Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
Bäume lugte. Prediger, ein großer, massiger Schwarzer, trug einen weißen Langmantel und ritt einen weißen Hengst.
    Z. Z. Top, Minister des Schlechten Geschmacks und eine faszinierende Studie in schmutzigem Leder, bildete die Nachhut. Auf seinem grantigen Grauchen (weder die Baseballmütze der San Diego Padres, die man irgendwie am Kopf des Tieres befestigt hatte, noch das von dessen Schwanz baumelnde, individuelle Disneyland-Plastik-Nummernschild - chico 69 - trug zur Verbesserung seiner Laune bei) sah er aus wie der geklonte Sprößling von James Dean und Fidel Castro nach einer Spritztour durch die städtische Kläranlage. Er vermittelte den Eindruck, als habe er im Verlauf seines Lebens nur selten eine Badewanne von innen gesehen, und dieser Eindruck war in der Tat nicht falsch. Der Top – einer der Großen Ungewaschenen - hatte seine Satteltaschen mit Bierdosen der abscheulichsten Marken vollgestopft, die man für Geld nur kriegen kann: Layman’s Mountain Brew, St. Stephen Club, Cologne Rinsing. Gott segne dieses Spülicht. Immerhin war er kinderlieb.
    Die Bohemier erreichten das Stadtgebiet von Auk gegen halb sieben. Sie waren schon seit 4 Uhr früh unterwegs und hofften, die Staatsgrenze nach New York im Lauf des Nachmittags zu passieren. Zuerst war allerdings ein schnelles Frühstück fällig, und während sie durch die noch schlafende Stadt zogen, hielten sie Ausschau nach einem Restaurant oder Cafe.
    Als sie endlich das Canterbury fanden, hatte die verrückte Teegesellschaft bereits ihren Anfang genommen.
     
     
    IV
    Um 6 Uhr 3 5 war Wachtmeister Jed Cyrus noch immer mit seinem Kaffee beschäftigt, hatte indes aufgehört, sich zu sagen, daß dies eine der schönsten Zeiten des Tages sei. Statt dessen beobachtete er durch das Fenster des Canterbury Cafes die drei Männer, die vor Waynes Tankstelle angehalten hatten, und zerbrach sich darüber den Kopf, ob er rausgehen und sie verhaften sollte. Derlei Krisensituationen, die geeignet waren, ihn in einen Gewissenskonflikt zu stürzen, schlugen ihm grundsätzlich auf den Magen; er spürte bereits, wie sich der Kaffee in Säure verwandelte.
    Die drei Männer - ihrer Kleidung nach zu urteilen Jäger - sahen ausreichend häßlich und schwachsinnig aus, um das Ergebnis einer blutschänderischen Verbindung zu sein. Sie standen vor der Tankstelle und kratzten sich ratlos am Kopf. Hin und wieder steckte einer von ihnen einen Arm in den Kleintransporter, mit dem sie gekommen waren, und hupte nach der Bedienung. Offenbar hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, das anderthalb Meter hohe Schild zu lesen, worauf geschrieben stand: WAYNES TEXACO. GEöFFNET VON 8 BIS 22 UHR .
    Dem Wachtmeister war ihre zweifelhafte Abstammung nicht minder gleichgültig als ihre mangelnde Intelligenz. Das waren keine Verbrechen, jedenfalls keine, die üblicherweise eine Verhaftung nach sich zogen. Was ihm zu denken gab, war der zusammenlegbare Stahlkäfig auf Rädern, den die Jäger an ihren Transporter gehängt hatten. Er enthielt zwei lebende Bärenjungen. Nun war Wachtmeister Cyrus zwar kein Waidmann und auch nicht übermäßig vertraut mit den neuesten Jagdbestimmungen; nichtsdestotrotz hätte er fast wetten können, daß die zweite Augusthälfte keine Bärenzeit war. Und selbst wenn, so wurde er den unbestimmten Verdacht nicht los, daß es verboten sei, lebende Bärenjungen zu fangen.
    Er verhandelte gerade mit seinem Gewissen, ob er sie nicht einfach laufenlassen und es der Polizei im nächsten größeren Ort überlassen sollte, für ihre Verhaftung und die Erledigung des dazugehörigen Papierkrams Sorge zu tragen, als sich am Horizont seines Vormittags weitere finstere Gewitterwolken abzuzeichnen begannen. Mit einem Mal war die Luft vom Dröhnen nahender Motorräder erfüllt, und noch während sich die drei häßlichen Jäger nach allen Richtungen umsahen, erschien eine Horde noch unersprießlicher aussehender Männer auf Harley-Maschinen.
    Wachtmeister Cyrus kannte Rockerbanden bislang nur aus Filmen, und die nun folgende Aufhebung des Status quo verfehlte es nicht, ihn ziemlich zu beunruhigen. Auch wenn sie keine Hell’s Angels waren, sahen sie doch vergleichsweise furchterregend aus: Abzeichen an ihren Lederjacken wiesen sie als die RHODE ISLAND DECADENTS aus. Wachtmeister Cyrus hielt sich nicht mit der Frage auf, was solche Gestalten außerhalb von Neuengland täten; er war vollauf damit beschäftigt, sein Zähneklappern weitmöglichst zu unterdrücken.
    Die Rocker waren

Weitere Kostenlose Bücher