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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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alten Freund Prediger«, warf Bill Chaney ein. »Der Mann weilt nicht mehr unter uns.« .
    »Was hat ihn uns entrissen? Der akademische Leistungsdruck?«
    »Die Schwerkraft«, antwortete Chaney, und jetzt mußte sich Jinsei mit ihrem ganzen Körper dazwischenwerfen, um Ragnarök zurückzuhalten. »nein!« schrie sie, wie man einen scharfen Hund anschreien würde, als er die Fäuste ballte und versuchte zuzuschlagen.
    »So ist’s recht«, stachelte Baron ihn weiter auf, ohne selbst irgendwelche Anstalten zu machen, sich zu verteidigen. »So ist’s recht, knall mir doch eine vor den Augen dieses Polizisten da, und ich schwör dir, ich schleife dich wegen tätlichen Angriffs vor den Kadi. Na, komm schon!«
    Er hätte es fast getan; nur Jinsei hielt ihn, mehr durch Willenskraft als durch physische Stärke, davon ab. Schließlich beruhigte sich Ragnarök soweit, daß sie ihn nicht mehr festzuhalten brauchte.
    »So ist’s recht«, wiederholte Baron und stichelte weiter. »Immer mit der Ruhe, Bohemier. Immer -«
    Jinsei fuhr wie eine Schlange herum.
    »Leck mich am Arsch«, sagte sie. Eine uralte und viel zu oft ausgesprochene Aufforderung, die sich indes aus ihrem Mund wie neu ausnahm. Jack Baron verschlug es die Sprache. Shelton, der Footballspieler, schritt ein, um die Situation zu retten.
    »Paß auf, was du sagst!« drohte er. An Körpergröße und Gewicht war er ihr hoffnungslos überlegen, aber Jinsei ließ sich nicht einschüchtern. Einmal hatte Shelton ihr Angst eingejagt, aber das war vor der Gummimaid gewesen.
    »Nein«, gab sie zurück. »Paß du auf. Noch eine Beleidigung, noch ein Wort, und ich geh selbst auf dich los. Und wenn du versuchst, mich wegen tätlichen Angriffs verhaften zu lassen, sage ich der Polizei, daß du mich vergewaltigen wolltest.«
    »Dich vergewaltigen? Nun mach mal nen Punkt! Wer soll dir denn abnehmen, daß wir am hellichten Tag versucht haben, dich zu ver-«
    »Nur zu, laß es auf einen Versuch ankommen, wenn du willst«, schnitt Jinsei ihm das Wort ab. »Ich weiß über deine Verbindung Bescheid; wir werden ja sehen, wer was zum Thema Vergewaltigung glaubt. Aber eins steht fest: Auch der beste Anwalt, den du für dein Geld kriegen kannst, wird dir die Narben in deinem Gesicht nicht wegmachen können.«
    Sie krümmte die Finger wie Krallen; ihre Nägel waren lang - lang genug jedenfalls. Shelton arbeitete schon an einer schlagfertigen Erwiderung, aber dann sah er etwas Unerwartetes, Gefährliches in ihrem Ausdruck, und alle Beredsamkeit verließ ihn. Er trat einen Schritt zurück.
    »Wagt es nie wieder, uns zu belästigen«, warnte Jinsei die drei. Als es so aussah, als würde selbst Jack Baron sie ernst nehmen, streckte sie die Hand hinter sich nach Ragnarök aus. So hart sie eben noch den Rattenschaftlern gegenüber gewesen war, so sanft schlössen sich ihre Finger jetzt um seine Hand. »Gehen wir, Charlie.«
    Nicht weniger erstaunt als die Rho Alphas, ließ sich Ragnarök von ihr wegführen. Die Burschenschaftler machten ihnen Platz, aber Bill Chaney war etwas langsam; Jinsei rempelte ihn so heftig an, als sie sich an ihm vorbeidrängte, daß er das Gleichgewicht verlor und ärschlings in den Rinnstein fiel.
    »He!« brüllte Shelton in Doubledays Richtung. »He, haben Sie das gesehen?«
    Der Polizist, der dringend ein Taschentuch benötigt hätte, zog eilig den Finger aus der Nase und sah sich peinlich berührt um. »Ha?« stammelte er.
    »Schon gut«, sagte Jack Baron. Er sah der Grauen Vrouwe und dem Bohemier nach, die sich Hand in Hand auf dem Bürgersteig entfernten. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
     
    IV
     
    Der letzte mechanische Test vor dem Zusammenbau des Grünen Drachen fand in dieser Nacht statt, zu später Stunde und unter größter Geheimhaltung. Aus dem Hauptarbeitsraum der Gießerei (einem schuppenähnlichen Gebäude am Rand der Fall-Creek-Schlucht, gegenüber der Risley Hall) waren alle brennbaren Gegenstände entfernt worden. Draußen, entlang der Straße, hatte man für den Fall, daß Ordnungskräfte vorbeikommen und beschließen sollten, hier werde gegen Gesetze verstoßen, Posten aufgestellt; drinnen stand ein Kader von sechs Architekten mit gezückten Feuerlöschern bereit. Zwei von diesen sechs waren Harp und Tchikovsky, die Konstrukteure des Tiers.
    Verna von Grautsch, der Kopf des Unternehmens, kauerte neben dem körperlosen Kopf des Drachen (der Rest lag in Form noch zusammenzusetzender, vorgefertigter Bauelemente in der Sibley Hall, auf

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