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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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habe, wenn wir miteinander gerauft haben? Wird man sie so weit bringen, dass sie glauben, ich hätte sie missbraucht? Und später, falls wir als Erwachsene irgendwann die Gelegenheit dazu haben sollten, werden sie mich dann wiedersehen wollen? Tiffin wird undeutliche Erinnerungen an mich haben, aber Willa? Sie wird mich nur in ihren ersten fünf Lebensjahren gekannt haben – welche Erinnerungen, wenn überhaupt, wird sie da an mich haben?
    Und dann, zu schwach, um sie noch länger aus meinen Gedanken zu verbannen, denke ich an Maya. Maya, Maya, Maya.Ich schluchze ihren Namen in meine Hände, hoffe, dass mich allein der Laut ihres Namens schon tröstet. Niemals, niemals hätte ich mit ihrem Glück so spielen dürfen. Sie einer solchen Gefahr aussetzen dürfen. Um ihrer selbst willen, um der Kleinen willen, hätte ich es nie zulassen dürfen, dass es zwischen uns so weit kam. Was mich angeht, so bedaure ich nichts – für die paar Monate, die ich mit ihr glücklich gewesen bin, wäre ich bereit gewesen, alles hinzugeben. Aber ich hatte nie daran gedacht, welcher Gefahr ich sie damit aussetzte. Welches Grauen über sie hereinbrechen würde. Was sie nun über sich ergehen lassen muss.
    Mir schaudert, wenn ich daran denke, was sie jetzt wahrscheinlich mit ihr anstellen – sie mit einer Flut von Fragen überschwemmen, auf die sie antworten muss. Und bei jeder einzelnen wird es sie innerlich zerreißen, weil sie die Wahrheit sagen möchte, um mich zu schützen, mich aber beschuldigen muss, sie vergewaltigt zu haben. Denn nur dann bleibt unsere Familie erhalten. Wie konnte ich sie in eine solche Situation bringen? Wie konnte ich ihr abverlangen, eine solche Entscheidung treffen zu müssen?
    Das Geklirr eines Schlüsselbunds, das Türschloss wird aufgesperrt. Ich schrecke auf, hebe verwirrt und in Panik den Kopf, kehre erst jetzt innerlich wieder in die Zelle zurück. Ein Polizist befiehlt mir aufzustehen, teilt mir mit, dass ich zum Verhör geführt werde. Bevor ich mit meinem Körper darauf reagieren kann, werde ich schon am Arm gepackt und hochgerissen. Es gelingt mir, einen Moment ruhig dazustehen. Ich muss meine Gedanken ordnen, ich muss unbedingt einen klaren Kopf bekommen, muss jetzt genau wissen, was ich sagen will. Kann sein, dass das jetzt meine einzige Chance ist, und ich muss es gut hinbekommen, jeden Satz, den ich sage, es darf keine Widersprüchlichkeiten gebenzwischen dem, was ich sage, und dem, was Maya wahrscheinlich sagen wird.
    Man legt mir wieder Handschellen an, und dann führt man mich durch lange, grell erleuchtete Korridore. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, seit man mich in die Zelle gestoßen hat. Es gibt für mich keine Zeit mehr. Wir kommen an keinem Fenster vorbei, und ich kann nicht sagen, ob es Tag oder Nacht ist. Vor Schmerz und Furcht bin ich völlig benommen: ein einziges falsches Wort, eine einzige falsche Reaktion, und ich könnte alles verderben. Ich brauche nur eine Bemerkung fallen zu lassen, die Maya irgendwie auch belastet.
    Wie die Zelle ist auch der Vernehmungsraum in ein kaltes, künstliches Licht getaucht. Er ist kaum größer als die Zelle, nur dass der stechende Uringestank fehlt und die verbrauchte Luft stattdessen nach Schweiß riecht. Die Wände sind kahl, aber der Boden ist mit einem Teppich bedeckt. Nur ein Tisch und drei Stühle stehen in dem Raum. Zwei Kommissare haben bereits auf der einen Seite Platz genommen: ein Mann und eine Frau. Der Mann muss Anfang vierzig sein, hat ein schmales Gesicht und sehr kurz geschnittene Haare. Die Härte in seinen Augen, sein ernster Gesichtsausdruck, seine zusammengezogenen Augenbrauen – das alles lässt vermuten, dass er solche Vernehmungen schon seit Jahren durchführt, dass er schon unzählige Verbrecher zu einem Geständnis gebracht hat. Er wirkt wie jemand mit einer sehr scharfen, wachen Intelligenz, und ich fühle mich durch ihn sofort eingeschüchtert. Die Frau ist ein paar Jahre älter, dem Aussehen nach normaler, mit streng zurückgekämmten Haaren und einem müden Gesicht, aber ihr Blick hat dieselbe Schärfe. Beide machen den Eindruck, sehr erfahren zu sein in der Kunst, dieTatverdächtigen vor ihnen so zu vernehmen, dass sie schließlich von ihnen zu hören bekommen, was sie hören wollen, egal ob sie das nun durch mitfühlendes Verständnis, Drohungen, Manipulation oder sogar Lügen erreichen. Sogar in meinem verwirrten und benommenen Zustand spüre ich sofort, dass sie in ihrem Beruf sehr gut

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