For the Win - Roman
bekleckerte sich über und über mit Wasser. Jie lachte und trank selbst noch schnell, ehe sie loslegte.
»Wir sind zurück, zurück, zurück, und nun, liebe Schwestern, habe ich die besondere Überraschung für euch, die ich euch schon die ganze Zeit versprochen habe! Ein Ritter des einfachen Volks, ein Held der Fabriken, ein Piratenjäger im Weltraum und Drachentöter in den Hügeln, ein professioneller Goldfarmer namens … « Sie hielt inne. »Wie soll ich dich nennen, mein Held?«
»Oh!« Er dachte kurz nach. »Tank«, sagte er dann. »Das ist mein Job. Ich bin der Tank.«
»Ein Tank!« Sie kicherte. »Das ist großartig. Oh Schwestern, wenn ihr doch nur diesen großen, muskelbepackten Tank sehen könntet, den ich hier bei mir im Studio sitzen habe. Lasst mich euch von ihm erzählen: Ich habe heute Nachmittag ein kurzes Video gesehen, so wie viele von euch auch, und es war einfach unglaublich: Dutzende von Jungs vor einem großen Internetcafé, die Augen zusammengekniffen, so blass wie neugeborene Mäuse in der Sonne. Es schien sich um eine neue Art von Arbeitern zu handeln, die legendären Goldfarmer von Shenzhen, und sie verlangten einen besseren Job, bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen. Und dass ihren gierigen, boshaften Bossen endlich Grenzen gezogen werden. Kommt euch das bekannt vor, Schwestern?
Dann kam die Polizei, die elenden jingcha , mit Helmen und Knüppeln und Gas, maskierte Feiglinge mit brutalen Waffen gegen diese Jungen, die doch nur Gerechtigkeit wollten. Doch sind die Jungen geflohen? Nein! Sind sie wieder an die Arbeit gegangen und haben sich bei ihren Bossen entschuldigt? Nein! Die Mäusearmee hat ihren Mann gestanden, hat eingefordert, was ihr zusteht: den Arbeitsplatz und das Zuhause, für das sie mit ihren Löhnen zahlen. Und was haben die jingcha gemacht? Erzähl’s mir, Tank, was haben sie gemacht?«
Lu schaute sie an, als ob sie verrückt wäre. Während sich die Stille hinzog, machte sie drängende Bewegungen mit der Hand.
»Ich … äh … Sie haben uns zusammengeschlagen!«
»Das haben sie allerdings! Schwestern, ladet euch jetzt bitte das Video runter! Schaut, wie die jingcha von Shenzhen angreifen, den Jungen die Schädel einschlagen, sie mit Tränengas einsprühen und niederknüppeln. Und jetzt richtet euer Augenmerk mal auf einen tapferen Recken am linken Rand, bei 14:22. Kräftiges Kinn, große Augen, ein paar Sommersprossen um die Nase, Haare ganz durcheinander. Seht ihr, wie er seinen Mann steht, Seite an Seite mit seinen Freunden, die ganze Zeit? Wie man ihm von hinten den Knüppel zwischen die Schultern schlägt? Wie der Kerl den Knüppel wieder hebt und dem armen Jungen auf den Kopf schlägt? Das Blut, das aus der Wunde spritzt? Dieser Junge, meine Schwestern, das ist Tank, der mir nun gegenübersitzt, blutig, aber ungebrochen, tapfer und stark, während er für die Rechte der Arbeiter kämpft … «
Sie brach in Gekicher aus. Lu musste ebenfalls grinsen. »Tut mir leid, tut mir leid. Also, er ist ein sehr netter Junge und sieht auch nicht schlecht aus, und die jingcha haben ihn fertiggemacht, als wollten sie ein Steak weich klopfen. Dabei hat er nur auf seinem Recht beharrt, wie ein Mensch und nicht wie ein Tier behandelt zu werden. Und da ist er nicht allein. Alle reden von der ›Volksrepublik China‹, aber das Volk wird nicht gehört, wenn es um solche Fragen geht. Es dreht sich alles nur um Korruption und Ausbeutung.
Ich fand dieses Video sehr aufschlussreich, eine echte Inspiration. Und dann hab ich ihn auf einmal vor mir gesehen, unseren Tank, wie er benommen und ganz blutig durch … durch eine Gegend lief, die ich nicht nennen werde. Die jingcha brauchen nicht zu wissen, welche Überwachungsbänder sie sich anschauen müssen. Ich sah ihn und sagte ihm, dass ich ihn euch vorstellen will, meine Freundinnen. Und da erzählte er mir die erstaunlichste Geschichte, die ich je gehört habe – und ihr wisst , dass ich hier jeden Abend viele erstaunliche Geschichten höre. Eine Geschichte über eine globale Bewegung mit dem Ziel, das Los aller Arbeiter, überall, zu verbessern, und ich hoffe, dass er uns diese Geschichte jetzt erzählen wird. Also Tank, mein Schatz, fang doch mit deinen Verletzungen an. Kannst du sie unseren Freundinnen dort draußen beschreiben?«
Lu kam ihrer Aufforderung nach und erzählte schließlich die ganze Geschichte: wie er ein Goldfarmer geworden war und sein Leben heute aussah. Er erwähnte auch das, was ihm Matthew
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