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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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gemacht. Freistellung von der Fabrikarbeit, Aufnahme in den geschützten Kreis des Qar Qarth und das Recht, sich überall im Reich niederzulassen. Ich habe zehn Leute in der Gießerei, fünf in der Dampfmaschinenfabrik, weitere fünf in der Kanonengießerei, fünf in der Gewehrfabrik und ein weiteres Dutzend in sonstigen Anlagen verstreut. Wir sind damit gut aufgestellt.«
    »Aber das da ist wertlos!«, bellte Karga und deutete auf die Papiere.
    Dale nahm den Stapel auf und sichtete ihn langsam. Die Namen der Gestorbenen waren rot durchgestrichen. Prüfanmerkungen mit den Buchstaben »b.l.« mussten bettlägerig bedeuten und »l.A.« leichte Arbeit.
    Er ging die Unterlagen weiter durch, während Karga auf und ab marschierte. Dale wusste, dass Karga ihn hasste, weil Dale unter dem offiziellen Schutz des Qar Qarth stand und als Sicherheitschef für alle Lager Zugang zu Kenntnissen hatte, die der Aufseher lieber für sich behalten hätte.
    Er betrachtete die Listen für jeden der zwölf Öfen. Bei Nummer sechs war die halbe Mannschaft ausgefallen, und zwei davon waren in der zurückliegenden Woche an galoppierender Schwindsucht gestorben. Er fuhr mit der Liste fort und stockte bei Nummer drei. Sechs Personen waren entweder mit leichter Arbeit betraut oder bettlägerig. Etwas rührte sich in Dales Erinnerungen, und er zog eine Schublade auf und nahm die Unterlagen der Vorwoche heraus. Dort waren dieselben sechs Leute eingetragen, und in der Woche davor ebenfalls.
    Er wusste, dass Karga wie die meisten Bantag Schwierigkeiten hatte, einzelne Menschen zu unterscheiden. Wenn sie aus einer Höhe von zwei Meter zehn bis zwei Meter vierzig auf ausgemergelte, schmutzige, stinkende Gefangene in Lumpen hinabblickten, konnten sie sie gewöhnlich nicht auseinanderhalten. Deshalb machten sich die Bantag nur die Mühe, täglich die Anzahl zu prüfen, und solange die Listen der Lebenden und der Toten jeweils passten, waren sie zufrieden.
    An Nummer drei arbeiteten vor allem die Schwarzen. Hinsen rümpfte angewidert die Nase. Er hatte sich schon auf der Erde wenig aus ihnen gemacht. Schließlich waren sie die Ursache für den Krieg, für den man ihn eingezogen hatte. Sollten sie doch selbst für die Befreiung ihrer Arsche sorgen! Und jetzt hatte er wieder mit ihnen zu tun.
    Lief da irgendwas ab? Wahrscheinlich handelte es sich um einen unschuldigen Umstand, aber andererseits – dieselben sechs Personen über so lange Zeit, während alle anderen gesund blieben? Und etwas anderes fiel ihm ein. Schon durch die Art und Weise, wie die Gießerei organisiert war, arbeiteten die Männer und Frauen dort als Einheit, ungefähr dreißig an jedem Ofen oder automatischen Hammer. Falls tatsächlich etwas geplant wurde, dann wahrscheinlich innerhalb einer solchen Gruppe, denn ein Geheimnis konnte dort lange gewahrt bleiben, und außerdem formten die darin entstandenen Freundschaften ein gemeinsames Band.
    Trotzdem fragte er sich erneut, wie eine Flucht geplant und ausgeführt werden könnte. So, wie er es sah, führten nur drei Wege nach draußen: Entweder übernehmen sie einen Zug auf der Fahrt durchs Tor; sie blockieren irgendwie ein Tor und greifen es an; oder sie graben sich unter dem Wall hindurch.
    Falls sie ein Tor angriffen oder eine Lokomotive übernahmen, hieß das, dass eine große Zahl von ihnen gleichzeitig agieren würde, und auch hier würde die Einheit wieder aus einer der Arbeitsgruppen bestehen.
    Ein Tunnel? Er hatte schon vorgeschlagen, die Unterkünfte mit über der Erde liegenden Fußböden zu bauen, um genau das zu verhindern. Aus der Gießerei? Er hatte das Gebäude nie selbst betreten. Sogar Ha’ark war der Meinung, dass es für Hinsen zu gefährlich war, jemals das Lager dort zu betreten – zunächst weil Hinsens Identität geheim gehalten werden musste, und zweitens wollte vielleicht jemand, falls er Hinsen erkannte, ein Leben gegen ein Leben tauschen. Es wäre typisch für Hans, genau so etwas zu befehlen, wurde er sich bewusst.
    Aber die Gießerei oder sonst ein Werk – ob sie wohl dort direkt unter der Nase der Aufseher gruben? Er dachte darüber nach und ließ den Gedanken wieder fallen. Unmöglich. In jeder Fabrik herrschte ein striktes Kastensystem, das einmal die geschulten Arbeiter kannte und dann die Chinsklaven. Allen Chin sagte man, dass sie freigelassen würden und nach Hause zurückkehren dürften, falls sie bemerkten, dass etwas nicht stimmte, und es meldeten. Das System funktionierte gut. Nirgendwo in einem

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