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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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viele Leute wie auf der vorherigen stehen, wie viele Leuten stehen dann auf der zehnten?«
    »Was? Oh. Ähm. Zwei hoch zehn, das ist … «
    10 24 , dachte Lu.
    »Tausendvierundzwanzig, stimmt’s?«
    »Ganz genau. Und auf der dreißigsten?«
    »Äh … «
    Lu nahm sein Handy und benutzte den Taschenrechner.
    »Äh … «
    »Rate doch einfach.«
    »Ziemlich viele. Hunderttausend vielleicht? Nein, eher fünfhunderttausend.«
    »Du solltest deine Medaille zurückgeben, Schwester. Es sind mehr als eine Milliarde.« Jie tippte die Zahlen in ihren Computer ein. »1073741824, wenn du es genau wissen willst. In China leben eins Komma sechs Milliarden Menschen. Wenn ihr Kräuterverkäuferinnen alle zwei Wochen neue Verkäufer rekrutieren würdet … «, sie tippte kurz, »dann würde nach gut einem Jahr jeder Mensch in China in eurer Pyramide arbeiten, selbst die kleinsten Babys und die alten Frauen.«
    »Oh.«
    »Du musst doch von Schneeballsystemen gehört haben. Im wievielten Jahr bist du?« Damit meinte sie: Wie lange ist es her, dass du dein Dorf verlassen hast?
    »Im vierten«, gab das Mädchen zu. »Und natürlich habe ich davon gehört. Ich dachte aber, das ist etwas anderes. Ich dachte, weil es doch wirklich ein Produkt gab und immer nur zwei Verkäuferinnen auf einmal … «
    »Ich glaube nicht, dass du daran gedacht hast, Schwester. Ich glaube, du hast an eine eigene Wohnung und eine Menge Geld gedacht. Ist es nicht so?«
    »Es brachte aber wirklich Geld! Wochenlang! Meine Freundin hatte schon so viel verdient … «
    »Auf welcher Pyramidenstufe stand sie? Zehn? Zwanzig? Wenn man von den Neuen stiehlt, um die Alten zu bezahlen, ist das für die Alten eine prima Sache. Für die Neuen aber nicht – für dich und deine Verkäuferinnen.«
    »Ich bin ein Dummkopf«, jammerte das Mädchen. »Ich bin ein Ungeheuer! Ich habe das Leben meiner Freundinnen zerstört!« Sie weinte jetzt, schrie ihr Geständnis hinaus, sodass Millionen es hören konnten.
    »Das stimmt leider«, sagte Jie mitfühlend. »Du bist ein Dummkopf und ein Ungeheuer, genau wie tausend andere auch. Die Frage lautet jetzt, was wirst du dagegen tun?«
    »Was kann ich denn machen?«
    »Erst mal kannst du zu schniefen aufhören und dich zusammenreißen. Was ist mit der Freundin, die dich angeworben hat? Jemand hat was gegen sie in der Hand, so wie sie gegen dich. Setz dich also mit ihr zusammen und tu alles, um sie da rauszuholen. Das Schlimmste an diesen Pyramidensystemen ist, dass sie Freunde zu Feinden machen und uns die Menschen betrügen lassen, die wir lieben, damit uns nicht das Gleiche passiert. Selbst wenn du zu den paar Glücklichen an der Spitze gehörst, die wirklich Geld damit verdienen, hast du doch deine Integrität, deine Freunde und deine Seele verkauft. Der einzige Weg zu gewinnen besteht darin, nicht zu spielen.«
    »Aber … «
    »Aber, aber, aber! Jetzt hör mir mal zu! Du hast mich heute Abend angerufen, weil die Schande, die du auf dich geladen hast, dir den Seelenfrieden raubt. Hast du gedacht, ich würde bloß sagen: Okay, du hast getan, was du musstest, alles halb so wild? Nein! Du kennst mich, ich bin Jiandi. Ich erteile dir keine Absolution. Ich sage dir, was du tun musst, um deine Verbrechen wiedergutzumachen. Du kannst nicht einfach beichten, dich besser fühlen und dann gehen. Jetzt kommt der schwierige Teil! Du musst die Dinge wieder in Ordnung bringen, deinen Freundinnen helfen, deine Integrität und dein Gewissen zurückgewinnen. Hast du verstanden?«
    »Ich habe verstanden.« Leise, kläglich.
    »Sag das lauter.« Jiandi schnauzte das Mädchen an wie ein General, der einen Befehl erteilt.
    »Ich habe verstanden!«
    » LAUTER !«
    » ICH HABE VERSTANDEN !«
    »Gut!« Jiandi lachte und rieb sich das Ohr. »Ich glaube, in Macao haben sie’s auch noch gehört! Braves Mädchen! Jetzt geh hin und tu Gutes!«
    Sie klickte, und ein weiterer Werbeblock wurde eingespielt. Lu nahm die Kopfhörer ab und stellte fest, dass seine Augen feucht vor Tränen waren. »Das arme Mädchen«, sagte er.
    »Es gibt Tausende wie sie«, erwiderte Jie. »Es ist eine Krankheit, genau wie das Glücksspiel. Die Leute haben einfach keine Ahnung von Zahlen. Sie gewinnen ihre kleinen Mathepreise, aber sie glauben nicht an die Zahlen. Also, du wolltest mir gerade was von irgendeiner Verstärkung erzählen?«
    »Ja, von partieller Verstärkung . Mein Freund Matthew, der unsere Gilde führt, hat mir davon erzählt. Der Begriff hat mit Tierversuchen zu tun.

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