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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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Jerusalem«, sagte Emil auf Hebräisch.
    »Was?«
    »Oh, nur ein altes Versprechen, das ich schon immer einlösen wollte.«
    Andrew lächelte und wandte sich ab. »Vielleicht werden Sie das eines Tage.«
    Damit verließ er mit Kathleen an der Seite das Zelt.
    »Ich muss zurück.«
    Sie erwiderte nichts und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie ein neuer Verwundeter in ihr Zelt getragen wurde.
    »Ich muss auch los.«
    Er zögerte.
    »Weißt du, ich möchte, dass du lebst, dass du zu fliehen versuchst. Noch ist Zeit dafür …« Wieder verlor sich seine Stimme; er schämte sich für das, was er sagen wollte, zumal so viele andere blieben und starben. Aber immerhin handelte es sich hier um seine Frau. Er musterte sie.
    Kathleen schüttelte den Kopf. »Auch ich habe eine Pflicht zu erfüllen«, flüsterte sie. »Tanya und Ludmilla werden dafür sorgen, dass unser Baby in Sicherheit bleibt.«
    Erfüllt von Schmerz und zugleich tief empfundenem Stolz betrachtete er sie.
    »Müsste ich alles noch einmal tun und am Ende wieder verlieren, wäre es das trotzdem wert«, sagte Andrew leise. »Allein schon deshalb, weil ich zumindest einen Augenblick lang dich hatte.«
    Zärtlich küsste er sie auf den Mund, dann löste er sich von ihr. Der anhaltende Kuss der beiden endete, und sie ließen die Arme sinken.
    Andrew drehte sich um und stapfte in die Nacht davon.
    »Ich werde auf dich warten«, murmelte sie bei sich und kehrte ins Zelt zurück.
    *
    »Das dort drüben ist er.«
    Er konnte die Worte kaum verstehen; es war lange her, dass er zuletzt die Viehsprache Rus gehört hatte.
    Erst spürte er, wie jemand seine Schulter packte und ihn herumrollte, dann die kalte Berührung von Stahl an der Kehle.
    Muzta Qar Qarth erwartete den Tod, doch er blieb aus.
    Grobe Hände erfassten ihn und zogen ihn auf die Beine. Im Licht einer Laterne sah er einen kleinen, stämmigen Mann mit roten Haaren, dem auch im Gesicht Haare aus beiden Wangen und über der Lippe wuchsen.
    Der Mann musterte ihn und grinste feindselig.
    »Muzta der Tugaren?«
    Muzta blieb stumm und wagte einen flüchtigen Blick zu beiden Seiten. Wieder war das Feld mit seinen eigenen Toten und Sterbenden übersät. Aber diesmal fühlte es sich so an, als hätte nicht das Vieh sie getötet, sondern Tamuka.
    »Werdet ihr mich jetzt töten?«, fragte Muzta und hatte Mühe, die fremdartigen Worte zu formen.
    Der Rothaarige schaute zu ihm auf. Langsam kroch ihm ein Lächeln ins Gesicht.
    »Ich glaube, vorher solltest du noch mit jemandem reden.«
    Er spürte die Spitze eines Schwertes im Rücken. Aber er musste nicht angetrieben werden, um vorwärtszugehen. Die Mauer der Brustwehr befand sich nur ein Dutzend Schritte entfernt. Sein Kopf schmerzte. Er griff zu seinem Helm hinauf und spürte die Delle an der Seite, die von der Waffe herrührte, die ihn besinnungslos geschlagen hatte.
    Kurz hielt er inne und blickte hinab.
    Jamadu, sein letzter Sohn, lag bewusstlos auf dem Boden, mit einer klaffenden Wunde in der Brust.
    »Mein Sohn«, flüsterte er. »Bitte helft ihm.«
    Pat nickte und bedeutete einem Soldaten, den Jungen mitzunehmen. Muzta kniete sich neben Jamadu, berührte dessen Stirn, strich ihm das Haar zurück und betete leise. Dann stand er auf und ging völlig freiwillig weiter zur Brustwehr.
    »Noch einmal, nur noch ein Angriff«, schrie Tamuka und betrachtete die schweigenden Gestalten rings um ihn. »Ich war dort oben auf dem Rücken, und er war so gut wie leer.«
    »Warum wurden wir dann besiegt?«, fragte Haga mit frostiger Stimme. »Bei allen Göttern, Tamuka, hundertfünfzigtausend oder mehr unserer Krieger sind tot oder verwundet. Wenn du behauptest, dass sei ein Sieg, dann graut mir vor dem Schreckgespenst einer Niederlage.«
    »Und dennoch ist es ein Sieg«, brüllte Tamuka zurück. »Drei Mal haben unsere Heerscharen heute den Rücken erobert.«
    »Und drei Mal wurden sie zurückgedrängt«, entgegnete Haga.
    »Aber jedes Mal waren wir dem endgültigen Sieg näher. Ich sage euch, wenn dieser letzte Angriff nur fünfhundert Schritte weiter nördlich stattgefunden hätte, wäre er geglückt, und wir würden uns bereits an einem Festmahl laben.«
    Einige im Kreis nickten, der Rest jedoch stand nur schweigend da.
    »Wenn! Ich höre immer nur Wenn!«, entgegnete Haga mit kalter Stimme. »Wenn wir zusätzliche Wasserbeutel hätten, damit unsere Krieger nicht vor Durst umfallen, wenn wir nur ein paar hundert Schritte weiter seitlich angegriffen hätten, wenn unsere
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