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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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dem Adler und Faszes der neu gebildeten Republik geschmückt war. Ein Weichensteller in einem bequem geschnittenen Kasack eines Roum-Bauern, der höchstwahrscheinlich vor einem Jahr noch ein Sklave gewesen war und auf den Feldern gearbeitet hatte, stand neben der Weiche und hielt eine Stange hoch, auf der ein grün bemaltes Brett befestigt war, das Signal, dass die Weiche gestellt war.
    Der Zug verließ die Hauptstrecke. Auf der linken Seite wuchsen die Mauern einer stark befestigten Bastion in die Höhe, und auf der rechten befand sich die Rückseite des Bahnhofs. Der Bahnhof von Hispania war mit Hunderten von Flüchtlingen vollgestopft, die früher am Tag abgesetzt worden waren und jetzt darauf warteten, dass der Zug aus Roum ankam und sie auf der letzten Etappe ihrer Reise in die Stadt mitnahm.
    Ein langer Tisch aus roh behauenen Brettern war neben dem Gebäude aus Ziegeln und Kalksandstein aufgebaut. Ein halbes Dutzend siedender Kessel, um die sich ein Haufen schnatternde Frauen kümmerten, einige aus Rus, andere aus Roum, ein paar sahen aus wie aus Cartha, befanden sich hinter dem Tisch. Das Sprachengemisch schien sie nicht in ihren Gesprächen zu behindern. Neben den Kesseln war ein kleiner Berg aus etwas, das Kartoffeln zu sein schienen, oder das, was auf dieser Welt als Kartoffeln durchging, zusammen mit den geschlachteten Überresten einer, wie er vermutete, Antilope. Die Flüchtlinge hatten sich in einer Reihe aufgestellt und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.
    Er hatte von einigen Orten gehört, an denen die Ordnung zusammengebrochen und es zu Ausschreitungen bei der Verteilung von Nahrungsmitteln gekommen war. Aber bemerkenswerterweise wurde die Disziplin an den Bahnhöfen immer noch aufrechterhalten. Er vermutete, dass durch die tausend Jahre der Unterwürfigkeit und des Gehorsams eine Schicksalsergebenheit erzeugt worden war, die zumindest in dieser Situation zu jedermanns Vorteil war. Die soziale Ordnung konnte zu leicht unter dem Stress der Evakuierung und der nächsten Welle des Kriegs zusammenbrechen. Wenn das begann, wären sie alle verloren. Es war unbedingt notwendig, die Fabriken aufzubauen und mit der Produktion zu beginnen, die Armee einzugraben sowie die restlichen Hunderttausende auf den Feldern und in den Wäldern arbeiten zu lassen, falls sie diesen Krieg gewinnen und darüber hinaus irgendeine Chance haben wollten, den nächsten Winter zu überleben. Bob Fletcher, Leiter der Nahrungsmittelbeschaffung, erschien Chuck wie ein verrückter Idealist, der schon die Nahrungsmittelversorgung ein Jahr im Voraus plante.
    In zwanzig Tagen brechen die Merki wieder auf, dachte Chuck. Sie gönnten innerhalb von eineinhalb Monaten hier sein, um den Johannistag herum. Er schob den Gedanken beiseite, als der Zug an den Kesseln vorüberfuhr und der Geruch des Eintopfs zu ihm heraufwehte.
    Wann hatte er es zum letzten Mal geschafft, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen? Er sah die Kessel sehnsüchtig an. Eine der Frauen drehte sich um, um zu ihm hinaufzuschauen, und er hatte das Gefühl, als stockte ihm das Herz. Es war Olivia, Julius’ Tochter. Was zur Hölle machte sie hier? Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang.
    Er hatte sie seit Wochen nicht mehr gesehen, nicht mehr seit dem Tag, als sie und ihr Vater sich ihm bei der Reise zu den Aerodampfer-Werken angeschlossen hatten – an dem Tag, als die Nachricht eingetroffen war, dass die Merki endlich aufbrachen. Seitdem hatte er ständig nachts an sie denken müssen. Sie lächelte ihn an, und er fühlte, wie sein Herz wirklich stockte.
    Sie erinnert sich an mich! Der Zug fuhr weiter, und er war versucht abzuspringen. Er schaute zu Andre hinüber, der den Blickwechsel gesehen hatte und lächelte.
    »Eine Freundin von Ihnen?«, fragte der Lokführer.
    »Ich nehme es an«, sagte Chuck schüchtern.
    »Eine wirkliche Schönheit«, der alte Mann gluckste auf eine Weise, die Chuck nicht mochte.
    Chuck starrte den Mann kalt an, und der Lokführer räusperte sich und sah weg.
    Die Lokomotive fuhr weiter, rollte an der Rückseite des Bahnhofs vorbei, an der fast bis zum Dach vorgeschnittene Eisenbahnschwellen und glänzende Schienen gestapelt waren. Einige Flüchtlingsfamilien hatten ein paar Schwellen zu provisorischen Unterkünften zusammengesetzt, und sie sahen verzweifelt hinauf, als die Lokomotive vorbeifuhr.
    Die aus Ziegelsteinen und Kalksandstein bestehenden Mauern des alten Hispania befanden sich jetzt links, auf einer niedrigen Erhebung des

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