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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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der Kolonne, heranzukommen. Curan gab seinem Pferd die Sporen, und die Kolonne galoppierte voran. »Nun geh von der Brücke oder lass dich niedertrampeln, Blödmann!«
    Ich marschierte an Oswald vorbei in die Burg, schwenkte Jones, als dirigierte ich Schlachtentrommler. Vielleicht hätte ich Diplomat werden sollen.
    Als Lear vorüberritt, gab er Oswald mit der Scheide seines Schwerts eins über den Scheitel, und der aufgeblasene Verwalter landete im Burggraben. Ich merkte, wie mein Zorn auf den Alten ein wenig verblasste.
    Kent, dessen Tarnung nach Wochen unter freiem Himmel nun perfekt war, schloss sich der Kolonne an, wie ich es ihm geraten hatte. Mittlerweile sah er dürr und ledern aus, wie eine ältere Ausgabe von Hunter, nichts mehr von dem übergewichtigen Ritter, der er im White Tower gewesen war. Ich stand neben dem Burgtor, als die Kolonne durchkam, und nickte ihm zu.
    »Mich hungert, Pocket! Seit gestern habe ich nur eine Eule gegessen...«
    »Die beste Kost zur Hexenjagd, wie mich dünkt. Dann geht Ihr heute Nacht mit mir in den Großen Wald von Birnam?«
    »Nach dem Abendessen.«
    »Aye. Wenn uns Goneril nicht allesamt vergiftet.«
     
     
    Ach, Goneril, Goneril, Goneril – wie ein fernes Liebeslied, so klingt ihr Name. Zwar weckt er auch Erinnerungen an brennendes Urinieren und ekligen Ausfluss, doch welche Romanze, die das Erinnern wert sein soll, ist nicht auch bittersüß?
    Als ich ihr zum ersten Mal begegnete, war Goneril erst siebzehn gewesen, und obwohl sie seit ihrem zwölften Lebensjahr mit Albany verlobt war, hatte sie ihn doch noch nie gesehen. Ein vorwitziges Mädchen mit rundem Hintern, das sein ganzes Leben im und um den White Tower verbracht und einen ungeheuren Wissensdurst entwickelt hatte, welchen sie zu lindern hoffte, indem sie einen demütigen Narren ausquetschte. Es begann hin und wieder nachmittags, dass sie mich in ihre Gemächer rief und mir in Gegenwart der Hofdamen alle möglichen Fragen stellte, die ihre Hauslehrer nicht beantworten wollten.
    »Mylady«, sagte ich. »Ich bin doch nur ein Narr. Solltet Ihr nicht jemand Höhergestelltes fragen?«
    »Mutter ist tot, und Vater behandelt uns wie Porzellanpüppchen. Alle anderen haben Angst, etwas zu sagen. Du bist mein Narr. Es ist deine Pflicht, der Macht die Wahrheit zu sagen.«
    »Makellose Logik, Mylady, aber eigentlich bin ich der Narr der kleinen Prinzessin.« Ich war neu auf der Burg und wollte nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass ich Goneril etwas erzählte, was sie nach des Königs Ansicht nicht wissen sollte.
    »Nun, Cordelia hält ihren Mittagsschlaf, und bis sie aufwacht, bist du mein Narr. So lautet mein Dekret.«
    Die Damen applaudierten ob des königlichen Dekrets.
    »Auch das ist unbestreitbare Logik«, sagte ich zu der etwas dämlichen aber wohlgestalteten Prinzessin. »Fahrt fort.«
    »Pocket, du hast das Land bereist. Sag mir: Wie ist es, ein Bauer zu sein?«
    »Nun, Mylady, ich war – streng genommen – nie ein Bauer, doch vor allem, so hört man, bedeutet es, früh aufzustehen, hart zu arbeiten, Hunger zu leiden, die Pest zu bekommen und zu sterben. Dann steht man am nächsten Morgen wieder auf, und alles fängt von vorn an.«
    »Jeden Tag?«
    »Nun, wenn man Christ ist... dann steht man sonntags früh auf, geht in die Kirche, leidet Hunger, bis es einen Schmaus aus Graupen und Spülwasser gibt, dann kriegt man die Pest und stirbt.«
    »Hunger? Ist das der Grund, wieso sie so erbärmlich und unglücklich aussehen?«
    »Das dürfte einer der Gründe sein. Einiges jedoch spricht auch für die harte Arbeit, die Krankheit, das ganz normale Leid und bisweilen Hexenverbrennungen oder Jungfernopfer, je nachdem, woran man glaubt.«
    »Wenn sie Hunger haben, wieso essen sie dann nicht?«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee, Mylady. Man sollte ihnen den Vorschlag machen.«
    »Oh, ich glaube, ich werde eine ausgezeichnete Herzogin! Die Menschen werden meine Weisheit preisen.«
    »Gewiss, Mylady«, sagte ich. »Dann hat Euer Vater also tatsächlich seine Schwester geheiratet, Liebes?«
    »Himmel, nein! Mutter war eine belgische Prinzessin. Warum fragst du?«
    »Heraldik ist mein Hobby. Fahrt fort...«
    Sobald wir hinter der Blendwand 22 der Burg Albany waren, wurde klar, dass wir dort nicht weiterkamen. Der Bergfried stand hinter einer weiteren Mauer und besaß seine eigene Zugbrücke über einen trockenen Graben. Die Brücke wurde heruntergelassen, als der König sich ihr näherte. Goneril trat ohne

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