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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Schritt zurück, um Jack, der es plötzlich eilig hatte, durchzulassen, und streckte im letzten Augenblick ein Bein aus. Der Rattenhäuptling stolperte, stürzte und purzelte die Treppe hinunter, wobei er sich unterwegs einen Ärmel seines Seidenhemdes zerriß und den Ellbogen aufschlug.
    »Du Bastard«, flüsterte er und rappelte sich wieder auf.
    »Ganz recht«, erwiderte Ragnarök. »Jetzt sammel deine Leute ein und verpiß dich.«
    Folgsam stemmte Jack Shelton wieder in die Senkrechte und half Chaney aufzustehen. Jetzt, da die Action vorbei war, verliefen sich die Zuschauer und gingen ihrer Wege, aber Ragnarök wandte kein Auge von den Rattenschaftlern - weder als Jinsei eine Hand auf seinen Arm legte, noch als Z. Z. Top endlich herauskam, um nachzusehen, was eigentlich los war. Der Verteidigungsminister, der Schwarze Ritter von Bohemia, hütete in seinem Herzen eine Flamme makellosen, reinsten Hasses auf das Trio, das den Rückzug antrat. Am allermeisten aber haßte er sich selbst.
     
    Schlafreden
     
    I
     
    Aurora Borealis Smith lag in ihrem Hochsicherheits-Einzelzimmer in der Balch Hall (die als eines der letzten noch existierenden reinen Mädchenwohnheime den Spitznamen »das Kloster« trug) und träumte. Es war eine erfreuliche Vision, kein bißchen alptraumhaft; sie war eine Dryade im verwunschenen Wald aus Stephen Georges Buch. Sie tanzte unter Eichen und Ahornbäumen, flog auf unsichtbaren Schwingen höher als die höchsten Wipfel, sah die Sonne über einem langgestreckten Teich sinken, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Beebe Lake hatte . . . und einen richtigen Bilderbuchritter in funkelnder Rüstung, der am anderen Ufer stand und einen Drachen in der Abendbrise steigen ließ.
    »Warum gehst du nicht einfach rüber und stellst dich ihm vor?« flüsterte ihr Walter Smith zu, der im Traum eine Weide war. »Er macht doch einen ganz aufgeschlossenen Eindruck. Nicht so stur wie gewisse andere Leute.«
    »Ach, Papa. . .« Aurora drehte sich im Schlaf um und stieß dabei, ohne es zu merken, gegen ihren Nachttisch. Ein geöffnetes Kuvert fiel zu Boden und mit ihm die gefaltete Karte, die sich darin befunden hatte. Die Karte schimmerte silbern und trug auf der Außenseite die Aufschrift:
     
    Eine Einladung
     
    Die zwei Worte waren in einer merkwürdigen, schwungvoll fließenden Schrift geschrieben, ebenso die Fortsetzung auf der Innenseite:
     
    Die Dame vom Tolkien-Haus
    Lädt Dich zu
    Einem Halloween-Gelage ein
    Halloween-Nacht, zehn Uhr
    Komm wie Du wollst
    Oder als Dein Lieblings-Elb
    *****
    Kein Aufwand erforderlich;
    Bring jemanden mit
    Jedem Gast wird ein Zauber versprochen
     
    Darunter war eine weiße Rose geprägt.
    Aurora hatte früher am Abend Brian die Einladung gezeigt und mit ihm darüber diskutiert. Seine Reaktion war überwiegend negativ gewesen, und er hatte sie daran erinnert, daß die Cornellschen Christler mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen eigenen Halloween-Abend planten.
    »Außerdem habe ich ernste Zweifel, ob eine Verbindungsfete das richtige für uns wäre«, hatte Brian zu ihr gesagt.
    »Wir haben viele Freunde, die Verbindungen angehören«, protestierte Aurora. »Und überhaupt soll die Tolkienia etwas Besonderes sein. Hast du noch nie davon gehört?«
    »Ich glaub nicht. Aber ›Die Dame vom Tolkien-Haus‹? Bist du sicher, daß das nicht bloß ein Scherz ist? Es ist ja auch ein bißchen früh, um Halloween-Einladungen zu verschicken.«
    »Ich glaube nicht, daß es ein Scherz ist«, sagte Aurora, während sie sich die Karte noch mal genau ansah. »Findest du nicht, daß sie viel zu hübsch und aufwendig für einen Jux ist?«
    »Aber wer sollte die geschickt haben? Wir kennen doch überhaupt niemanden in der Tolkienia, oder?«
    Und so war es fast eine halbe Stunde lang hin und her gegangen. Schließlich hatte Brian die Diskussion mit dem erneuten Hinweis abgebrochen, daß es bis Halloween noch ziemlich lang hin sei; sie würden noch genug Zeit haben, sich endgültig zu entscheiden. Nun wußte Aurora aus eigener Erfahrung, was es damit auf sich hatte: Bis es soweit war, würde Brian bereits anderweitige Pläne für sie beide gemacht haben. Diesmal aber (hatte sie sich fest vorgenommen) sollte es nach ihrem Willen gehen, gleichgültig, was er sagen würde. Jedem Gast wird ein "Zauber versprochen... In ihrem Traum ging jetzt die Sonne unter - verschwand hinter einem einsamen Hügel am Horizont. Der Ritter begann, den Drachen einzuholen.
    »Ja, Frolleinchen«, äußerte

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