Fool on the Hill
wißbegierige Einwohner von Auk (manche von ihnen noch in Pyjama und Nachthemd) die Straße zu säumen. In der Ferne erklangen allmählich lauter werdende Polizeisirenen.
Schließlich sprang Duke Doc von den Rhode Island Decadents - das einzige Mitglied der Gang, das noch auf den Beinen war - völlig entnervt auf seine Maschine, um sich aus dem Staub zu machen. Er zückte sein Schnappmesser und fuchtelte damit drohend herum für den Fall, daß sich ihm jemand in den Weg zu stellen gedachte. Doch die Bohemier hatten die Straße geräumt.
Mit Ausnahme von Ragnarök, der einen Häuserblock weiter noch immer geduldig auf seiner Maschine saß.
»Geh mir aus dem Weg«, sagte Doc mit einem leichten Zittern in der Stimme. Ungerührt nahm Ragnarök seine Sonnenbrille ab, wischte sie mit einem schwarzen Taschentuch blank und setzte sie wieder auf. Dann streckte er die Hand nach einem röhrenförmigen Behälter aus, der seitlich an seiner Maschine montiert war, und entnahm ihm einen geschnitzten schwarzen Stab. Er sah aus wie ein Zepter oder kurzer Spazierstock, doch er konnte ebensogut als Keule dienen.
»Komm und hol mich, Partner«, sagte Ragnarök gelassen.
Doc ließ sich das eine Minute durch den Kopf gehen. Das immer lauter werdende Geräusch der Sirenen gab schließlich den Ausschlag.
»In Ordnung!« zischte er, legte eine Hand an den Gasgriff und nahm das Messer in die andere. »In Ordnung, dann mach dich auf was gefaßt!«
Sie ließen die Kupplung gleichzeitig los und schossen donnernd aufeinander zu. Als nur noch wenige Meter Straße sie voneinander trennten, breitete sich ein Lächeln auf Docs Gesicht aus: Er kannte dieses Spiel, hatte sogar - einst, vor dem Machtverlust der Decadents - den Leutnant der Firedrakes bei einem solchen Zweikampf außer Gefecht gesetzt. Noch bevor er ihn erreichte, malte er sich aus, wie sein Messer Ragnaröks Mantel samt Inhalt aufschlitzen und sein Gegner zuckend und schreiend von der Maschine stürzen würde. Doc lächelte stolz auf die Leistung, die er noch nicht erbracht hatte.
Er lächelte noch, als Ragnarök die Keule mit einer anmutigen Bewegung aufwärts schwang, sein Handgelenk erwischte und ihm das Messer aus der Hand schlug. Als die Maschinen aneinander vorbeischössen, verpaßte der bohemische Verteidigungsminister Doc einen gewaltigen Tritt mit seinem schwarzen Stiefel und brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
Der Duke der Rhode Island Decadents flog von seinem Motorrad und dotzte ein-, zwei-, dreimal auf. Sein Ofen schlitterte funkensprühend über den Asphalt und kam zu Füßen eines Parkverbotsschilds zum Stillstand.
»Jesus, Marimba und Podex auf einem sogdischen Wasserbüffel«, sagte Wachtmeister Cyrus zusammenfassend.
Ragnarök ließ die Keule wieder in ihren Behälter gleiten, als das erste Polizeiauto in Sicht kam. Der Wagen raste mit einem ziemlichen Tempo heran, und dementsprechend laut quietschten die Reifen, als er plötzlich auswich, um nicht mit einem weißen Buick zusammenzustoßen, der aus einer Querstraße bog. Ein Aufkleber auf der vorderen Stoßstange des Buick verkündete: »WIR SIND METHODISTEN UND VERDAMMT STOLZ DARAUF.«
»Was jetzt noch?« stöhnte Perry Bailey, hinter dem Damespiel der Badewannes verschanzt.
Die Limousine kam vor dem Cafe abrupt zum Stehen; drei Angelruten lösten sich aus ihrer Halterung hinten am Auto und fielen scheppernd auf die Straße.
»So ein verfluchter Mist!« schrie der Fahrer zum Wachtmeister hinüber und rutschte gequält auf seinem Sitz hin und her. »So ein verfluchter, gottverdammter Mist!«
»Was denn?« fragte Wachtmeister Cyrus furchtsam. Doch die Antwort war bereits in Sicht - ein ausgewachsener Bär war aus derselben Richtung wie der Buick aufgetaucht und griff im Augenblick den Polizeiwagen an.
»Die Chefin!« schrie einer der Jäger. Z. Z. Top entfernte sich hastig von den Bärenjungen. Der Jäger versuchte, den Transporter anzulassen, aber der Motor ächzte und stotterte bloß.
Wachtmeister Jed Cyrus drehte sich halb um und sah nach der Uhr im Cafe. Es war jetzt 7 Uhr 5. Noch vor einer halben Stunde hatte er gemütlich vor seiner Tasse Kaffee gesessen.
»Jesus Marimba«, faßte er seine Kurzdarstellung der Ereignisse noch weiter zusammen.
»Alles okay, Mann?« fragte jemand. Es war Prediger, der gerade die Verandatreppe hinaufstieg.
Der Wachtmeister warf ihm einen kurzen Blick zu, klappte seinen Unterkiefer ein paarmal rauf und runter und fragte: »Was zum Teufel seid ihr für Leute? Irgendso
Weitere Kostenlose Bücher