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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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Körper und der langsamen Sprache war der Herr der Weisheit.
    Sie folgte seinen Worten. Aber da es nicht ihre Art war, die Arme zu verschränken, beschloss sie, etwas anderes zu tun.
    Sie nutzte die Tatsache aus, dass Rufino in der Stadt war, und trommelte alle Angestellten zusammen.
    Alle legten ihre Arbeit nieder und setzten sich in einem Kreis auf der roten Erde am Aufstieg zur Kaffeeplantage zusammen. Von dort oben konnten sie gut sehen, wenn der Vorarbeiter am Haupteingang eintraf. Sie sprach zu ihnen, wie wichtig es sei, herauszufinden, wo Kaluga gefangengehalten wurde, und betonte, dass es noch wichtiger sei, zu herauszufinden, wer Dona Ágata wirklich ermordet hatte.
    »Wir müssen das herausfinden, um seine Unschuld zu beweisen und damit dem Coronel helfen, den wahren Mörder festzunehmen.«
    Alle gaben ihr Recht und drückten ihre Empörung über die Verhaftung ihres Bruders aus.
    Am Dienstag kam ein schwarzer Bugatti in die Stadt und verursachte großes Aufsehen. Wer den Anblick dieses eleganten Wagens in den von Pferdekutschen zerfurchten staubigen Straßen gesehen hatte, würde ihn so schnell nicht wieder vergessen. Die Kunde verbreitete sich wie ein Lauffeuer in alle Winkel dieser kleinen Stadt.
    Am Bahnhof schaute sich Nivaldo nach Mama um, die dort seit dem frühen Morgen auf ihn wartete.
    Die Reise dauerte lange, weil die Autos damals nicht so kräftige Motoren hatten und der Zustand der Straßen alles andere als gut war. Es gab also genug Zeit, sich über einige Förmlichkeiten hinwegzusetzen. Eine Regel war schon von Beginn an gebrochen, nämlich, dass eine Frau allein mit einem Fremden verreiste. Zu ihrem Glück war dieser Fremde weder unverschämt wie Genésio noch unangenehm wie Rufino. Beide unterhielten sich angeregt, was die Reise weniger anstrengend gestaltete.
    Sie unterschrieb die Entlassungspapiere für Tim und benutzte das Geld des Richters um die Krankenhauskosten zu bezahlen.
    Leider hatte die Krise auch negative Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich.
    In der Hauptstadt gab es viele Hochhäuser und andere Gebäude, die Tim noch nie gesehen hatte. Er schaute aus dem Fenster des Autos, während Mama ihn in den Armen hielt und die Fragen ihrer Schwägerin über seine Gewohnheiten beantwortete. Sein Zimmer war schon für ihn hergerichtet, und am meisten mochte er den Ausblick, den er von seinem Fenster aus hatte. Beim Abschied trat die Sehnsucht zutage, die in ihren Herzen verankert war. Es waren Schmerzen, heftige Schmerzen.
    Auf dem Rückweg brach Nivaldo das Schweigen, um sie ein wenig aufzumuntern.
    »Wenigstens ist er wieder gesund. Das ist das Wichtigste.«
    Beim Abschied in Madrigal bat sie ihn, Folgendes auszurichten:
    »Bitte sagen sie Ihrem Chef, dass ich niemals in der Lage sein werde, zu bezahlen, was er für mich getan hat. Ich werde ihm für immer dankbar sein.«
    Der Mann nickte mit dem Kopf, wies das Trinkgeld zurück und fuhr los, während ihm eine Menschenmenge nachschaute.
    Sie wollte sich ein wenig die Füße vertreten und lief zu unserer Straße. Sie ging langsam und betrachtete dabei jedes Haus, die Gärten, alle Details. Nostalgie machte sich in ihrem Herzen breit. Vor unserem Haus blieb sie wie versteinert stehen. Sie erinnerte sich an so viele schöne Geschehnisse und konnte kaum glauben, dass sie sich wirklich ereignet hatten. Die Erinnerungen stapelten sich in ihrem Kopf. Sie lächelte… und das Haus schien zurückzulächeln.
    Kita hing wie immer in ihrem Fenster, ihrem Lieblingsplatz, aber zu Mamas Erstaunen weinte sie.
    Dieses Auto war das Tagesgespräch in Madrigal, und unter normalen Umständen hätte Kita sie mit Fragen überhäuft und jede Menge Kommentare abgegeben. Aber heute war alles überraschenderweise ganz anders.
    »Was ist denn los?«
    »Mir geht es gar nicht gut«, antwortete sie mit verbitterter Stimme. »Ich habe keine Nachrichten mehr von meinem Sohn erhalten. Ich versuche immer wieder, Kontakt aufzunehmen, aber er antwortet nicht.«
    »Und Ihr Bruder?«
    »In seinem letzten Brief hat er angedeutet, dass Bitu unglücklich über sein Leben im Seminar ist und wohl bald keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen könnte. Ich bin seine Mutter. Es ist so hart, keine Nachricht vom einzigen Sohn zu erhalten.« Sie fing wieder an, zu weinen.
    Mama betrachtete ihr mageres, blasses Gesicht.
    »Warten Sie noch ein bisschen«, sagte sie mehr zu sich selbst, denn sie hatte seit langer Zeit keine Nachrichten mehr von Fred und Tereza erhalten.
    Die Frau wischte

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