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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Hangartors hatten sich wie eine Zange um den Schwanz des Flugzeugs geschlossen und waren im Augenblick alles, was es vor einem verhängnisvollen Sturz bewahrte.
    Puck hatte einen Arm durch einen Schultergurt seines Rettungsfallschirms gesteckt und versuchte verzweifelt, sich bei Hobart Gehör zu verschaffen.
    »Der Wind, Hobart!« schrie er, während Schneeflocken in sein Gesicht peitschten. »Du mußt mit dem Wind reden, daß er uns hilft! Ich weiß nicht, ob mein Fallschirm uns beide trägt!«
    Hobart war in seinem Sitz nach vorn gesackt. Er blutete aus einem langen Kratzer am Kopf und einer weit ernsteren Stichwunde an der Schulter. Er schien in einem Schockzustand zu sein und nichts von seiner Umgebung oder seiner gefährlichen Lage zu bemerken.
    »Hobart, bitte!« schrie Puck. »Hör doch! Du mußt! Hob-«
    Eine andere Stimme, nur im Geist zu hören: Hobart.
    Jetzt rührte sich Hobart, hob schwerfällig den Kopf. »Wind . . .«, flüsterte er mit trockenen Lippen.
    Der Rattengeneral stand vorn am Hangartor und starrte über den langen Flugzeugrumpf hinweg zu ihnen hinunter. Vergilbte Zähne bleckten sich in einer Grimasse, die ein Grinsen darstellen konnte.
    Hobart, dachte der Rattengeneral zu ihnen. Zer killt dich, Hobart.
    In den Tiefen des Hangars betätigte eine andere Ratte einen Hebel. Die Flügel des Tors begannen sich wieder auseinanderzuschieben; die Nase des Doppeldeckers sackte weg wie ein losgelassenes Pendel. »Der Wind! « schrie Puck, während er versuchte, Hobart zu packen und sich gleichzeitig den Fallschirm richtig umzuhängen. »Der Wind!«
    Zer killt dich.
    Der Doppeldecker stürzte ab, überschlug sich mehrmals und zerschellte unten auf dem Dach der Bibliothek. Und seine Insassen? Eine plötzliche Sturmbö vertrieb Zer vom Hangartor, so daß ihr weiteres Schicksal seinen Augen verborgen blieb. Ähnlich erging es dem Boten, der hoch oben seine Kreise gezogen hatte und jetzt so durcheinandergerüttelt wurde, daß er sich ganz auf seine Flugmanöver konzentrieren mußte.
    Und was den Engerling anbelangt, so wurde seine Aufmerksamkeit momentan anderweitig beansprucht.
     
    XII
     
    Jinsei hatte Glück im Unglück: Direkt unter dem Steg stand ein langer Arbeitstisch, und sie hätte ohne weiteres halb darauf und halb daneben fallen und sich das Rückgrat brechen können. Statt dessen landete sie mit beiden Füßen auf einem Läufer von höchstens einem Meter Breite. Ihr linkes Bein fing den größten Teil des Stoßes ab; sie spürte, wie ihr Knöchel förmlich aufschrie, und stürzte der Länge nach zu Boden.
    Am liebsten wäre sie einfach liegengeblieben und hätte vor Schmerz losgeheult, aber sie wußte, daß sie keine Zeit zu verlieren hatte. Oben auf dem Steg waren Bewegungen zu hören, und das Ding, was immer es sein mochte, würde ihr jeden Augenblick hinterherspringen. Es bestand kaum Hoffnung, daß es sich auch den Knöchel verknackste.
    Was war es? Sie hatte keine Zeit, sich diese Frage zu stellen, keine Zeit, sich zu sagen, daß dies alles unmöglich war, daß es einfach nicht wahr sein konnte. All ihre Kräfte, all ihre Willensregungen richteten sich auf ein einziges Ziel: Flucht. Sie stand auf, wobei sie, so gut es ging, die Proteste ihres Knöchels ignorierte, und humpelte zur Tür.
    Geflatter hinter ihr, als sie die Hand auf die Klinke legte. Jinsei sah sich nicht um; hätte sie es getan, hätte sie die Gummimaid sehen können, wie sie in Zeitlupe herabschwebte, während sich das weiße Laken wie der Mantel eines untoten Zorro über ihr
    bauschte. Jinsei riß die Tür auf und stolperte hinaus. Der Wind, der durch das Fenster hereinrauschte, warf sie donnernd hinter ihr ins Schloß.
    Jinsei rannte, so schnell ihr verletzter Knöchel es zuließ, die Treppe hinunter, wäre zweimal beinahe gestürzt. Mrs. Woolf fiel ihr kurz ein; sie wußte, daß die Bibliothekarin auf sich gestellt war, daß es keine Möglichkeit gab, sie zu warnen. Als sie die letzten Stufen zur Eingangstür hinuntertaumelte, versuchte sie sich daran zu erinnern, wo die nächste Notrufsäule stand. Und sie fragte sich, wo sie sich verstecken konnte.
    Mit einem noch lauteren Krach, als das zu Bruch gegangene Fenster verursacht hatte, pflügte sich die Gummimaid durch die Tür der White-Bibliothek, die in einem Schwall von Holztrümmern und Glasscherben zerbarst. Als sie draußen war, rannte sie allerdings nicht los, vollführte auch keine weiteren Zeitlupensprünge, um Jinsei einzuholen; sie stieg vielmehr in aller Ruhe

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