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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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einem der Lokführer.
    »Wie lange wird es dauern, das wieder herzurichten?«
    Der Lokführer betrachtete ihn aus großen Augen.
    »Wie lange?«
    »Nicht lange, mein Qarth, nicht lange. Aber wir sollten auch Wasser und Holz aufnehmen. Es sind mehr als hundertdreißig Kilometer bis zum nächsten Vorrat.«
    Ha’ark stieß einen Fluch aus und ging zum Bahnhof hinüber, wo er verfolgte, wie mehrere Stück Vieh zum Wasserturm getrieben wurden, um dessen Ausguss hochzustemmen und so zu verhindern, dass das kostbare Nass auslief.
    In der Hütte sah er die kopflose Leiche eines Kriegers flach auf dem Boden liegen.
    Verdammter Idiot! Hatte höchstwahrscheinlich geschlafen.
    Wachen rannten in der Dunkelheit an ihm vorbei, wussten nicht mal, wer er war. Zehn Minuten, eher fünfzehn würden vergehen, ehe sie weiterfahren konnten. Zu viel Vorsprung, und die Flüchtlinge könnten anhalten und eine Weiche ganz zerstören oder eine Schiene aufreißen.
    Er packte eine der vorbeilaufenden Wachen. »Schienenstücke! Habt ihr hier Schienenstücke, Werkzeug, Bolzen auf Lager?«
    Der Wachmann deutete in die Dunkelheit. »Auf der anderen Seite des Nebengleises.«
    »Verdammt noch mal, ladet einen Teil davon in einen der Wagen!«
    Der Wachmann zögerte.
    »Mein Qarth, die Weiche wurde repariert!«, rief der Lokführer.
    Der Wachmann blickte Ha’ark mit großen Augen an und traf Anstalten, sich tief zu verbeugen.
    »Verdammt, mach dich einfach an die Arbeit!«, brüllte Ha’ark. »Ich möchte einen Werktrupp mitnehmen, der sich darauf versteht, Gleise zu reparieren – Vieh oder Krieger, das ist mir egal.«
    Der Wachmann salutierte und lief davon, während der immer noch fluchende Ha’ark dem entfliehenden Zug nachblickte, der in der Ferne verschwand.
    »Land voraus!«, meldete Fjodor.
    Jack setzte sich, einen Fluch nuschelnd, auf und rieb sich die Augen. Jemand schnarchte lautstark in der Hängematte, die über seinem Kopf schwankte. Als er ihr einen Tritt versetzte, stoppte das Schnarchen.
    »Wie spät ist es?«
    »Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang.« Fjodor deutete mit dem Kopf zum östlichen Horizont.
    »Himmel, wir haben Zeit herausgeholt!«, sagte Jack. »Hier oben muss die Windgeschwindigkeit ja vierzig, fünfzig Knoten betragen. Für den Rückflug müssen wir ganz schön tief gehen.«
    Stefan richtete sich auf und rieb sich die Augen.
    »Gut geschlafen?«, fragte Fjodor und bot Jack einen Becher dampfenden Tees an.
    »Wundervoll! Die Luft hier oben ist so rein!«, antwortete Stefan begeistert.
    »Ach, halt doch die Klappe!«, knurrte Jack und umfasste den Becher mit beiden Händen, um sich vor der Kälte zu schützen. Er blickte in den Tee, während sich in seinem Kopf allmählich eine Frage abzeichnete. Endlich blickte er wieder zu Fjodor auf.
    »Ich bin nach vorn gegangen und habe einen Kessel auf das Triebwerk gestellt«, sagte Fjodor und kam so der Frage zuvor.
    Jack blickte zu dem Laufsteg hinaus und schüttelte den Kopf. »Und mal angenommen, du wärst abgestürzt? Wir wären stundenlang im Wind getrieben, du verdammter Idiot, bis wir endlich aufwachten und bemerkten, dass du verschwunden bist!«
    »Sieh mal, möchtest du nun den Tee oder nicht? Zumindest ist es was Heißes.«
    Jack nippte an dem kochend heißen Gebräu und freute sich darüber, dass Fjodor daran gedacht hatte, etwas Honig zum Süßen mitzubringen.
    »Wir haben Land voraus.«
    Jack duckte sich und ging nach vorn. Im frühen Licht der Dämmerung konnte er deutlich eine niedrige Hügelkette erkennen, durch deren Pässe und Täler der Nebel trieb. Dieser Augenblick transzendierte alle seine Ängste. Die dunkleren Schatten der bewaldeten Berge im Norden stießen wie lange Finger über die Steppe hinaus. Rechts von sich erblickte er die indigoblaue Fläche der Großen See, deren lang gestreckte Brecher Kraft aus dem zunehmenden Nordwestwind bezogen. Jack wusste, dass er hier ein Land vor sich hatte, das noch nie ein freier Mensch erblickt hatte.
    Jack setzte sich auf seinen Stuhl, nahm einen weiteren tiefen Schluck Tee und nickte dankbar, als Fjodor ihm ein Butterbrötchen und ein Stück kaltes Pökelfleisch reichte. Er kaute das zähe Fleisch nachdenklich und blendete dabei das überschwängliche Geschnatter Stefans und Fjodors in der Achtersektion aus.
    Er lauschte nach jedem der Triebwerke und fuhr sie langsam erst höher und dann wieder auf Reisegeschwindigkeit herab. Der Windmesser stand bei knapp unter fünfzig Stundenkilometern, aber in Anbetracht der

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