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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Ökologischen Intensivierung eingebunden ist, in dem für biologische Vielfalt und eine Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit durch Kompost, Gründüngung und Fruchtwechsel gesorgt wird, versteht sich von selbst.

Innovation im Fischbecken
    Im Frühjahr 2011 wurde den Fischessern unter uns, jedenfalls denjenigen, die auch fernsehen, der Appetit auf einen Fisch verdorben, der sich in den vergangenen Jahren einen respektablen Platz auf unserer Speisekarte erobert hat: 56 000 Tonnen Pangasius werden in Deutschland jährlich verzehrt – das entspricht 4,4 % des Fischverbrauches, Tendenz stark steigend. Er entstammt nahezu durchweg aus Aquakulturen; wer ihn isst, sollte sich nicht den Vorwurf machen müssen, er esse gerade die Meere leer.
     
    Die Dokumentation aus dem fernen Vietnam, in dem der Großteil der Pangasius-Produktion für Europa stattfindet, zeigte, dass es keinen Anlass für dieses gute Gefühl gibt. Zwar ist der zu den Welsen gehörende Fisch kein Raubfisch, wie Lachse oder Forellen, bei denen 5 kg Fisch gefangen werden, um 1 kg Speisefisch zu erzeugen. Trotzdem wird für jedes Kilogramm Pangasius ein Kilogramm Wildfisch als Futter eingesetzt, weshalb eine Entlastung der Meere nun gerade nicht gegeben ist.
    Zusätzlich entsteht aber eine gewaltige Belastung der Umwelt. So werden Medikamente und übergroße Nährstoffmengen aus den Ausscheidungen der Fische in die Gewässer gespült, an die die Fischteiche angeschlossen sind. Der massive Antibiotikaeinsatz, der wegen der hohen Besatzdichten – 300 Fische werden je Quadratmeter Teichfläche gehalten – erforderlich ist, produziert resistente Keime, die auch für Menschen gefährlich sind. Und er führt zu Rückständen im Speisefisch, die von uns ahnungslos zusammen mit dem köstlichen Fischfilet verspeist werden. Was Fische empfinden, ist für uns noch viel weniger nachzuvollziehen, als das bei Hühnern oder Schweinen der Fall ist. Dass diese Form der Haltung es den Tieren jedoch unmöglich macht, sich auch nur annähernd so zu verhalten, wie das in der natürlichen Umgebung möglich wäre, liegt auf der Hand.
    Um den vietnamesischen Fischzüchtern eine Alternative bieten zu können, die ihnen ein Einkommen erhält, das nicht durch die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen erkauft ist, hat der Naturland-Verband zusammen mit der staatlichen Entwicklungshilfeorganisation GTZ (heute GIZ ) ein Pangasius-Projekt in Vietnam gestartet. Ausgangspunkt war die gemeinsame Entwicklung von Richtlinien, um ein naturverträgliches und tiergerechtes Haltungskonzept zu konzipieren. Wichtigste Eckpunkte sind die radikale Reduzierung der Besatzdichte und die ökologische Fütterung. Nicht mehr als zehn Fische dürfen je Kubikmeter Wasser gehalten werden, wo konventionell zwischen 100 und 150 Tiere Platz finden müssen. Beim Futter sind nur pflanzliche Erzeugnisse aus Ökologischem Anbau erlaubt und für die Eiweißkomponente ist ein Fischmehl zugelassen, das aus den bei der Speisefischverarbeitung anfallenden Resten stammt. Die Besatzdichte ist so mit den natürlichen Bedingungen im Einklang, dass auf dem Boden des Teiches Futter wächst, durch das eine deutlich geringere Zufütterung erforderlich ist. Gleichzeitig unterbleibt der Austrag von Nährstoffen in die umliegenden Gewässer. Eine Zufütterung von Antibiotika ist weder erlaubt, noch ist sie nötig, weil die Tiere nicht dem Infektionsdruck ausgesetzt sind, der auf den dichtgedrängten Fischen in den konventionellen Becken lastet.
     
    Diese Art der Fischzucht bringt zwar erheblich geringere Mengenerträge als die konventionelle Variante. Sie bringt aufgrund der Kaufbereitschaft entsprechend sensibilisierter Kunden in Europa aber ein Einkommen, das es dem vietnamesischen Bauern ermöglicht, seine Familie ebenso zu ernähren wie mit der intensiven Produktion. Auch dort, wo die Aquakultur nicht der Erzielung von Einkommen durch Export, sondern der lokalen Selbstversorgung dient, ist eine ökologische Aquakultur die einzige langfristig gangbare Alternative – weil sie den Futter-Input verringert und weil sie die natürlichen Lebensgrundlagen der Bauern und ihrer Nachbarn nicht in Gefahr bringt.

Aber im Ernst:
Kann denn jetzt Bio die Welt ernähren?
    »Kann man mit Bio die Welt ernähren?«, ist eine Frage, die mir in jedem Gespräch zu unserem Thema gestellt wird, sobald klar wird, dass ich ein Verfechter des Ökologischen Landbaus bin. Da die meisten, mit denen ich über so etwas spreche, mich schon

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