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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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dies in künftigen Novellierungen auch noch tun: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ( EEG ) darf nur noch dann eine Gebühr für die Einspeisung des Stroms garantieren, wenn bei der Produktion der Energiepflanzen eine wenigstens viergliedrige Fruchtfolge eingehalten wurde. Denn wenn nur noch jedes vierte Jahr auf einer Fläche Mais für Biogasanlagen angebaut würde, dann würde auf jedem Hektar auch der Subventionsvorteil nur noch jedes vierte Jahr ankommen und somit im Schnitt der Jahre nur noch ein Viertel betragen. Zudem würden die negativen Auswirkungen des jetzigen Daueranbaus von Mais wegfallen.
    Wo Biogas-Fermenter mit dem Grasaufwuchs von Streuobstwiesen oder stillgelegten Flächen, mit Abfällen aus Schlachtereien oder Gaststätten, mit sonstigen pflanzlichen Reststoffen oder mit Gülle aus der Tierhaltung gefüttert werden, steht diese Art der Energieerzeugung nicht in Konkurrenz zur Produktion von Nahrungspflanzen. Das ist aber nur bei einem geringen Teil der durch das EEG geförderten Anlagen der Fall. Denn immerhin 69 % der in 2007 aus Biogas hergestellten Megawattstunden wurden mit Substraten hergestellt, die ausschließlich für diesen Zweck angebaut werden. [25]

    Bisherige Flächenanteile der nachwachsenden Rohstoffe zur Biogas-Erzeugung
Quelle: BUND nach Statistisches Bundesamt 2007
    Zählt man alle Flächen für die Erzeugung von Energiepflanzen zusammen, kommt man in Deutschland im Jahr 2010 auf stolze 1,83 Millionen Hektar (siehe Tabelle FNR rechts).
    Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland (in ha)
    Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)
    Wie bei der Erzeugung von Biogas gibt es übrigens auch hier eine Alternative, die keine oder wenigstens nur eine geringe Konkurrenz zwischen Nahrungs- und Energiepflanzenproduktion darstellt und die im Wesentlichen von Ökobetrieben entwickelt wurde. Gerold Rahmann, Direktor des Bundesinstituts für Ökolandbauforschung [26] im schleswig-holsteinischen Trenthorst, und seine Mitarbeiter haben sich der Weiterentwicklung dieser Idee verschrieben. Das Ziel ihrer Forschung ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der ökologisch wirtschaftet und gleichzeitig ohne Flächenverbrauch energieautark ist. Das erfordert die Kombination verschiedenster Energiequellen, darunter die Produktion pflanzlicher Treibstoffe. Die Trenthorster testen verschiedene Varianten der Mischkultur zwischen Nahrungs- oder Futtergetreide einerseits und Energiepflanzen andererseits. Geerntet wird dann ganz biblisch: Weizen und Leindotter – zwei der in Frage kommenden Mischungskandidaten – wandern zusammen durch den Mähdrescher, werden in die Scheuer gefahren und dort in Siebanlagen voneinander getrennt. Wer zusammen mit Prof. Rahmann auf dem Hänger sitzt, um die Versuchsflächen des Instituts zu besichtigen, wundert sich über den Grillgeruch, der am helllichten Wochentag aufsteigt – bis sich herausstellt, dass dieser Duft aus dem Trecker vornedran kommt. Denn der wird mit dem Öl betrieben, das aus dem Leindotter-Samen gewonnen wird. Durch die unterschiedlichen Nährstoffansprüche der Mischungspartner, ihre verschieden tief reichenden Wurzeln und über teilweise noch unbekannte Synergieeffekte sinken die Hektarerträge der Hauptfrucht Getreide nur geringfügig. Und das, obwohl sich der Weizen den Acker mit dem Leindotter teilen muss, aus dem auf einem Hektar die gesamte Energie gewonnen werden kann, die Schlepper und Mähdrescher für ca. zwei Hektar benötigen. Es reicht also aus, auf der Hälfte der Fläche des Betriebes solche Mischkulturen anzubauen, um den für den gesamten Betrieb erforderlichen Treibstoff herzustellen.

Ist Energie vom Acker unmoralisch?
    Als in Mexiko die Menschen auf die Straßen gingen, die sich die tägliche Tortilla nicht mehr leisten konnten, schaffte es auch die Frage in die Schlagzeilen, ob die Energieproduktion auf den Äckern der Welt am Hunger in der Welt Schuld hätte. Im Zusammenhang mit der missglückten Einführung des neuen Treibstoffes »Super E10« an den deutschen Tankstellen im Frühjahr 2011 wurde sie erneut aufgegriffen. Nicht nur die Vertreter des Ölsaatenhandels und anderer interessierter Wirtschaftsbereiche, sondern auch Politiker, die sich für die Förderung der Energie aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt hatten, vertraten vehement die Ansicht, einen solchen Zusammenhang dürfe und könne man nicht konstruieren. Die oben dargestellten Zahlenverhältnisse sprechen jedoch eine andere Sprache. [27] Noch

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