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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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es wenigstens warm.«
    »Klingt gut«, sagt Luke.
    Ich drehe mich wieder um und gehe, meinen rebellischen Freund im Schlepptau, die restlichen Stufen hoch, dann den Flur entlang in mein Zimmer und mache die Tür hinter uns zu.

31
    »Wo hast du geparkt?«, flüstere ich aufgeregt, als ich höre, wie sich unten die Garagentür öffnet und kurz darauf wieder schließt.
    »Etwas weiter weg die Straße runter. Ich bin ein Stalker, schon vergessen?«
    »Los, in den Schrank!«, zische ich – eine spontane Entscheidung, die ich hoffentlich nicht bereuen werde.
    »Ist das dein Ernst? Ich kann auch einfach gehen«, meint er, macht allerdings gleichzeitig schon einen zaghaften Schritt in Richtung Kleiderschrank.
    »Nein, ich möchte, dass du bleibst. Aber beeil dich, sie kommt bestimmt gleich hoch!« Hektisch kicke ich den Stapel Aufzeichnungen unters Bett und suche das Zimmer auf ­irgendwelche offensichtlichen Anzeichen dafür ab, dass sich ein Junge darin aufgehalten hat.
    Ich höre den Wasserhahn in der Küche; Mom gießt sich etwas zu trinken ein. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und frage mich, ob es sie nicht misstrauisch machen wird, wenn ich um kurz nach neun schon schlafe. Und wenn schon. Ich sehe keine andere Möglichkeit, sie schnell wieder loszuwerden, also hechte ich unter die Bettdecke und versuche, gleichmäßig und tief zu atmen und mein Gesicht zu entspannen, auch wenn mein Herz wie wild klopft.
    Moms Schritte kommen die Treppe hoch, und da uns nur noch wenige Sekunden bleiben, zische ich Luke ein kaum hörbares »Pst!« zu.
    Ich kann nicht fassen, dass ich meinen Freund im Kleiderschrank versteckt habe! Was ist bloß in mich gefahren?
    Aber ich habe keine Zeit, über diese waghalsige Aktion nachzudenken, denn die Tür öffnet sich, und ich bin ganz still. Ich liege mit dem Gesicht zur Wand, habe die Augen aber trotzdem geschlossen, nur für den Fall, dass sie ans Bett kommt, um nachzusehen, ob ich vielleicht nur so tue, als würde ich schlafen.
    Andererseits: Warum sollte sie?
    »Gute Nacht, London. Ich habe dich lieb.« Die Worte meiner Mutter schweben so leise durch die Dunkelheit, dass es fast scheint, als wären sie gar nicht da. Sagt sie das jeden Abend? Unwillkürlich regt sich mein schlechtes Gewissen, weil ich sie hintergehe.
    Dann rufe ich mir ins Gedächtnis, dass sie seit Jahren mit mir nichts anderes macht.
    Nachdem die Tür sich wieder geschlossen hat und ich höre, wie meine Mom ganz vorsichtig die Finger vom Türknauf nimmt; nachdem ihre Schritte in ihrem Zimmer verschwinden; nachdem der Wasserhahn gelaufen ist, um Zahnpasta und Seife den Abfluss runterzuspülen; nachdem der Fernseher in ihrem Zimmer eingeschaltet wurde – warte ich noch fünf nervenzerfetzende Minuten.
    Dann schleiche ich auf Zehenspitzen zum Schrank.
    »Hi«, flüstere ich in die Schwärze hinein.
    Aus der hintersten Ecke des Schranks kommt Lukes samtweiche Stimme.
    »Hi.«
    Ich höre, wie er aufsteht, und sehe seine vollkommene Gestalt langsam aus der Dunkelheit auftauchen.
    Statt stehen zu bleiben, kommt er immer näher, bis unsere Körper in der Tür zum Kleiderschrank aufeinandertreffen und er seinen eng an meinen schmiegt.
    »Hi«, sagt er noch mal, bevor er mir einen langen und ziemlich heißen Kuss auf die Lippen drückt.
    Vielleicht liegt es daran, dass wir etwas Verbotenes tun, vielleicht ist es auch die Dunkelheit, die uns unsere Hemmungen vergessen lässt, jedenfalls liegen wir kurze Zeit später am Boden meines begehbaren Kleiderschranks, und ein paar unserer Kleidungsstücke sind nicht mehr so ganz da, wo sie hingehören.
    Ich halte meinen Vorsatz ein, es kommt also nicht zum Äußersten. Aber für mindestens eine Stunde lang macht Luke mir das sehr, sehr schwer.
    »Ich muss jetzt schlafen«, sage ich irgendwann, als sich mein Atem wieder so weit beruhigt hat, dass ich sprechen kann. Ich liege mit dem Kopf auf Lukes nackter Brust, die zwar hart, aber erstaunlich bequem ist.
    »Ich weiß.« Er küsst mich aufs Haar, bevor er beginnt, unsere ineinander verschlungenen Gliedmaßen zu entwirren.
    »Hast du meine Bluse gesehen?« Ich bin überrascht, wie ­wenig es mir ausmacht, in seiner Gegenwart sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne so gut wie nackt zu sein.
    »Hier«, sagt er und wirft sie mir zu.
    Sobald wir angezogen sind, Luke in seinen Klamotten von eben, ich im Pyjama, gehen wir zum Bett.
    »Schläfst du hier bei mir?«
    »Ich glaub, es ist besser, wenn ich im Schrank bleibe«, meint er

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