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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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überzeugender ist ein Blick auf die Preiskurven von Weizen und Öl. Hier wird deutlich, dass der Anbau von Energiepflanzen längst einen maßgeblichen Einfluss auf das globale Geschehen auf den Agrarmärkten nimmt. Wären es die hohen landwirtschaftlichen Produktionskosten, die zu hohen Preisen bei landwirtschaftlichen Produkten führen, dann könnte man den offensichtlichen Zusammenhang der beiden Kurven mit den steigenden Kosten für Stickstoffdünger erklären – denn dieser wird mit hohem Energieaufwand hergestellt. Die Agrarmärkte, auf denen wenige große Abnehmer vielen kleinen Erzeugern gegenüberstehen, nehmen jedoch keinerlei Rücksicht auf deren Kosten. Deshalb ist der wirkliche Zusammenhang offensichtlich: Steigt der Ölpreis, dann steigt die energetische Verwertung landwirtschaftlicher Produkte und damit die Nachfrage nach ihnen.
    Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln und Rohöl. Quelle: htt://maps.grida.no; Hugo Ahlenius, Nordpil
     
    Trotzdem halte ich die Forderung für voreilig, auf dem Acker dürften nur Nahrungsmittel, auf keinen Fall aber Energie wachsen. Wie immer, ist auch hier die Wirklichkeit zu komplex für einfache Schlussfolgerungen.
    Ein Beispiel dafür bietet die Geschichte vom Öl und vom Beimischungszwang. Lange Zeit war pflanzliches Öl, das als Treibstoff genutzt wurde, von der Mineralölsteuer befreit. Das brachte ihm einen Preisvorteil vor dem an der Tankstelle verkauften Mineralöl. Viele dezentrale Projekte entstanden, in denen Pflanzenöl produziert und verwendet wurde. Antriebssysteme wurden entwickelt, die mit unraffiniertem Pflanzenöl zurechtkamen, bei dessen Herstellung Pressen und Filtern die einzigen Verarbeitungsschritte sind. Bei solchen Technologien ist der Energieaufwand, der nach der Ernte entsteht, gering – im Gegensatz zu den Verfahren, mit denen heute Öle in einen Zustand gebracht werden, in dem sie dem normalen Diesel beigemischt werden können.
    Eine der ersten Handlungen der neuen schwarz-roten Regierung unter Angela Merkel im Jahr 2005 war die Abschaffung dieser Steuerbefreiung. Die weitere Nutzung von Treibstoffen aus Pflanzenöl sollte stattdessen durch einen Beimischungszwang sichergestellt werden: Treibstoffen auf Mineralölbasis muss ein bestimmter Anteil Pflanzenöl zugesetzt werden. Das hatte eine Reihe von schwerwiegenden Folgen:
    Die kleinen, dezentralen Projekte scheiterten.
Unraffiniertes Pflanzenöl wurde wirtschaftlich uninteressant.
Das Geschäft mit dem Pflanzenöl kam in die Hände der Öl-Multis.
    Damit wurde ein Mechanismus in Gang gesetzt, durch den unter Knappheitsbedingungen die Treibstoffverwertung von Pflanzenöl immer Vorrang vor der Nahrungsverwertung bekommt. Denn der Zwang, die Beimischungsquoten einzuhalten, ist auch ein Zwang, immer den höheren Preis zu zahlen, wenn zu wenig Angebot auf dem Markt ist – jedenfalls bis zu der Höhe, ab der es rentabler für die Mineralölunternehmen ist, eine Strafzahlung in Kauf zu nehmen. Auf diese Weise siegt in der Regel der Tank über den Teller.
     
    Was in diesem Fall ebenso wie im Fall der Ethanolproduktion in den USA und der Biogasproduktion in Deutschland die Nahrungsproduktion in Bedrängnis bringt, ist nicht die Tatsache, dass überhaupt Energie auf dem Acker erzeugt wird, sondern dass dies unter Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen durch Subventionen, gesetzliche Rahmenbedingungen und Ausbeutung der Umwelt geschieht. Die Subventionierung des Ethanols in den USA beläuft sich auf 7,7 Mrd. US- Dollar jährlich – ein Betrag, der noch beträchtlich ansteigen dürfte, wenn die Nachrichten zutreffen, nach denen sich die Streitkräfte der größten Militärmacht der Welt von saudischem Öl unabhängig machen und auf Ethanol-Treibstoff umrüsten wollen. Von dem übermäßigen Subventionseffekt für Biogas war bereits die Rede. Was hier von deutschen bzw. amerikanischen Steuerzahlern aufgebracht wird, sind jedoch nicht die einzigen Subventionen, durch die die Energie vom Acker verbilligt wird. Es kommen nämlich noch andere Kosten hinzu, die sich nicht im Preis dieser Energie wiederfinden, die aber doch – und zwar von uns allen – bezahlt werden müssen: vor allem Umweltkosten wie diejenigen, die durch die Zerstörung der Böden unter den Mais-Monokulturen oder den für Palmölplantagen abgeholzten Urwäldern angerichtet werden.

Aber die Wurst bleibt hier
    Einer der vielen dummen Sprüche, die meine Kinder im Laufe ihres Schülerdaseins aus ihrer jeweiligen Bildungsstätte an

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