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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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seinen warmen Atem in ihr Gesicht blasen ließen. Ein Stück lebendiges Holz.
    Es war ein einmaliges Gefühl und sie hoffte, dass er nicht plötzlich aufstehen würde. Dann küsste er sie und das Feuer der Liebe schlug seine höchsten Flammen. Leider mussten sie es dabei belassen, denn sie wussten nicht, inwieweit Genésio nicht doch misstrauisch war.
    Sie schlichen auf den Zehenspitzen zum Haus und vereinbarten, dass sie sich die Schuhe ausziehen und leise in ihr Zimmer gehen sollte. Kaluga wollte anschließend mit einem Sack Bohnen zur Küche gehen, wo die Männer ihn, falls sie irgendein Geräusch vernehmen sollten, antreffen würden. Der Plan klappte!
    Als Mama in ihr Zimmer trat, forderte Genésio die Männer mit einer Handbewegung auf, zu schweigen. Er ging in die Küche und traf auf Kaluga, der gerade den Sack Bohnen auf den Boden stellte.
    »Was machen Sie hier, junger Mann?«
    Obwohl es auf der Fazenda elektrisches Licht gab, wurde es selten benutzt. Man benutzte allgemein Fackeln oder Kerosinlampen. Aber heute, bei Vollmond, waren selbst diese Leuchten nicht notwendig. Die Nacht wurde im hellen Mondlicht fast zum Tag.
    »Meine Mutter hat gesagt, es gäbe keine Bohnen mehr, und…«
    »Ich verstehe. Aber jetzt verschwinden Sie.«
    Mama hörte alles hinter der Tür. Sie versuchte, ihren Atem zu kontrollieren.
    Im Dunkeln hinter der Tür war es viel frischer als in der Scheune, denn dort hatte sie das Feuer der Leidenschaft erwärmt.
    Sie legte ihr Ohr an die Tür und hörte, wie Gläser auf den Tisch gestellt wurden, in die irgendein Getränk geschüttet wurde.
    »Das war nur ein Angestellter.«
    »Was wollte er um diese Uhrzeit? Bist du sicher, dass er keinen Verdacht geschöpft hat?«
    »Ihr könnt beruhigt sein.«
    »Also kommen wir wieder zur Sache.«
    »Ja«, antwortete Genésio, »zurück zu den Geschäften.«
    Das Getränk wurde in einem Zug abgekippt und sie gingen zurück ins Arbeitszimmer.
    Sie setzte sich ganz langsam auf ihr Bett, denn das kleinste Geräusch könnte ihren Verdacht erwecken. Nach einer gewissen Zeit legte sie sich hin. Ihre Bewegungen waren langsam wie die eines Alligators und ihre Ohren lauschten wachsam. Als sie ihren Kopf auf das Kissen legte, fühlte sie etwas in ihrem Haar. Sie griff mit Ihrer Hand an die Stelle und befürchtete, es sei irgendein Tier. Aber dann berührte sie die Blätter einer Blume, deren Farbe sie erst am nächsten Tag zu Gesicht bekam. Sie roch an ihr und fragte sich, wann er sie wohl in ihr Haar gesteckt habe. Der Stängel war geschickt in ihre Locken gesteckt worden, wo sich die Blume bis jetzt gehalten hatte.
     dachte sie und bewunderte diese romantische Geste.
    Sie dachte den ganzen Tag über an die letzte Nacht, an sein Auftauchen, seine Berührung, seinen Blick, an das Versteck unter der Plane, die Nähe seines Körpers und… an ihren Kuss.
    Aber dann schweiften ihre Gedanken ab zu Genésio, der dieser schönen Nacht durch seine unerwartete Ankunft einen Moment des Schreckens hinzugefügt hatte. Und sie dachte an sein Gespräch mit diesen Männern.
    , dachte sie.
    Es ging um den Schwarzmarkt mit den Waffen aus Heeresbeständen. Die Käufer waren von weit her angereist. Zuerst kamen sie in seinen Laden in der Stadt, von wo sie zusammen zur Fazenda fuhren. Dort besuchten sie zuerst die Kaffeeplantage, wo sie sich als Kaffeehändler ausgaben und fuhren anschließend zum Haupthaus, wo sie in Genésios Arbeitszimmer ihren wahren Geschäften nachgingen.
    An diesem Nachmittag hängte Mama Wäsche auf. Der Wind ließ ihr Haar auf- und abgleiten und spielte mit ihren goldenen Locken. Sie begann, zu singen und zu lächeln, aber dann rief sie sich zur Ordnung.
    ‹Wie kann ich bei alledem, was meiner Familie zugestoßen ist, glücklich sein? Ich bin ein Monster.›
    Ein Brief wurde unter der Tür hindurchgeschoben und Tim hob ihn auf.
    »Geh’ in den Garten zum Spielen«, bat Tereza.
    Er setzte sich in den Garten und schaute auf unsere Bauwerke. Die Brücken waren noch intakt, aber ihr »Fluss« war ausgetrocknet. Er sehnte sich nach Fred und stand auf, um einen Eimer mit Wasser zu füllen und damit dem Fluss zu neuem Leben zu verhelfen.
    Tereza zog ihre abgelaufenen Sandalen an und lief zur Apotheke. Aristeu warf ihr einen freundlichen Blick zu und wies auf die Tür zum Arbeitszimmer. Wenn es etwas gab, das alle Leute an ihm

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