie fuhren durch den Tunnel, im Rückspiegel beobachtete sie die hinter ihnen
fahrenden Autos. Beim Spurwechsel bei der Reithalle und nach der Ampel war klar,
keiner folgte. Also war keine Zusatzrunde um einen Häuserblock nötig. Sie fuhren
direkt die Stadt hinunter ins Rathausparkhaus. Im vierten Stockwerk zuhinterst stand
allein ein unauffälliges graues Auto, ein Kombi. Gary stieg aus. Er trug ›Zivil‹,
eine Jeansjacke zu Jeans und eine Baseballmütze. Hier im niedrigen hell gestrichenen,
hell beleuchteten Parkgeschoss wirkte er unglaublich groß, ein Hüne eben, er war
alles andere als unauffällig. Doch Pamela wusste, Gary hatte dafür gesorgt, dass
die Kameras des Parkhauses jetzt nicht in Betrieb waren. Einer seiner Kollegen saß
in der Zentrale und überprüfte das

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