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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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in aller Eile ein Apocalypse-Now-Picknick auf dem grasigen Hügelchen über dem Campus-Supermarkt improvisiert. Löwenherz verfolgte die Ereignisse durch einen Operngucker, schlürfte Midori aus einem Schnapsglas und organisierte eine Kettenwette: Jeder Bohemier wettete mit je zwei anderen, mit einem, daß sie, und mit dem anderen, daß sie nicht in die Luft fliegen würden, wobei die Einzelwetten zusammengenommen eine Kette ergaben. Waren sie in einundzwanzig Minuten noch am Leben, würden sie einen Fünfdollarschein im Kreis herumgehen lassen.
    »Ich lass es regnen!« kreischte der Doktorand und hielt drohend einen Blitzableiter in die Luft. »Feuer regnen, ihr werdet’s sehen!«
    Seit einer halben Stunde wiederholte er - mit geringfügigen Variationen - denselben Spruch. Er stolzierte herum und entfernte sich dabei mitunter ein ganzes Stück von seinem Wagen und seinem Digitalspielzeug, aber in der nicht-blitzableiter-schwingen-den Hand hielt er etwas, das mit dem traditionell panikroten Knopf verdächtig nach einer Fernsteuerung aussah. Das war natürlich bloß geraten, da er es nicht für nötig befunden hatte, etwelche Erklärungen zu seinem Gerät oder dessen Verwendungszweck abzugeben, doch es schien nicht unwahrscheinlich, daß ein Druck auf den Knopf die Schaltuhr auf Null stellen und den Countdown vorzeitig beenden würde.
    »Wir können ihn nicht einfach abschießen«, sagte Doubleday mit hörbarem Bedauern.
    »Wir können ihm die Sache aber auch nicht ausreden«, schniefte der Polizeipsychologe. »Nicht, solange er mir nicht einmal zuhört.«
    »Mein Gott, mein Gott...« Nattie Hollister war auch da. Der Polizeichef und ein Angehöriger der Universitätsverwaltung vervollständigten das Quintett. »Wie stehen die Chancen«, fragte der Chef, »daß es wirklich eine A-Bombe ist?«
    »Also bitte«, ließ sich der Verwaltungsmensch verächtlich vernehmen, »Cornell ist eine Eliteuniversität. Wir stellen hier doch keine Nuklearwaffen her!«
    »War wohl schwierig, an das Plutonium ranzukommen«, dachte Nattie Hollister laut. »Es sei denn, die hätten welches in den Labors da oben. Aber selbst, wenn nicht - eine Bombe hat immerhin einen hochexplosiven Zünder, und verdammt, ich bin sicher, in den Chemielabors haben sie die Zutaten für -«
    »Aber er ist Physiker, kein Chemiker, stimmt’s?« sagte der Chef. Er warf einen Blick auf den Verwaltungsmenschen. »Das haben Sie zumindest behauptet.«
    »Trotzdem...«, sagte Hollister.
    »... könnte das, wenn schon keine Kernexplosion«, sprach Doubleday für sie zu Ende, »doch immer noch eine ganz schön starke Explosion geben. Was gar nicht gut wäre.«
    »Neunzehn Minuten.« Der Polizeichef rieb die Handflächen leicht aneinander. »Wir müssen was unternehmen.« »Der Kordon is nich weit genug«, bemerkte Hollister. »Wenn’s überhaupt Sprengstoff ist...«
    »Wo is denn das verdammte Bombenräumkommando?«wollte Doubleday wissen.
    »‘tschuldigung.«
    »Ha?«
    Sie drehten sich alle um; ein sechster hatte sich zu ihnen gesellt. Er trug die Uniform des Cornellschen TLORs und ein Flaumbärtchen am Kinn.
    »Ich kann diesen Knaben da für euch wegputzen«, bot er an.
    Der Polizeichef kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Wie war das?«
    Der Reserveoffizier tippte auf eine Anstecknadel an seiner Uniform. »Scharfschützenteam. Besorgen Sie mir ein Gewehr, und ich niete den Knaben um. Schon mal Robert DeNiro in ›Die durch die Hölle gehen‹ gesehen?«
    »Geh nach Haus, Bettnässer«, fertigte ihn der Chef ab. Dann wandte er sich zu den anderen: »Jetzt will ich... he! He da, Moment mal!«
    Jemand hatte die Absperrung durchbrochen. Nein, nicht durchbrochen - George war einfach durchgegangen, als die zwei Polizisten, die ihm am nächsten standen, zufällig in die falsche Richtung geguckt hatten. Als sie ihn bemerkten, befand er sich bereits ein ganzes Stück im Inneren des Kreises; er steuerte direkt auf den Doktoranden zu.
    »Ich schnapp ihn mir«, sagte Doubleday und streichelte seinen Gummiknüppel.
    »Nein«, befahl der Chef wie unter einem plötzlichen Zwang. »Nein, warten Sie...«
    George ging, merkwürdig selbstsicher, weiter. Kalliopes Kuß wirkte noch immer nach. Den Drachen hielt er jetzt nicht mehr vor sich; er hing an seiner Seite wie ein Colt. Als er den Geschichtenerzähler auf sich zukommen sah, unterbrach der Doktorand abrupt sein Geschrei und baute sich mit stählernem Blick vor ihm auf.
    »Tag«, sagte George, ohne sich im mindesten albern

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