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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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großkalibrigen Sharps-Gewehren, verdienten gutes Geld mit der Jagd auf die Büffel, lieferten damit der Armee Lebensmittel und strichen auch einen guten Ertrag ein, indem sie die Wollpelze bis nach Rus transportierten. Allerdings folgten der Bahnlinie nicht nur die Wolle, die Felle, Asgardmet und Veränderungen der Sprache. Da geschah noch etwas anderes, etwas Undefinierbares.
    Der Historiker in ihm grübelte in letzter Zeit darüber nach. Vielleicht konnte man ja die Grenze als definierendes Element einer Gesellschaft betrachten. Sie formte das Amerika, an das er sich erinnerte, sogar das vor dem Krieg. Ein Gefühl der Bestimmung, eine Atmosphäre von grenzenlosen Möglichkeiten, sogar ein Sicherheitsventil für jene, die nicht ganz in den Rahmen konventioneller Normen passten. Er fand interessant, wie viele seiner alten Soldaten, Männer des Ersten Korps, der Gründungseinheit der Armee, sich an die Eisenbahn gehängt hatten und mit ihr zogen. Vielleicht hatten sie zu viel gesehen, hatten zu lange im Grenzbereich gelebt, um einfach still und leise nach Hause zurückzukehren. Da draußen konnten sie frei sein. Vielleicht war es eher die Grenze, die die Republik definierte, im Gegensatz zu der Vorstellung so vieler, die behaupteten, die Eisenbahn würde die schon bestehende Definition in neue Länder hinaustragen. Vielleicht lag hier der Grund für die Angst im Kongress begründet, in der Erwartung, dass die Dinge sich womöglich noch stärker verändern würden.
    Sollte der Kongress Andrews Traum, eine Bahnlinie rings um den Planeten zu führen, endgültig begraben, dann zogen sie sich damit auf sich selbst zurück. Während er jetzt Vincent folgte, kristallisierte sich in ihm ein Gedanke, und ihm wurde klar, dass hier zum Teil seine Motivation lag, diese Inspektionsreise anzutreten. Er wollte damit aus Suzdal fliehen und sehen, was hier draußen wirklich geschah, es irgendwie anfassen und in sich hineinfließen lassen, um sich an all das zu erinnern, was gewesen war. Und damit formte sich auch ein Gedanke, der ihn frieren machte: Falls sie aufhörten und sich nach innen wandten, würden die Horden früher oder später den Sieg davontragen.
    Als sie sich der Werft näherten, wurde Andrew vor einem Schuppen langsamer, in dem ein neues Schiff Gestalt annahm. Stapel krummer Eichenstücke lagen vor dem Schuppen gestapelt, zusammen mit Streifen aus einem Zoll dickem Eisen. All das war markiert und nummeriert und von Suzdal hierher gebracht worden. Die Arbeiter mussten das Schiff jetzt nur noch nach dem Bauplan zusammenfügen.
    »Sir, da ist unsere neue Schönheit«, verkündete Bullfinch und deutete aufs Wasser hinaus.
    Auf den ersten Blick sah es für Andrew eher nach einer scheußlichen Monstrosität aus. Seine Vorstellung von Schiffen war in Maine entstanden. Das Bowdoin College lag in Brunswick, einer bedeutenden Schiffsbauerstadt, und in der Nähe lag das für seine Clipper berühmte Bath. Ein Schiff hätte für seinen Geschmack Masten haben sollen, die in einem provokanten Winkel nach hinten aufragten, sowie Segel, die weiß wie Schnee waren. Er bemühte sich um ein beifälliges Lächeln, als Bullfinch ihn zum Dock hinabführte.
    Die Mannschaft war an Steuerbord aufmarschiert, auf dem schmalen offenen Deck zwischen der Reling und dem gepanzerten Blockhaus. Als die Inspekteure näher kamen, ertönten Pfeifen, und die Schiffsgemeinschaft nahm Haltung an. Andrew erinnerte sich noch an das Marineritual: Er stieg an Bord und salutierte erst vor der Flagge sowie anschließend dem Offizier an Deck.
    Er wusste, dass man jetzt eine Ansprache von ihm erwartete, und so sonderte er kurz die inspirierende Variante ab, wobei er die stolzen Erfolge der Marine erwähnte und schließlich seiner Zuversicht Ausdruck verlieh, dass die Männer dieses Schiffs die Tradition weiterführten. Die Matrosen wurden dann entlassen, und Andrew nahm die Umgebung neugierig in Augenschein.
    »Wir haben hier ein interessantes Design, Sir«, sagte Bullfinch und führte ihn zum Bug, sodass er einen vollständigen Eindruck nach achtern hatte. »Sie hat Schaufelräder rechts und links, und diese beiden Huckel weiter achtern, beide acht Meter hoch, bilden die gepanzerten Gehäuse für die Schaufelräder.«
    »Ich dachte, Schiffsschrauben wären die bessere Lösung«, mischte sich Emil ein.
    »Was Einsätze auf tiefen Gewässern angeht, bin ich Ihrer Meinung, aber die Große See ist ein interessantes Gewässer. Bislang wurde sie kaum kartografiert. Wir

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