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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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    »O Scheiße!« sagte Doubleday.
    »Na komm«, sagte George, und der Wind kam. Er fing als bloßer Hauch an, nahm aber sofort an Stärke zu. Eine Sekunde, und die Brise trieb dem Doktoranden den Atem in den Hals zurück, ließ ihn in plötzlicher Angst erstarren, zwei Sekunden, Stapel un-verteilter Zebra-Flugblätter flatterten durch die Gegend, drei, das Kartenhaus erbebte, vier, Georges Cowboyhut stellte sich auf und erwog die Möglichkeit, davonzufliegen, fünf, er tat’s, sechs, der Drachen zerrte an der Schnur, sieben, der Wind hatte halbe Orkanstärke erreicht.
    »Zauberei!« brüllte Z.Z. Top lachend. »Gottverdammte Zauberei, George!«
    »regen!« schrie Christoph Robin. Sein Daumen senkte sich auf den Knopf; George warf dem Kartenhaus einen aufmunternden Blick zu.
    Eine der obersten Karten bog sich unter der Kraft des Windes und ließ den nachgemachten Cornellschen Vorstand koppheister schießen. Der Kohlkopf löste sich von seinem Rumpf, fiel und landete einen guten Meter tiefer auf dem schluss-damit!- Spruchband, das prompt wie eine Steinschleuder nach vorne schnellte.
    Der Kohlkopf flog wirbelnd auf Kollisionskurs.
    Er traf den Doktoranden am Handgelenk.
    Die Fernsteuerung flog ihm aus der Hand und zerschellte am Boden.
    Die Schaltuhr zählte weiter, 00:13:59, 00:13:58.
    »Nein nein nein!« schrie Christoph Robin beim Anblick seines ruinierten Geräts. Er spürte einen Ruck an der anderen Hand: George hatte die Schnur des Drachens dreimal um den Blitzableiter gewickelt und sie wieder losgelassen. Der Drachen riß die Eisenstange mit sich fort, trug sie höher und höher und über den Campus-Supermarkt, wo sie schließlich, ohne Schaden anzurichten, zwischen den Bohemiern landete.
    »Verdammt!« sagte Christoph Robin. »Du verdirbst alles! Verdirbst mir meine Stunde Berühmtheit!« Er zog einen anderen Blitzableiter aus dem Ranzen, einen spitzen diesmal, der eine unangenehme Ähnlichkeit mit einem Kebabspieß aufwies. »Verdirbst alles!«
    »He«, sagte George, und ein riesiges Pik-As knallte dem Doktoranden an den Kopf. Nachdem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, ging er, die nackte Mordlust im Auge, auf George los. Jetzt traf ihn jedoch das Spruchband, wickelte sich ihm um den Kopf, und er torkelte blind herum. Er schrie ein allerletztes »Verdirbst alles!«, dann stieß er mit dem Blitzableiter zu und spießte nicht George, sondern das Ding im Wägelchen auf.
    »O Scheiße!« konnte Doubleday, vom Wind übertönt, gerade noch einmal sagen; doch die Explosion blieb aus, man vernahm nur das Geräusch durchstochener Strahlungsstickers und zerbröselnden Pappmachés. Der Blitzableiter ging butterweich hinein, und als die Spitze auf der anderen Seite wieder herauskam, lockerte sich die Schaltuhr aus ihrer Verankerung. Nur noch an sich selbst befestigt, plumpste der Timer auf die Erde und begann, vom Aufprall verblödet, unablässig oh:pu:oh zu blinken.
    Der Wind ließ nach, sobald Christoph Robin plärrend zu Boden ging. »Alles hin«, schluchzte er. »Alles hin.« Aus den Löchern in seiner Erfindung sprudelten bernsteinfarbene Tropfen; Ferkel und Tigger versanken darin.
    Gummibonbons, dachte George, während sich drei Sicherheitsbeamte auf Christoph Robin warfen. Also doch keine Gefahr, nur Gummibonbons. Er probierte eins. Hohnich.
    Alle Bohemier waren aufgesprungen und jubelten; Z. Z. Top und Woodstock prügelten sich um den Blitzableiter. Die Polizisten, insbesondere der Chef, starrten George an, als ob sie ihn verhaften oder sich zumindest mit ihm unterhalten wollten, sich aber nicht trauten. Irgendwo in der Nähe bellte ein schwarzweißer Mischling in heller Verzückung. Alle anderen, von den Blauen Zebras bis hin zum Polizeipsychologen, sahen aus, als habe ihnen jemand eine Planke vor den Kopf gedonnert. Brotlaibe und Fische hätten sie auch nicht mehr verblüffen können.
    »Also dann«, sagte George ziemlich erschöpft. Er rettete Ferkel aus den Gummibonbons, zog anschließend Tigger hervor; niemand hinderte ihn daran. Er nickte Christoph Robin zum Abschied zu, drehte sich um und richtete den Blick auf die Stelle am oberen Ende der Steigung, wo er Kalliope zurückgelassen hatte. Er konnte sie unter all den Menschen nicht ausmachen.
    »Kein Problem.« Ein kleines Angstkribbeln, weiter nichts. Er hatte schließlich immer noch ihr Pfand.
    Du kannst sicher sein, daß ich ohne das Pfeifchen niemals gehen würde, selbst wenn ich vorhätte, mich heimlich von dir wegzuschleichen ...
    Noch

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