Forbidden
dem Salsatanzen aufgegeben!«
»Nur weil sie den Salsakurs von der Mittagspause auf nachmittags nach der Schule verlegt haben. Aber Francie hat mir jede Menge neuer Schritte beigebracht.« Ich schiebe den Couchtisch zur Seite, sammle die Papiere und Bücher auf und bücke mich dann, um ihn hochzuziehen. »Los, steh auf, Partner!«
Mit theatralisch zur Schau gestelltem Widerwillen gehorcht Lochan schließlich, murmelt aber immer noch etwas von Hausaufgaben, die er erst erledigen muss.
»Ich werde dafür sorgen, dass dein Gehirn nachher besser durchblutet ist«, sage ich.
Lochan bemüht sich sehr, nicht zu verlegen und unsicher zu wirken, als er mit den Händen in den Hosentaschen vor mir steht. Ich stelle die Musik noch etwas lauter, greife mit der rechten Hand nach seiner und lege die linke auf seine Schulter. Wir fangen mit ein paar einfachen Schritten an. Obwohl er dauernd auf seine Füße blickt, ist er kein schlechter Tänzer. Er hat ein gutes Gespür für den Rhythmus und lernt die neuen Schrittkombinationen schneller als ich. Ich zeige ihm, was Francie mir beigebracht hat. Sobald Lochan es einmal begriffen hat, klappt es zwischen uns beiden hervorragend. Er tritt mir ein paarmal auf die Zehen, aber weil wir beide barfuß sind, lachen wir nur. Nach einer Weile beginne ich zu improvisieren. Lochan wirbelt mich herum und schleudert mich dabei fast gegen die Wand. Das scheint ihm Spaß zu machen, und er probiert es noch mal und noch mal. DieSonne scheint ihm ins Gesicht, in seinen schwarzen Haaren sehe ich wieder einzelne Strähnen goldbraun aufleuchten. Er wirkt entspannt und glücklich und für einen kurzen Augenblick plötzlich mit der Welt versöhnt.
Bald sind wir völlig außer Atem, wir schwitzen, wir lachen. Irgendwann kommt eine völlig andere Musik – ein Lied mit einem langsamen Rhythmus, aber das macht nichts, weil ich sowieso schon ganz benommen bin vom vielen Herumgeschleudertwerden und Lachen und nicht mehr kann. Ich lege die Arme um Lochans Hals und sinke ihm an die Brust. Ich spüre, wie verschwitzt er ist, und atme den Geruch seines Körpers ein. Eigentlich hätte ich gedacht, dass er sich gleich von mir löst und zu seinen Physikaufgaben zurückkehrt, wo doch unser fröhlicher, ausgelassener Moment nun vorbei ist. Aber er legt die Arme um mich und wiegt mich mit sich hin und her. Ich presse meinen Körper gegen seinen. Ich spüre, wie sein Herz gegen meines schlägt, wie sein Brustkorb sich beim Atmen gegen meinen hastig hebt und senkt, wie sein warmer Atem meinen Nacken kitzelt, wie sein Bein meines streift. Ich lege meine Hände auf seine Schultern und löse mich ein wenig von ihm, um ihm ins Gesicht zu schauen. Aber er lächelt nicht mehr.
Neuntes Kapitel
Lochan
Das Zimmer ist wie in goldenes Licht getaucht. Maya lächelt mich immer noch an, ihr Gesicht strahlt, soeben haben wir noch miteinander gelacht, rotgoldene Strähnen fallen ihr in die Augen, ihre langen offenen Haare kitzeln meine Hände, die ich um ihre Taille gelegt habe. Und wie ihr Gesicht strahlt! Wie von innen erleuchtet, und alles andere im Zimmer verschwimmt und verschwindet in einem dunklen Nebel. Wir tanzen immer noch, bewegen uns sachte zur Stimme der Sängerin, und Maya fühlt sich in meinen Armen warm und lebendig an. Ich stehe da, wiege mich hin und her und möchte, dass dieser Moment nicht aufhört.
Wie schön Maya ist, denke ich. Sie wiegt sich langsam mit mir, lehnt sich an mich, ihre Arme sind warm und weich um meinen Hals gelegt. Ich spüre ihren warmen, zarten Körper, den sie an mich geschmiegt hat. Die Sonne lässt ihre rotbraunen Haare aufleuchten und ihre blauen Augen auch. Ich nehme jedes noch so winzige Detail in mich auf, ihren sanften Atem, die Berührung durch ihre Finger an meinem Nacken. Eine solche Freude erfüllt mich, ich fühle mich so lebendig, dass ich mir wünsche, dieser Augenblick möge nie enden … Und dann, plötzlich, ist da etwas ganz anderes, eine ganz andere Erregung in meinem Körper, ein Druck, und meine Hose spannt. Ich löse mich von ihr, stoße sie fast weg und gehe zum Radio, um die Musik auszustellen.
Mein Herz klopft so laut, dass ich Angst habe, Maya könnte es hören. Ich setze mich auf die Couch, ziehe die Beine an, greife nach dem nächstbesten Schulbuch und lege es mir auf den Schoß. Maya steht immer noch in der Mitte des Zimmers, schaut mich an, mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht.
»Sie können jede Minute zurück sein«, sage ich hastig, um mein Verhalten
Weitere Kostenlose Bücher