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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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später!«, rufe ich ihm nach.
    »Du kannst mich mal, Alter!«, brüllt er von der Treppe zurück.
    Als Nächstes kommt unsere Mutter herein. Sie riecht stark nach Parfüm und ist damit beschäftigt, sich eine Zigarette anzuzünden, ohne ihre frisch lackierten Fingernägel zu beschädigen. Sie ist in allem das komplette Gegenteil zu Maya: stark geschminkt, knallrote Lippen und ein hautenges rotes Minikleid mit tiefem Ausschnitt, das wirklich fast alles zeigt. Nach wenigen Minuten verschwindet sie wieder, bereits etwas unsicher auf ihren High Heels, und schimpft laut in Richtung von Kits Zimmer hoch, dass er ihr das letzte Päckchen Zigaretten geklaut hat.
    Danach verbringe ich noch einige Zeit mit Tiffin und Willa vor dem Fernseher, zu erschöpft, um mir irgendeine andere Beschäftigung für sie auszudenken. Als sie zu streiten anfangen, mache ich sie fürs Bett fertig. Willa schreit, als sie Shampoo in die Augen bekommt, und Tiffin zieht den Duschvorhang nicht richtig zu, sodass der Fußboden halb überschwemmt ist. Das Zähneputzen dauert Stunden, die Kinderzahnpasta ist fast leer, ich nehme stattdessen meine. Woraufhin Tiffin protestiert und Willa ewig lange gurgelt und ins Waschbecken spuckt. Dann kann Willa sich nicht entscheiden, welche Gutenachtgeschichte sie vorgelesen bekommen will, Tiffin will sich ins Wohnzimmer hinunterschleichen, um noch mit seinem Gameboy zu spielen, und als ich ihn zurückpfeife, regt er sich fürchterlich auf und behauptet, Maya würde ihn immer spielen lassen, während sie Willa vorliest. Als die beiden endlich im Bett sind, hat Willa plötzlich Hunger, und Tiffin hat plötzlich Durst, und als schließlich Ruhe eingekehrt ist, ist es schon halb zehn, und ich bin völlig am Ende.
    Aber sobald sie eingeschlafen sind, fühlt sich das Haus gespenstisch leer an. Ich weiß, dass ich selber auch ins Bett gehen sollte, um endlich einmal wieder genug Schlaf zu bekommen, doch ich fühle mich immer angespannter und nervöser. Ich tue so, als müsste ich aufbleiben, um sicher zu sein, dass Kit irgendwann nach Hause kommt, nur tief in mir drinnen weiß ich, dass das bloß ein Vorwand ist. Im Fernsehen läuft irgendein dämlicher Actionfilm, aber ich hätte nicht sagen können, wovon er handelt oder wer eigentlich hinter wem her ist. Noch nicht mal die Special Effects nehme ich richtig wahr – alles, woran ich denken kann, ist DiMarco. Es ist jetzt zehn vorbei. Sie sind jetzt bestimmt mit dem Essen fertig, sie haben jetzt bestimmt das Restaurant verlassen. Nicos Vater ist häufig auf Geschäftsreisen unterwegs, zumindest erzählt Nico das, und es gibt keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Was bedeutet, dass er vielleicht heute das Haus für sich allein hat … Hat er sie mit zu sich genommen? Oder befinden sie sich irgendwo auf einem schäbigen Parkplatz, und seine Hände und Lippen wandern gerade über ihren Körper? Mir wird übel. Vielleicht, weil ich fast den ganzen Tag nichts gegessen habe. Ich nehme mir vor aufzubleiben, um zu sehen, in welchem Zustand sie ist, wenn sie zurückkommt. Falls sie zurückkommt. Plötzlich fällt mir ein, dass in normalen Familien wahrscheinlich auch sechzehnjährige Mädchen mit ihren Eltern eine Regelung haben, wie lange sie abends fortbleiben dürfen. Ich bin nur dreizehn Monate älter als Maya, da kann ich ihr schwer was vorschreiben. Ich habe mir bisher immer gesagt, dass Maya doch so vernünftig, so verantwortungsbewusst und reif ist. Aber jetzt erinnere ich mich daran, wie sie aussah, als sie in die Küche kam, um sich zu verabschieden – ihre geröteten Wangen, ihr Lächeln, das Funkeln in ihren Augen. Sie ist immer noch ein Teenager, denke ich da plötzlich, sie ist noch keine Erwachsene, auch wenn sie gezwungen ist, sich stets wie eine zu verhalten. Sie hat eine Mutter, die an nichts anderes denkt, als wann sie wieder Sex mit ihrem jüngeren Freund haben kann, die sich ihren Kindern gegenüber mit ihren Eroberungen als Teenager brüstet und die jedes Wochenende gnadenlos auf die Piste geht, um erst um sechs Uhr früh mit verschmiertem Make-up und wild zugerichtet nach Hause zu kommen, wenn überhaupt. Welches Vorbild hatte Maya denn in ihrem Leben? Das erste Mal ist sie frei. Warum sollte sie nicht das Beste daraus machen wollen?
    Aber was denke ich denn da? Maya ist alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Jede Menge Mädchen in ihrem Alter schlafen mit ihren Freunden. Wenn sie es diesmal nicht tut, wird sie es das nächste Mal tun oder

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