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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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zu erklären. »Ich … ich muss das hier noch fertig machen.«
    Maya seufzt, das strahlende Lächeln ist noch nicht ganz aus ihrem Gesicht verschwunden, und lässt sich dann neben mich auf das Sofa fallen. Ihr Bein berührt meinen Oberschenkel, und ich ziehe mein Bein sofort erschrocken weg. Mir muss unbedingt ein Vorwand einfallen, um auf der Stelle das Sofa und das Zimmer zu verlassen, aber ich kann nicht mehr richtig denken. In meinem Kopf ist ein wildes Durcheinander aus Gedanken und Gefühlen. Wahrscheinlich bin ich ganz rot geworden. Mein Herz schlägt immer lauter. Ich muss unbedingt so schnell wie möglich weit weg von Maya.
    Ich presse das Schulbuch gegen meinen Körper und frage sie, ob sie mir nicht noch einen Kaffee machen kann. Maya nickt, nimmt die beiden Becher mit und verschwindet in die Küche.
    Sobald ich sie am Spülbecken mit dem Wasserkessel hantieren höre, sprinte ich die Treppe hoch. Ich sperre mich im Badezimmer ein und lehne mich einen Augenblick gegen die Tür, wie um ganz sicher zu sein, dass sie fest verschlossen ist. Dann zerre ich hastig alle Kleidungsstücke herunter, ziehe mich nackt aus, vermeide es dabei, an mir herunterzuschauen, und stelle mich unter die Dusche. Eiskaltes Wasser. Ich stöhne auf. Das Wasser ist so kalt, dass es wie ein Schock ist, aber umso besser. Ich muss das …ich … ich muss diesen Irrsinn sofort … das muss aufhören. Nach einer Weile, ich stehe mit geschlossenen Augen einfach nur unter dem eiskalten Wasser da, wird alles an mir gefühllos und taub, die Erregung verschwindet, ich schaue nach unten, alles normal. Auch in meinem Kopf rasen die Gefühle und Gedanken nicht mehr, der Druck ist weg. Ich muss nicht mehr fürchten, gleich durchzudrehen und wahnsinnig zu werden. Ich lehne mich mit der Stirn gegen die Kacheln, lasse das Wasser noch weiter über meinen Körper laufen, bis ich vor Kälte schlottere.
    Ich will jetzt nicht denken – solange ich nicht denke oder fühle, ist alles wieder gut und normal. Alles wird so weitergehen wie bisher. In einem frischen T-Shirt und meiner Jogginghose sitze ich in meinem Zimmer am Schreibtisch, von meinen nassen Haaren rinnt mir kaltes Wasser den Nacken hinab. Ich brüte über quadratischen Gleichungen, kämpfe mich durch die Zahlen und Symbole. Ich murmele Formeln vor mich hin, fülle Seite um Seite mit Rechnungen, und jedes Mal, wenn ich spüre, dass meine selbst angelegte Rüstung einen Riss bekommt, ein Lichtstrahl sich hindurchzwängen will, zwinge ich mich, noch härter und konzentrierter zu arbeiten, alles andere aus meinem Kopf zu verdrängen. Nur am Rand meines Bewusstseins nehme ich wahr, dass die anderen zurückkommen, höre ich ihre lauten Stimmen im Flur, das Geklapper der Teller in der Küche. Ich blende das alles aus. Als Willa kommt und sagt, sie hätten Pizza bestellt, antworte ich ihr, dass ich keinen Hunger habe: Ich muss dieses Kapitel in dem Buch heute noch schaffen, ich muss in rasender Geschwindigkeit alle diese Übungen durcharbeiten, ich habe keine Zeit, um innezuhalten und nachzudenken. Ich muss arbeiten, oder ich werde verrückt.
    Die Geräusche im Haus fließen wie weißes Rauschen an mir vorbei, heute Abend müssen sie alle ohne mich auskommen. Ein heftiger Wortwechsel, Türknallen, Mum, die irgendetwas brüllt – das alles kümmert mich nicht. Sie können allein mit allem zurechtkommen, sie müssen allein mit allem zurechtkommen, ich muss mich auf meine quadratischen Gleichungen konzentrieren, bis es so spät ist, dass ich nur noch todmüde ins Bett fallen kann, und dann wird der nächste Morgen kommen, und nichts von all dem hier ist passiert. Alles wird wieder wie immer sein, ganz normal – aber wovon rede ich da? Alles ist normal. Ich habe nur einen Augenblick lang vergessen, dass Maya meine Schwester ist.
    Den Rest des Wochenendes bleibe ich in meinem Zimmer, vergrabe mich in meine Hausaufgaben und überlasse Maya den Haushalt und die Kleinen. Am Montagmorgen im Unterricht kann ich fast nicht still sitzen, fühle mich ganz zappelig und unruhig. Gleichzeitig sind meine Gedanken seltsam verschwommen, tausend unterschiedliche Empfindungen und Gefühle gehen mir durch den Kopf. Mir ist, als hätten sie alle ohne meinen Willen von mir Besitz ergriffen. Dann wieder zuckt mir ein Lichtblitz durchs Gehirn, als würde ich in einen Scheinwerfer hineinlaufen. Ein Schraubstock wird um meinen Schädel gespannt und langsam geschlossen, die Zwingen pressen gegen meine Schläfen.
    Als Maya

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