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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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nach und stelle fest, dass der Ball ein Muster auf meiner Wange hinterlassen hat. Hübsch.
    Ich habe vor der Stunde keine Zeit mehr gehabt, mir die Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden, also schiebe ich mir die Strähnen aus dem Gesicht und blinzle einmal, um die schwarzen Wolken vor meinen Augen zu vertreiben. Doch auch mit nur einem voll funktionstüchtigen Ohr und verschwommenem Blick bleibt mir die Wirkung meines Stunts auf die anderen nicht verborgen.
    Der gesamte Sportkurs lacht sich schlapp. Einige sind ­im­merhin so anständig, ihre Heiterkeit nicht allzu offen zu zeigen, aber die meisten geben sich keine Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen. Ein paar zeigen sogar mit dem Finger auf mich. Idioten. Ich rapple mich wieder auf, was gar nicht so einfach ist, weil ich immer noch benommen bin. Ich kom­me mir vor, als hätte ich zu viel getrunken, und ja, ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich kann mich schon gut dran erinnern.
    Sobald ich es in die Aufrechte geschafft habe und die Menge der Schaulustigen sich allmählich anderen Dingen zuwendet, fällt mein Blick auf Page Thomas. Sie hat ein fieses Grinsen im Gesicht und schaut schnell weg, als sie merkt, dass ich sie ansehe. Bevor ich groß darüber nachdenken kann, was das zu bedeuten hat, ertönt ein schrilles Pfeifen. Die Martinez hat das Kommando übernommen, und ich reihe mich widerstrebend in eine der zwei Mannschaften ein.
    Den Rest der Stunde kämpfe ich ums nackte Überleben, während wir ein Horror»spiel« spielen, das man aus den Sportlehrplänen sämtlicher Schulen der Welt für immer streichen sollte.
    Ein Spiel, das nichts als Schmerz und Demütigung be­deutet.
    Ein Spiel, auf das man sich niemals freiwillig einlassen sollte.
    Ein Spiel, vor dem mich meine Aufzeichnungen heute Morgen – leider nicht deutlich genug – gewarnt haben: Aufpassen in der ersten Stunde!
    Ein Spiel, das die Hölle auf Erden ist.
    Ein Spiel namens Völkerball.
    *
    Mehrere Stunden später in Anatomie – das Thema ist das menschliche Gehirn – glotzt Ryan Greene mich die ganze Zeit an. Obwohl das Muster auf meiner Wange inzwischen verschwunden ist, haben sich mein Gesicht und mein Selbstwertgefühl noch nicht von dem Vorfall in Sport erholt. Trotzdem muss ich ständig grinsen. Ich kann einfach nicht anders, obwohl es aufgrund der Prellung ziemlich weh tut. Ryan glotzt – vermutlich weil er sich fragt, was am Hippocampus so Aufregendes dran ist –, aber das ist mir egal.
    Ich habe Luke vor der Stunde gesehen!
    »Dürfte ich erfahren, was Sie dermaßen erheitert, London?«, unterbricht Ms Harris meine Tagträumereien. Sie hat mitten im Satz aufgehört zu schreiben und hält den blauen Marker hoch erhoben in der Luft. Dann stemmt sie die perfekt manikürte linke Hand in ihre perfekt geformte Hüfte und sieht mich herablassend an.
    Wie sie so dasteht, hat sie ein bisschen Ähnlichkeit mit den schadenfrohen Cheerleadern von heute Morgen. Was ich ziemlich beunruhigend finde, schließlich ist sie eine Lehrkraft.
    Obwohl ich mir sicher bin, dass die Mehrheit meiner Mitschüler die Anatomie des menschlichen Gehirns genauso einschläfernd findet wie ich, tun zumindest diejenigen, die auf Ms Harris’ Blickachse sitzen, so, als ärgerten sie sich über die Unterbrechung. Vermutlich sind sie bloß sauer, dass die Aufmerksamkeit der Harris auf sie gelenkt wurde.
    »London? Möchten Sie uns vielleicht sagen, was so komisch ist?«, sagt sie erneut, als ich keine Antwort gebe. Sie wirft ihre (gefärbten) roten Haare zurück, und ich frage mich unwillkürlich, ob sie vielleicht neidisch auf mich ist, weil mein Rot echt ist.
    »Nichts, Ms Harris«, beeile ich mich zu sagen und gebe mir Mühe, an etwas Trauriges zu denken. Das Grinsen hält sich hartnäckig.
    Die Harris starrt mich noch eine gefühlte Ewigkeit lang mit Adleraugen an. Irgendwann scheint sie zu dem Schluss zu kommen, dass ich entweder komplett verdorben oder schlicht und einfach nicht ganz richtig im Kopf bin. Sie gibt es auf, seufzt und dreht sich wieder zur Tafel.
    Die anderen setzen sich wieder zurecht, und auch ich entspanne mich. Ich atme eine Ladung voll muffiger Klassenzim­merluft ein und lasse die Kante meines Tisches los, die ich umklammert hatte.
    Mein Glücksmoment ist erst mal dahin, also konzentriere ich mich wieder auf Ms Harris’ Ausführungen über das menschliche Gehirn, auch wenn ich dadurch Gefahr laufe, ins Koma zu fallen.
    Doch dann, irgendwann, sagt sie was, das mich aufhorchen

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