Forgotten
und fügt hinzu: »Nur für den Fall.«
»Sie kommt nicht noch mal rein«, beteuere ich, obwohl ich das nicht mit Sicherheit weiß.
»Okay, ein Vorschlag: Ich liege hier mit dir, bis du eingeschlafen bist, dann geh ich zurück in den Schrank, damit sie mich morgen früh nicht findet.«
Ich bin zu müde, um ihm zu widersprechen, außerdem will ich unbedingt eingeschlafen sein, bevor sich um vier Uhr dreiunddreißig meine innere Festplatte formatiert, also nicke ich und krieche folgsam ins Bett. Ich rutsche bis ganz an die Wand, um Luke Platz zu machen. Er schlüpft zu mir unter die Decke, und sofort kleben wir zusammen wie zwei Legosteine.
»Mist«, knurre ich.
»Was ist denn?«
»Ich muss mir noch einen Zettel schreiben. Ich muss alles notieren, sonst hab ich es morgen vergessen.«
»O ja, bitte. Nicht, dass du wieder austickst, und ich muss deiner Mutter alles erklären.«
»Sehr witzig«, sage ich und ramme ihm den Ellbogen in die Rippen. Er lacht, und ich lache mit, weil ich mich an meine Aufzeichnungen vom Morgen nach unserem ersten Date erinnere. Luke hat sie – und viele andere Notizen auch – heute Abend mit mir zusammen gelesen.
»Warte, ich weiß was.« Luke streckt den Arm unter der Decke hervor und angelt sein Handy vom Nachttisch. Dann zieht er seinen anderen Arm unter mir weg, tippt schnell eine SMS und drückt auf »senden«. Gleich darauf summt mein Handy, um mich darauf hinzuweisen, dass ich eine neue Textnachricht bekommen habe.
»Was steht denn drin?«, frage ich, nachdem Luke sein Handy wieder weggelegt hat.
»Der Typ im Schrank ist dein Freund. Er liebt dich und wird dir alles über gestern Nacht erzählen.«
»Süß«, sage ich und spüre, wie meine Lider schwer werden und der Schlaf näher kommt. »Vergiss nicht, die Stunde auf dem Fußboden vor dem Schrank zu erwähnen.«
»Ich werde die Szene morgen früh mit dir zusammen nachstellen«, verspricht er, zieht mich an sich und atmet in mein Haar. »Es stimmt übrigens wirklich.«
»Was stimmt wirklich?«, frage ich schlaftrunken.
»Dass ich dich liebe, London.«
»Ich liebe dich auch, Luke.«
32
In der SMS steht, dass sich ein Junge in meinem Kleiderschrank befindet, aber alles, was ich dort finde, ist ein Zettel.
Liebe London,
Du schnarchst.
Ich habe gehört, wie Deine Mom heute früh weggefahren ist, also habe ich mich aus dem Staub gemacht. Ich komme später noch mal wieder, bringe Kaffee mit und melde ganz offiziell mein Erscheinen an. Falls Du sie vorher noch siehst, sagst Du ihr am besten, dass ich vorbeikomme, damit sie weiß, dass wir uns wieder vertragen haben.
Lies nach … die Aufzeichnungen sind unter Deinem Bett.
Du warst gestern Nacht zu müde, um Dir Notizen zu machen, deswegen hier die Highlights (den Rest erzähle ich Dir später):
– ich habe Dich um Verzeihung gebeten (in Deinen Aufzeichnungen steht, weswegen)
– Du hast sie mir gewährt
– wir haben stundenlang Deine Aufzeichnungen gelesen – Du hast gesagt, das wäre eine erstklassige Möglichkeit für mich, Dich besser kennenzulernen
– wie oben bereits erwähnt, schnarchst Du … und Du redest im Schlaf
– einige der anderen Ereignisse von gestern Abend habe ich versprochen für Dich nachzustellen …
Der Abend gestern war unglaublich. Ich wünschte, Du könntest dich daran erinnern, aber ich werde mir alle Mühe geben, Deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Ach so, PS: Niemand küsst so gut wie Du.
Ich liebe Dich,
Luke
*
»Na, wir sind aber fröhlich heute Morgen«, meint meine Mom, als sie vom Einkaufen zurückkommt und das breite Grinsen in meinem Gesicht sieht. Ich stopfe mir ein Riesenstück Bagel in den Mund, aber das hilft auch nicht gegen meinen Gesichtsausdruck, also zucke ich mit den Schultern.
»Darf man fragen, wieso?« Womit sie streng genommen ja bereits gefragt hat , oder? Sie gießt sich einen Kaffee ein, lehnt sich gegen den Küchentresen und sieht mich, die Tasse in der Hand, erwartungsvoll an.
»Luke und ich haben uns wieder vertragen«, sage ich so sachlich wie möglich, sobald ich den Riesenbissen runtergewürgt habe.
»Ah, verstehe«, meint sie mit einem wissenden Ausdruck im Gesicht.
»Er kommt gleich vorbei«, füge ich hinzu und deute auf meine Aufmachung, als müsste ich die noch erklären. Soweit meine Erinnerung reicht, verbringe ich jeden Samstag meines Lebens im Schlafanzug, mindestens bis zum Mittagessen. »Wir wollen heute was zusammen unternehmen.«
Ich sehe einen Anflug von
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