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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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Schritt rückwärts und versuche, ihn mitzuziehen.
    Ohne jede Vorwarnung greift sich der Mann unter die Jacke und zieht etwas hervor.
    Eine Pistole.
    Als ich meiner Mom diesen Teil erzähle, beginne ich zu zittern, mir ist schrecklich kalt, und sie rutscht noch näher an mich ran und legt mir beruhigend die Hand aufs Knie.
    Mein Handy summt, weil ich eine SMS bekommen habe, und ich weiß, ohne hinzusehen, dass sie von Luke ist. Ich beachte sie nicht.
    »Erzähl nur weiter«, ermutigt mich meine Mom.
    Der Mann richtet seine Pistole auf uns, eiskalt, als würde er so was jeden Tag machen. Natürlich hat jemand wie er eine Waffe. Wie konnten wir nur so naiv sein? So unfassbar leichtsinnig?
    »Tja, in dem Fall kann ich euch wohl nicht gehen lassen, oder wie seht ihr das?«, meint er. Seine Augen sind schmal und dunkel. Er macht einen weiteren Schritt auf uns zu, und Luke muss wohl ahnen, was passieren wird, denn in diesem Augenblick tut er etwas sehr Heldenhaftes. Oder sehr Dummes.
    Er lässt meine Hand los, schubst mich zurück, in Richtung Straßenecke, und schreit: »London, renn weg!«, so laut er kann.
    Und ich versuche es. Wirklich.
    Nur der Schuss hindert mich daran.
    Meine Mom hat eine Hand vor den Mund gepresst, als ich ihr den Rest erzähle: Wie die Welt, nachdem der Knall verklungen ist, auf einmal ganz still ist. Die rhythmischen Schritte des fliehenden Mannes. Die quälende Minute, in der ich glaube, dass ich sterben muss, während ich in einen sternenlosen Stadthimmel blicke. Das Röcheln, das mich aus meiner Erstarrung reißt. Ich schleppe mich zu meinem sterbenden Freund.
    Ich halte kurz inne, um ein paarmal tief Luft zu holen, und dann schildere ich meiner Mom Lukes letzte Sekunden. Keine Abschiedsworte. Keine großen Gefühle. Nur Luke, der röchelnd nach Atem ringt, die nackte Angst in den Augen.

42
    Mit laufender Nase, feuchten Augen und zuckenden Schultern stammle ich mich durch den Rest der Erinnerung. Meine Tränen scheinen ansteckend zu sein, denn als ich fertig bin, weinen meine Mom und ich gemeinsam – um die Vergangenheit und um die Zukunft.
    Als wir irgendwann leergeweint sind, überrascht meine Mom mich, indem sie sich entschlossen auf die Schenkel schlägt und in die Höhe fährt.
    »Steh auf«, befiehlt sie mir. Ich habe mich inzwischen so tief in die Polsterkissen vergraben, dass man mich glatt für einen Teil des Sofas halten könnte.
    »Steh auf, London«, sagt meine Mutter erneut und blickt mir fest in die Augen.
    »Ich kann nicht«, krächze ich.
    »Doch, du kannst.« Sie bückt sich, um mir dabei zu helfen, mich aus der Decke zu schälen. Als sie meine Hand findet, nimmt sie sie und zieht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich von ihr hochziehen zu lassen.
    »Du hast recht, wir müssen zur Polizei«, sagt sie und trocknet meine Wangen mit den Händen ab. »Wir müssen uns Hilfe holen. Wir bringen das in Ordnung.«
    »Das ist alles viel zu viel, ich weiß nicht, ob das geht«, schluchze ich.
    »Und ob das gehen wird«, sagt meine Mom, und ihre Stimme klingt so fest und sicher, dass ich ihr fast glaube.
    Sie lässt mich kurz im Wohnzimmer stehen, um ihr Schlüsselbund zu holen. Bevor ich Zeit habe, weiter über ihr Vorhaben nachzudenken, ist sie wieder da und schleift mich zum Auto.
    »Worauf warten wir noch?«
    *
    Das Gute daran, wenn man in einer Kleinstadt lebt, ist die relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Mutter früher mit dem Mann zur Schule gegangen ist, der jetzt die örtliche Polizeidienststelle leitet. Was wiederum bedeutet, dass man vielleicht auch mit einem Anliegen Gehör findet, das Fremde vermutlich als komplett wahnsinnig abtun würden.
    »Und das alles ist dir gerade erst wieder eingefallen?«, fragt Captain Moeller und schaut erst mich und dann meine Mom an.
    Captain Moeller hat vielleicht einen Bierbauch und kein einziges Haar mehr auf dem Kopf, aber er macht einen netten Eindruck, und ehrlich gesagt ist er unsere einzige Hoffnung.
    »Ja«, sage ich und nicke nachdrücklich. »Ich kann mich jetzt wieder genau an den Tag der Entführung erinnern. Ich könnte einem Polizeizeichner helfen, eine Phantomzeichnung zu machen. Oder mir Fotos ansehen.«
    »Wobei die mutmaßlichen Täter mittlerweile ja wesentlich älter wären«, gibt der Captain zu bedenken.
    Er weiß ja nicht, dass ich auch in die Zukunft gesehen habe.
    »Wir würden es trotzdem gerne versuchen«, sagt meine Mom entschieden, woraufhin Captain Moeller schnaubend die Luft ausstößt, sich

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