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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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auf.
    Jamie zuckt gleichgültig mit den Schultern. »Ich hol’s mir irgendwann ab. Bis nachher in Spanisch!«
    Mit diesen Worten ist sie verschwunden.
    *
    »Gehst du schon?«, fragt Page Thomas leicht verzweifelt, als ich meinen Spind in der Umkleide zudonnere. »Du bist immer so schnell.«
    »Ja, ich muss los«, werfe ich ihr im Gehen über die Schulter hin. »Bis morgen dann!«
    »Montag«, korrigiert Page mich, und ihre Stimme trieft vor Enttäuschung.
    »Klar. Montag«, sage ich laut durch die schweren Umkleidetüren hindurch, die soeben hinter mir zugefallen sind.
    Aber Page ist mir dicht auf den Fersen. »London, warte doch mal. Kann ich dich kurz was fragen?«
    Ich bleibe stehen und stoße einen abgrundtiefen Seufzer aus. Ich weiß genau, was jetzt kommt.
    »Sicher«, sage ich so nett, wie ich kann, trotz meiner Ungeduld. Ich will endlich gehen und ihn treffen.
    »Danke.« Page strahlt. Mir fällt auf, dass ihre blauen Iris so hell sind, dass man sie fast nicht vom Weiß unterscheiden kann. Dazu noch silberblondes Haar – sie sieht fast aus wie eine Eisprinzessin.
    Wären da nicht das altmodische Brillengestell und diese sackartigen selbstgenähten Klamotten, die sie zur idealen Kandidatin für eine Make-over-Show machen würden.
    Ich starre sie in stummer Ergebenheit an, bis sie anfängt zu sprechen.
    »Also, ich komme mir ein bisschen blöd vor, dass ich dich darum bitte«, beginnt sie stockend, »aber als ich dir neulich die Nachricht von deiner Mom in den Matheunterricht gebracht hab, da hab ich gesehen, dass du neben Brad sitzt, und ich hab mich gefragt … na ja – weißt du zufällig, ob er eine Freundin hat?«
    Brad Thomas. Ich werde das ganze Schuljahr in Mathe neben ihm sitzen. Seine Schrift sieht aus wie die eines Drittklässlers. Das weiß ich, weil ich in ein paar Wochen einen Blick auf seinen Test werfen werde, den er gerade wiederbekommen hat. Mit einer Vier minus. Ein Mathegenie ist er also definitiv auch nicht.
    Um Zeit zu gewinnen und zu überlegen, ob sich die Si­tuation vielleicht noch irgendwie retten lässt, sehe ich mich um, als wolle ich mich vergewissern, dass uns auch niemand beobachtet. Dabei fällt mein Blick auf Pages Rucksack, auf den in verspielter Schreibschrift ihr Name aufgestickt ist: Page Thomas .
    »Du stehst auf einen Typen, der den gleichen Nachnamen hat wie du?«, frage ich zusammenhanglos.
    »Warum nicht?«, meint Page. »Ist doch praktisch.«
    Oder auch: igitt.
    Jetzt ist Page diejenige, die starrt. In geradezu sehnsuchtsvoller Erwartung. Ich weiß, dass ich was sagen muss, habe aber keine Ahnung, was. Ich kann ihr ja schlecht verraten, dass ich weiß, wie alles enden wird – »Lass die Finger von ihm, Page. Er wird dir das Herz brechen!« –, aber ich habe es eilig. Denn abgesehen davon, dass ich vor Neugier auf diesen Luke Henry fast platze, darf ich auf keinen Fall zu spät zum Unterricht kommen. Zusammen mit Jamie nachzusitzen und aus nächster Nähe mitzuerleben, wie ihr Unglück mit Mr Rice seinen Lauf nimmt, steht definitiv nicht auf meiner Wunschliste.
    »Page, ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät«, sage ich.
    Das Lächeln rutscht ihr vom Gesicht, aber noch immer sagt sie nichts, sondern schaut mich bloß an.
    »Weißt du, ich kenne Brad eigentlich gar nicht. Wir sind nicht befreundet oder so, falls du das glaubst, und ich hab keine Ahnung, ob er mit jemandem zusammen ist, tut mir echt leid.«
    Sie sieht so betreten aus, dass ich Angst habe, sie fängt gleich an zu weinen. Offenbar bin ich ihre einzige Hoffnung – ziemlich schräg, wenn man bedenkt, dass ich diejenige bin, die ihr Zusammenkommen mit Brad verhindern will.
    Ich möchte unbedingt weg, aber ihre flehenden Augen halten mich fest, als hätten sie Widerhaken. Da mir nichts anderes übrig bleibt, denke ich über ihre Bitte nach. Würde sie sich Brad aus dem Kopf schlagen, wenn ich ihr sage, dass er sie hintergehen und demütigen wird? Vermutlich nicht. Sie würde mich höchstens für verrückt erklären und einen an­deren Weg finden, Brad zu daten.
    Mit diesem Gedanken ergebe ich mich.
    »Also gut, wenn du möchtest, kann ich versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen und ein paar Sachen über ihn rauszufinden. Ich sag dir dann Bescheid, okay?«
    Page lässt ein ohrenbetäubendes Quietschen los und reißt mich an sich, dann hüpft sie davon. Ich folge ihr bis in die große Halle, dann biege ich rechts ab, während sie geradeaus weitergeht. Ich hetze den Gang entlang, der zur

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