Fool: Roman (German Edition)
nahm die Hand der Wäscherin. »Aber alles zu seiner Zeit. Vorher muss noch einiges passieren.« Ich verneigte mich über ihrer Hand, küsste diese, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und tappte barfüßig aus der Waschküche hinaus, um Geschichte zu machen.
»Ficken bis zum Gehtnichtmehr«, flüsterte Drool der Wäscherin zwinkernd zu.
Ich versteckte Drool im Torhaus zwischen den schweren Ketten, die ich mir für meine Flucht zunutze gemacht hatte, als ich Lear in den Sturm hinaus gefolgt war. Den Simpel unbemerkt auf die Mauer und ins Torhaus zu bugsieren, das war keine leichte Aufgabe, und er hinterließ eine Sabberspur auf den Steinen, bis wir in den Außenbereich der Burg kamen, doch bei diesem Unwetter war die Mauer nur dünn besetzt, sodass wir sie größtenteils unbeobachtet hinter uns brachten. Meine Füße fühlten sich an, als steckten sie in Eisblöcken, als ich endlich in die Nähe eines Feuers kam, aber es ging nicht anders. Drool in diesem engen Geheimtunnel, da er sich doch im Dunkeln fürchtete... das wünschte ich nicht mal meinem ärgsten Feind. Ich fand eine Wolldecke und wickelte den Klotzkopf darin ein, damit er auf mich wartete.
»Pass auf meine Schuhe und den Ranzen auf, Drool!«
Ich machte mich auf den Weg, drückte mich in jeden Winkel, schlich durch die Küche zum Dienereingang in die Große Halle, weil ich hoffte, Regan dort zu finden. Der riesige Kamin der Halle wäre für die Prinzessin an einem derart frostigen Tag sicher verlockend, denn sosehr sie sich auch für das Treiben in der Folterkammer begeisterte, fühlte sie sich doch zum Feuer hingezogen wie eine Katze.
Da die Burg Gloucester keine äußere Ringmauer besaß, war sogar die Große Halle mit Schießscharten ausgestattet, sodass sich der Bau bei einem Angriff von allen Stockwerken aus verteidigen ließ. Die Schießscharten waren zwar mit Läden versehen, doch es zog dort wie Hechtsuppe, sodass man gegen den Wind Arazzi 35 vor die Alkoven gehängt hatte – der perfekte Ort für einen Narren, wenn er jemanden beobachten, sich aufwärmen und den rechten Moment abwarten wollte.
Ich schlich mit einem Schwarm von Dienstmaiden in die Halle und stracks in den Alkoven, der dem Kamin am nächsten war. Dort saß sie am Feuer, in einem schweren, schwarzen Pelzumhang mit Kapuze, und zeigte der Welt nur ihr Gesicht.
Ich schob den Wandteppich beiseite und wollte eben etwas sagen, als die Haupttür der Großen Halle aufflog und der Herzog von Cornwall eintrat, herausgeputzt wie stets mit seinem roten Löwenwappen auf der Brust, doch unverblümt mit Lears Krone auf dem Kopf – der Krone, die der alte Mann an jenem schicksalshaften Abend im White Tower auf den Tisch geknallt hatte. Selbst Regan schien verdutzt, sie auf dem Haupt ihres Mannes zu sehen.
»Mylord, ist es denn klug, die Krone Britanniens zu tragen, solange unsere Schwester auf der Burg weilt?«
»Stimmt ja, wir müssen den Schein wahren, als wüssten wir nicht, dass Albany eine Armee gegen uns zusammenzieht.« Cornwall nahm die Krone ab und versteckte sie unter einem Kissen neben dem Kamin. »Ich will mich hier mit Edmund treffen und einen Plan für des Herzogs Absetzung schmieden. Man kann nur hoffen, dass Eure Schwester keinen Schaden nimmt.«
Regan zuckte mit den Schultern. »Wenn sie sich dem Schicksal vor die Hufe wirft – wer sind wir, sie davor zu bewahren, dass ihr Hirn zu Brei getrampelt wird?«
Cornwall schloss sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich.
O Mylady , dachte ich, stoßt ihn von Euch, wenn Ihr Eure Lippen nicht mit Bosheit besudeln wollt! Dann wurde mir bewusst (vielleicht später, als es hätte der Fall sein sollen), dass sie die Bosheit ebenso wenig herausschmecken würde, wie ein Knoblauchesser einen speziellen Rosenduft erkennen könnte. Ihr Atem roch schon jetzt böse.
Selbst als der Herzog sie in seinen Armen hielt und seine Bewunderung für sie bekundete, wischte sie sich den Mund hinter seinem Rücken mit dem Ärmel ab. Sie stieß den Herzog von sich, als der Bastard Edmund die Halle betrat.
»Mylord«, sagte Edmund und nickte Regan nur zu. »Wir müssen unseren Plan verschieben. Seht diesen Brief!«
Der Herzog nahm das Pergament von Edmund entgegen.
»Was?«, sagte Regan. »Was, was, was?«
»Frankreich hat Truppen angelandet. Er weiß um die Unruhen zwischen uns und Albany und hält Truppen überall an der Küste Britanniens versteckt.«
Regan riss Cornwall das Pergament aus der Hand und las es selbst. »Der Brief
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