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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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weiter oben beschrieben habe. Auch deren Langfristfolgen finden sich im Preis nicht wieder.
    Die Rentabilität der Aufzucht hängt wesentlich von der Produktion je Quadratmeter ab. Entsprechend ist es erforderlich, ein Maximum an Tieren in den Becken aufzuziehen. Wenn sie ausgewachsen sind, existieren auf einem Quadratmeter 60 Krustentierchen. Da ein so enges Zusammenleben in keiner Weise dem entspricht, was in der natürlichen Umgebung gegeben wäre, kommt es zu Infektionskrankheiten – denen dadurch vorgebeugt wird, dass Antibiotika ins Futter gemischt werden. Rückstände davon finden sich nicht selten in der Ware, die bei uns verkauft wird, was für unsere Gesundheit nicht gut ist. Wie immer man das bewerten möchte – im Preis enthalten ist das nicht. Der Eintrag von Medikamenten, noch mehr aber der der Ausscheidungen der Tiere in den Schlamm der Becken kann – je nach den klimatischen Verhältnissen – dazu führen, dass diese nach einigen Jahren aufgegeben werden müssen, weil dann die Lebensbedingungen zu feindlich geworden sind.
    Nicht nur der ökologische Kollateralschaden wird durch den Markt nicht verhindert, sondern auch nicht der soziale. In Ecuador besteht er darin, dass die in der Regel im Besitz großer Konzerne befindlichen Teichanlagen den Küstenbereich auch dort beanspruchen, wo sonst Küstenbewohner der traditionellen Nutzung der Mangrovenränder nachgehen würden, indem sie beispielsweise Muscheln oder Brennholz sammeln. Da sie darauf aber kein verbrieftes Recht besitzen, können sie das nicht mehr. Auch diese Wirkung ist schlecht in Zahlen zu fassen, sie besteht aber aus Kosten, die die einheimische Bevölkerung tragen muss – nicht der Käufer preiswerter Shrimps in Europa.
    Auch in diesem Beispiel begegnen wir jeder Menge »externer Kosten«, die sich im Preis nicht wiederfinden, so dass die Marktkräfte ein Wirtschaften hervorbringen, das sowohl ökologische als auch soziale Missstände mit sich bringt. Um diese Zusammenhänge noch einmal zu verdeutlichen, habe ich das Beispiel gebracht, nicht um Ihnen den Appetit zu verderben. Dass das auch gar nicht nötig ist, werden Sie sehen, wenn ich weiter unten noch einmal darauf zurückkomme.

Was liegt im Werkzeugkasten?
    Bevor wir im nächsten Schritt besprechen, wie Kosten zu internalisieren und Marktversagen auszugleichen ist, sollten wir uns ansehen, welche Werkzeuge uns dafür zur Verfügung stehen. Ich will dafür sozusagen den Werkzeugkasten auspacken und seinen Inhalt schön geordnet auf der Werkbank ausbreiten.
    Als Erstes können wir zwei Kategorien unterscheiden: Da gibt es die Instrumente der Zivilgesellschaft – bis hin zu dem, was jedes einzelne ihrer Mitglieder tun kann, also auch Sie, verehrter Leser. Und es gibt die Instrumente des Staates – die einzelner Staaten, die des Zusammenschlusses mehrerer Staaten und solche, die sich aus Abkommen zwischen verschiedenen Staaten oder Staatengemeinschaften ergeben.
    Mit der zweiten Kategorie will ich beginnen.
    Was in der Macht des Staates liegt
    Am nächsten liegen hier Instrumente, bei denen sich die Assoziation an Schraubzwinge und Hammer am schnellsten einstellt:
Ge- und Verbote.
Davon wird für die Landwirtschaft reichlich Gebrauch gemacht. Im Düngerecht, im Pflanzenschutzrecht, im Landwirtschaftsgesetz, im Naturschutz- und im Umweltschutzrecht – überall wird auch geregelt, was Bauern dürfen und was sie nicht dürfen. Betriebsmittel werden zugelassen oder nicht, Gesetze und Verordnungen regeln, wie weit der Bauer Abstand vom Bach halten muss, wenn er Pestizide spritzt, zu welchen Jahreszeiten er seine Gülle auf die Felder bringen darf und wann nicht. All das ist landwirtschaftliches Fachrecht. Wenn Sie jemand fragen, der für die Allgemeingüter zuständig ist, die durch solche Regelungen geschützt werden sollen, werden Sie vermutlich hören, es müsse mehr und strenger geregelt werden. Das könnte dann ein Vertreter von Nabu [124] , BUND [125] oder Greenpeace sein. Fragen Sie aber einen Vertreter des Bauernverbandes, der für die spricht, denen Ge- und Verbote auferlegt werden, wird man Ihnen vermutlich versichern, es werde schon viel zu viel geregelt. Diese unterschiedliche Sichtweise kommt nicht unerwartet …
    Die bereits geschilderten Probleme, die durch unsere »moderne« konventionelle Landwirtschaft insbesondere in Natur und Umwelt verursacht werden, haben ihre Ursache nicht oder nur in sehr geringem Umfang darin, dass Ge- und Verbote durch

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