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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Trinkwasser
abgekocht war, sondern machten sich über die Holzbrücke davon. Zu sechst –
Halfast war schon allein losgezogen.
    Der Gestank des stehenden Grabenwassers war kaum hinter
ihnen zurückgeblieben, als ihnen der Geruch der Stadt entgegenkam, der auch
nicht gerade angenehm war. Die Straße aus festgebackenem rotbraunem Lehm führte
spiralförmig zwischen Häuschen und Gärten hindurch, was bedeutete, dass sie
eine Menge Weg bis zum Stadtkern vor sich hatten. Bestimmt erfüllte dieser Weg
wieder irgendwelche Vorgaben des Gelichterschutzes, und sie lästerten über das
abergläubische Volk hier. Auch die runden Hütten mit ihren winzigen Gucklöchern
anstelle von Fenstern und die Gärten, in denen die Zwiebeln und Bohnenpflanzen
schlapp im harten Sonnenlicht hingen, gaben dafür Gesprächsstoff her. Über die
Beete und Bäume waren Netze gebreitet, und jedes Gärtchen hatte seinen eigenen
scheußlichen Wächter auf einer Stange – weniger Vogel- als Gelichterscheuche.
Zwischen diesen Gestalten und einem Haken am Haus waren oft Leinen mit
flatternder Wäsche gespannt. Auf den Lehmverputz der Hauswände waren überall
Zeichen mit dunkelblauer Farbe gemalt. Außer ein paar spielenden Kindern am
Straßenrand war niemand zu sehen, selbst die Tiere hatten sich in ihre Ställe verdrückt
oder drängten sich im Schatten eines Strauches zusammen. Nur das tonlose
Schnarren von Insekten war zu hören. Die Stadt schien in der Mittagshitze wie
erstarrt zu sein.
    Die Straße war streckenweise von Bäumen flankiert,
eine richtige Allee, für deren Schatten sie alle dankbar waren. In diesem
Schatten verstärkte sich der Geruch, den sie schon die ganzen Zeit in der Nase
hatten. Scharf und ein bisschen ranzig war er, irgendwie organisch, der Geruch
eines Lebewesens, fand James. Er betrachtete die Bäume genauer. Sie waren so um
die fünf, sechs Meter hoch und hatten breite, aber flache Kronen, die ein
zusammenhängendes Dach bildeten. Zuerst dachte er, sie seien von glatter,
weißer Rinde umhüllt, aber dann stellte er fest, dass die Äste und ein großer
Teil der Stämme geschält waren. Und was er zunächst für helle Blätter gehalten
hatte, waren weißliche Gespinste, mit denen die eingerollten Blätter und Zweige
umsponnen waren. Das musste ein besonders erfolgreiches Ungeziefer sein.
Vielleicht auch eine Gelichterart.
    Dann kamen sie an einem Baum vorbei, von dessen
untersten Ästen schwere, gelblich-weiße Kokons bis fast auf ihre Köpfe
herunterhingen. Als sie sie von nahem betrachteten, erkannten sie darin ein
Gewimmel blasser, dünner Raupen, die an Blätterresten nagten.
    „Seidenspinner!“, sagte Carmino, und in dem Moment
fiel James ein, woran ihn der Geruch erinnerte.
    „Das ist das Zeugs, aus dem sie Gelichtergarn
machen!“, rief Juniper, bevor James es aussprechen konnte. „Und das ist auch
der Gestank hier! Gelichtergarn!“
    „Die dürft ihr nicht anfassen!“, schrie ein kleiner
Junge, der sie von seinem Platz auf einem Gartentörchen aus argwöhnisch
beobachtete. „Sonst kommt ihr in den Turm! Und dann ins Gefängnis nach Tulsa!“
    „Ist wahrscheinlich das wichtigste Handelsgut der
Stadt“, meinte Stanwell mit einem Blick über die Menge der kokonbehangenen
Bäume. Als sie weitergingen, stolzierte ihnen der Knirps eine ganze Weile mit
wichtiger Miene hinterher, eindeutig entschlossen, jeden weiteren Verstoß gegen
das Gesetz zu verhindern. Je weiter sie in das Innere des Städtchens
vordrangen, desto größer wurden die Häuser. Manche hatten drei Stockwerke unter
den dunkelblauen Kuppeldächern, die man schon draußen vom Kanal aus hatte sehen
können. Es gab überdachte Veranden und Balkons, allesamt mit Netzen verhängt,
hinter denen die Einwohner ihre Siesta hielten. Endlich weitete sich die Straße
nach einer letzten Biegung zu einem Platz. In seiner Mitte erhob sich ein
quadratischer Turm, viele übereinandergestapelte Etagen aus offenen Spitzbögen,
die für das Land charakteristisch zu sein schienen. Die City von Fendurnen: Ein
Brunnen, ein paar hölzerne Buden, das Skelett eines Marktes. Ein paar Leute.
Eine einsame Ziege, die am Gesträuch um den Turmsockel knabberte. Um den Platz
herum die hohen Fronten der wichtigsten Gebäude hier: Das Haus des
Winkelmeisters, erkennbar an der Fahne mit dem Winkeleisen und einem Wappen
darauf. Gleich daneben verkündete eine Standarte mit der Gelichtergabel
obendrauf das Heim des Gelichterjägers. Der war offenbar wirklich eine Art
Unternehmer. An

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