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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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Verabredung nicht gewesen wäre …
    Ich kann natürlich nicht Nico vorwerfen, was ich erst durch ihn wirklich begriffen habe: dass ich meinen Bruder liebe. Ihn liebe, in ihn verliebt bin, ihn begehre. Die Liebe war immer schon da. Aber sie hatte sich verwandelt, und dieses andere Gefühl war in der letzten Zeit Tag für Tag gewachsen und ein Stück weiter an die Oberfläche gestiegen. Es war nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis es schließlich offen durchbrach, sich gegen unsere Versuche, es zurückzudrängen und zu verleugnen, durchsetzte. Jetzt war es geschehen. Wir wussten beide die Wahrheit: Wir waren ein Liebespaar, dessen Liebe wahrscheinlich keiner verstehen würde. Bedauerte ich, was Freitagabend zwischen uns geschehen war? Diesen einen Augenblick von so großer Freude, dass ich es gar nicht beschreiben kann? Und mir auch nicht vorstellen kann, dass alle Menschen so etwas erleben? Und jetzt? Jetzt will ich mehr davon, das ist das Problem. Das Glück ist wie eine Droge, man möchte immer mehr davon. Das Paradies war einen Moment offen, und danach? Nach diesem Moment ist nichts mehr, wie es war. Alles ist plötzlich so grau. Die Welt ist so leer und sinnlos, warum soll ich mich in ihr weiterquälen? In die Schule – wozu? Prüfungen machen, gute Noten bekommen, auf die Universität gehen, neue Leute kennenlernen, einen Beruf haben, woanders hinziehen …? Wie soll ich es schaffen, ein Leben ohne Lochan zu leben? Werde ich ihn später nur ein paarmal im Jahr treffen, wie es bei Mum und Onkel Ryan der Fall ist? Sie sind zusammen aufgewachsen, sie hatten früher auch einmal ein enges Verhältnis. Aber dann hat er geheiratet und ist nach Glasgow gezogen. HabenMum und Onkel Ryan heute noch etwas gemeinsam? Es trennt sie inzwischen so viel mehr als nur die räumliche Distanz und der ganz andere Lebensstil. Selbst ihre Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit sind verblasst. Wird das bei Lochan und mir auch so sein? Und selbst wenn wir beide hier in London bleiben, wenn er eine Freundin findet und ich einen Freund, wie werden wir das alles verkraften? Wie werden wir es ertragen, dass wir beide getrennt voneinander unser Leben führen, obwohl wir wissen, was zwischen uns alles hätte sein können?
    Ich rüttele mich aus meinem Schmerz wach, indem ich mir auszumalen versuche, was denn wäre, wenn … Es ist wie ein Schock. Sex mit dem eigenen Bruder? Niemand macht so was, das ist abartig. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Kit zum Freund. Dabei schüttelt es mich. Ich mag Kit, und natürlich liebe ich ihn als meinen Bruder, aber die Vorstellung, ihn zu küssen, ist eklig. Abstoßend. Es wäre grässlich – schon mir vorzustellen, wie er mit dem dünnen amerikanischen Mädchen rumknutscht, mit dem ich ihn immer in der Pause rumstehen sehe, ist mir zu viel. Ich will nicht wissen, was er mit ihr treibt. Ich wünsche ihm, dass er später einmal ein nettes Mädchen findet, dass er sich so richtig verliebt, dass er heiratet, alles. Und als Bruder würde ich ihn dabei weiter lieben. Aber das hätte nie etwas mit körperlicher Anziehungskraft zu tun, und irgendwelche Details aus seinem Liebesleben würde ich nie wissen wollen. Das geht nur ihn was an. Nur – bei Lochan ist das alles anders, und ich weiß auch, warum. Ganz einfach, weil er nie nur ein Bruder für mich war. Weder ein nerviger jüngerer noch ein tonangebender älterer Bruder. Er und ich waren immer auf Augenhöhe. Wir waren seit jeher beste Freunde. Schon immer. Seit ich krabbeln konnte. Wir fühlten uns einander näher,als selbst beste Freunde sich nahe fühlen können. Wir haben uns zusammen um Kit, Tiffin und Willa gekümmert. Wir haben zusammen geweint und uns getröstet. Wir haben uns gegenseitig in unseren verletzlichsten Momenten erlebt. Wir haben gemeinsam eine Last getragen, von der die Welt da draußen nichts weiß. Wir waren immer füreinander da – als Freunde, als Partner. Wir haben uns immer schon geliebt, und jetzt wollen wir uns auch als Mann und Frau lieben. Daran ist nichts falsch.
    Ich will ihm das alles genau so erklären. Aber ich weiß, ich kann nicht. Ich weiß, egal warum unsere Gefühle füreinander so sind, wie sie sind, egal wie sehr ich meine Liebe zu ihm zu rechtfertigen versuche, das wird alles nichts ändern: Lochan darf es nicht sein. Von den Millionen und Abermillionen Menschen auf dieser Erde ist er einer der ganz wenigen, die ich nicht haben kann. Und das ist etwas, das ich akzeptieren muss. Selbst wenn es mich

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