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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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goldene Regen, die sich in Götter verwandeln, Regen von Fröschen und anderen merkwürdigen Objekten, die die Wissenschaftler vor unlösbare Rätsel stellen. Der Regen aber, den Mr. Sunshine ausgesucht hatte, um seine Geschichte voranzutreiben, war keiner von diesen; es war ein Dunkler Regen, die Sorte Regen, die wie die Strahlen des Vollmonds wahnsinnig macht.
    Er fiel über eine große Fläche, die ganz Ithaca und ein großes Stück des umliegenden Verwaltungsbezirks einschloß. Im großen und ganzen bestand er aus normalem Wasser, doch hier und da fiel auch ein Tropfen, der etwas mehr war. Diese besonderen Tropfen landeten auf Stromleitungen und verursachten Überlastungen und Brände; benetzten ungeschützte Maschinen, die daraufhin - und oft mit verheerenden Begleiterscheinungen - den Betrieb einstellten; platschten in die offenen Augen und auf die Zungen von Menschen, die anschließend nur noch eines winzigen Anstoßes bedurften, um gewalttätig zu werden.
    Nattie Hollister und Sam Doubleday fuhren gemächlich die Tioga Street entlang, während das Funkgerät einen nicht abreißenden Strom von Notrufen und Einsatzbefehlen von sich gab. Alle Verrückten von Tompkins County schienen sich diesen Tag ausgesucht zu haben, um richtig auszurasten. Hollister und Doubleday hielten Ausschau nach einem roten Ford-Kleinlaster, der in der Innenstadt Briefkästen umgepflügt hatte. »Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob da auch jemand drin sitzt«, hatte die Stimme aus der Zentrale gewitzelt; Doubleday, der den ganzen Januar mit einem Arm in der Schlinge verbracht hatte, fand die Bemerkung überhaupt nicht komisch. Er hatte den offiziellen Bericht über das »Hügelgipfel-Verfolgungsrennen«, wie ein gewisser Dexter vom ›Journal‹ das Ereignis getauft hatte, gelesen, und ein paar Details waren ihm auf eine beunruhigende Weise vertraut vorgekommen.
    »Und heute«, sagte er jetzt, während der Sprecher weiterplapperte, »heute wird’s ein so absolutes Irrenhaus werden wie -«
    Seine Rede wurde von einer kurzen Explosion aus der Richtung des Commons unterbrochen.
    »- wie zu Neujahr«, schloß er.
     
    III
     
    Als Ragnarök nach einem frühen Abendessen mit Jinsei in der Dämmerung nach Hause kam, hatte es sich bereits eingeregnet. Er war zu Fuß unterwegs, da sein Motorrad noch eine gute Woche nicht einsatzfähig sein würde. Durch Geldmangel gezwungen, die nötigen Reparaturen selbst durchzuführen, hatte er sich Zeit gelassen und genoß derweil diese geruhsamere Art der Fortbewegung und die Möglichkeit, über Trampelpfade und durch Gäßchen zu laufen, die so eng waren, daß kein Fahrzeug ihm dort hinein hätte folgen können.
    Durchnäßt, aber keineswegs unglücklich darüber, erreichte er schließlich sein Haus und rüttelte die Tür auf. Der erste Hinweis darauf, daß etwas nicht stimmte, war der Geruch, dem allerdings Indizien sichtbarer Natur auf dem Fuße folgten. Schon nach einem Schritt über die Schwelle konnte Ragnarök, auch ohne das Licht einzuschalten, deutlich erkennen, daß sich jemand in seiner Abwesenheit mittels einer Ramme innenarchitektonisch betätigt hatte. Dieser Jemand hatte Löcher in die Wände geschlagen; weißer Verputzstaub schlierte über den schwarzen Anstrich. Seine paar Möbelstücke waren zertrümmert, und es war nicht schwer zu erraten, woher der Geruch stammte.
    Das Klo. Der Hurensohn muß die Rohre demoliert haben.
    Er ging nicht ins Badezimmer, um nachzusehen, weil ihm plötzlich ein anderer Gedanke durch den Kopf schoß - der Schuppen - un d er trat wieder ins Freie. Er blieb merkwürdig gelassen, wenigstens für die nächsten paar Sekunden.
    Er ging zum Schuppen, in dem sein rekonvaleszentes Motorrad stand. Das Vorhängeschloß lag aufgebrochen und verbogen auf der Erde; die Tür war nur angelehnt. Ragnarök streckte eine Hand aus, um sie zu öffnen, und da geschah es, daß der Regentropfen den Weg hinter seine Sonnenbrille fand und ihm beißend, brennend ins Auge lief. Die Welt verschwand vorübergehend, und als sie zurückkehrte, stand er im Schuppen, ballte die Fäuste und starrte auf den Haufen Schrott, der einst seine Maschine gewesen war. Jemand hatte sie mit einem Vorschlaghammer in ihre Bestandteile zerlegt und anschließend so lange weiter darauf eingedroschen, bis man nur noch mit viel Phantasie erkennen konnte, was das einmal gewesen war.
    Ragnarök zitterte vor ohnmächtiger Wut, wie damals vor dem unbemannten Lastwagen. Er hätte am liebsten mit seinen

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