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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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verpasst mir einen Dämpfer. Ich stelle das Nagellackfläschchen ab und sehe meine beste Freundin an.
    »Nein«, sage ich leise und beiße mir nachdenklich auf die Lippe. Jamie rutscht näher. »Ich kann mich überhaupt nicht an ihn erinnern.«
    »Und was ist dann der Sinn an der ganzen Sache?«, fragt sie und hebt enttäuscht die Hände. Dann wendet sie sich wieder ihren Nägeln zu. »Wozu sich reinsteigern?«
    »Weil das alles total merkwürdig ist. Denk mal nach – es ist ja nicht so, dass er nicht in meiner Zukunft vorkäme .«
    Sie schaut hoch. »Hä?«
    »Also, ich hab heute noch mal meine Notizen der letzten Woche gelesen. Am Montag konnte ich mich nicht an Luke von Dienstag erinnern, obwohl ich mich am Dienstag mit ihm unterhalten hab. Verstehst du?«
    »Äh … nee.«
    »Das heißt, dass er am Montag sehr wohl in meiner Zukunft war, ich hatte bloß keine Erinnerungen an ihn … keine Ahnung, wieso.«
    »Das ist doch völlig klar. Er wird dir irgendwas Schreck­liches antun. Verdrängung. Du blendest ihn aus.« Jamie stellt ihr Nagellackfläschchen ab und sieht mich eindringlich an. »London, du solltest dich von diesem Typen fernhalten.«
    »So ein Quatsch!«, verteidige ich Luke. »Er wird mich schließlich nicht umbringen oder so.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben!« Meine Erinnerungen reichen bis in meine ferne Zukunft, ich kann also davon ausgehen, dass ich nicht innerhalb absehbarer Zeit ermordet werde.
    »Schon gut! Schon gut!«, ruft Jamie und fuchtelt mit den Händen. »Ich hab’s ja verstanden. Ich finde bloß, du solltest dir etwas höhere Ziele stecken.«
    O je. Ich kneife die Lippen zusammen und wappne mich für das Gespräch, von dem ich schon lange gewusst habe, dass es kommen würde.
    »Nimm zum Beispiel Ted«, fängt Jamie an.
    Ted? Gemeint ist Mr Rice, ihr Aufsichtslehrer vom Nachsitzen, der gleichzeitig der Fahrlehrer der Schule ist. Und ein verheirateter Mann.
    »Was ist mit ihm?«, frage ich und klinge abweisender als beabsichtigt.
    »Du bist blöd.« Jamie zieht einen Schmollmund.
    »Er ist verheiratet, Jamie«, sage ich, ohne sie anzusehen. Die Erinnerung daran, wie ich an Jamies Krankenbett sitzen und ihre Hand halten werde, nachdem sie eine Dose Pillen geschluckt hat, lässt mich einfach nicht los. Je mehr ich ver­suche, nicht daran zu denken, desto tiefer gräbt sie sich in mein Hirn.
    »Er ist unglücklich verheiratet, und er ist echt ein toller Typ«, verteidigt Jamie ihren Ted , so wie ich Luke gegen sie verteidigt habe. Unwillkürlich muss ich an die unglückliche Ehe denken, die sie später mal führen wird; an die unglückliche Ehe ihrer Eltern, deren Beispiel sie vielleicht beeinflusst hat.
    Das erinnert mich an eine Notiz über ihren Vater von letzter Woche, die ich heute Morgen gelesen habe. Eine erstklassige Gelegenheit zum Themawechsel.
    »Sag mal, wie geht’s eigentlich deinem Dad?« Jamie und ich werden auf dem College mal die Osterferien bei ihm in L. A. verbringen. »Warst du nicht letztens bei ihm?«
    Sie sieht mich komisch an. »Wieso tust du so, als würdest du ihn kennen? Du hast ihn doch noch nie gesehen.«
    »Tut mir leid. Und? Wie war’s in L. A .? Erzähl mal.«
    Jamie schielt mich argwöhnisch an, dann macht sie mit dem Lackieren ihrer Nägel weiter. »Ich hab dir doch schon alles erzählt. L. A . war okay, meinem Dad geht’s gut, seine Neue ist immer noch genauso dämlich wie beim letzten Mal.«
    »Ob mein Dad wohl auch eine dämliche Neue hat?«, grüble ich halblaut. Ich schraube den Deckel auf die Nagellackflasche. »Hast du schwarz? Bei mir ist was abgeblättert«, sage ich und begutachte den Schaden an meinen Finger­nägeln.
    »Rot auf den Zehen und schwarz auf den Fingern, hm? Das nenne ich Teamgeist.« Jamie wühlt sich durch den kleinen Korb mit Glasfläschchen in allen Farben, findet das Schwarz und wirft es mir zu.
    »Überhaupt, was redest du auf einmal ständig über Väter?«, will sie wissen, ohne allerdings meine Antwort abzuwarten. »Sie sind weg. Schluss, aus, finito. Und hör auf, ständig das Thema zu wechseln. Ich meine es ernst wegen Ted. Er ist toll.«
    »M-hm«, murmle ich, während ich mit dem Lackpinsel auf meinem Zeigefingernagel herumtupfe.
    »Er hat mich gefragt, ob ich mich am Montag nach der Schule mit ihm treffen will«, eröffnet sie mir, als sei das die natürlichste Sache von der Welt.
    Ich höre auf, meinen Nagel zu bepinseln. »Jamie, jetzt mal im Ernst, das darfst du nicht machen!«
    »Wieso

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